Ein bekanntes Gesicht

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„Will ist der größte Idiot, der mir je untergekommen ist!"

Überrascht drehte ich mich um und sah Caroline an, die wutschnaubend in unser Büro gestürmt kam und die Tür laut hinter sich zuknallte.

„Solltest du solche Ausrufe nicht erst machen, wenn die Tür bereits zu ist?", fragte ich schmunzelnd. „Was ist überhaupt los?"

„Ich bin eben Will im Foyer über den Weg gelaufen und habe ihn darauf angesprochen, dass uns jetzt, wo er befördert wurde, eine Arbeitskraft fehlt. Weißt du was seine Reaktion war?" Ich öffnete den Mund, da ich es mir sehr gut denken konnte, doch Caroline ließ mich gar nicht zu Wort kommen. „Wir wären doch zwei große Mädchen und würden das schon bewältigen können, auch wenn er natürlich versteht, dass er uns fehlt. Diese Beförderung war definitiv nicht gut für ihn!"

Ich seufzte und wandte mich wieder zu dem Aktenschrank um.

Caroline hatte nicht unrecht. Seit Will der stellvertretende Leiter des Auktionshauses geworden war, hatte er sich verändert. Er war nun extrem abgehoben und wechselte kaum noch ein Wort mit Caroline und mir. Überhaupt konnte ich mich nicht daran erinnern, dass er noch einmal in unserem Büro gewesen wäre, seit er befördert worden war.

Außerdem erstickten Caroline und ich jetzt in Arbeit, da in unserer Abteilung nun eine Arbeitskraft fehlte, doch Will hatte sich bisher nicht darum gekümmert jemand neues einzustellen und sei es nur eine Aushilfskraft.

„Ich bin froh, dass du nicht mit ihm ausgegangen bist!"

Endlich hatte ich den Ordner gefunden, den ich gesucht hatte und zog ihn aus dem Schrank. Dann ging ich zurück zu meinem Schreibtisch und sah Caroline mit hochgezogener Augenbraue an. „Wenn ich dich daran erinnern darf, warst du diejenige, die mich unbedingt mit Will verkuppeln wollte."

„Schuldig im Sinne der Anklage", murmelte meine Kollegin ergeben. „Aber wer hätte gedacht, dass Will einmal ein größerer Kotzbrocken sein könnte als Sherlock?"

Lachend schüttelte ich den Kopf als mein Handy klingelte. Sofort setzte Caroline sich auf. „Das ist doch jetzt nicht ernsthaft er, oder?"

„Nein", beruhigte ich sie. „Das ist nicht Sherlock, sondern mein Bruder."

„Das wäre sonst wirklich gruselig gewesen", erwiderte Caroline erleichtert.

Grinsend nahm ich den Anruf an. „Hi, John. Was gibt es?"

„Hey, störe ich gerade?", fragte mein Bruder. „Du bist doch auf der Arbeit, oder?"

„Ja, aber du störst nicht. Du hast nur Caroline gerade erschreckt."

„Wie das?"

„Sie dachte, es wäre Sherlock."

„Naja, ich rufe eigentlich in seinem Auftrag an."

„Tatsächlich?", fragte ich irritiert, konnte es mir jedoch nicht verkneifen diese Information an Caroline weiterzugeben.

„Oh mein Gott. Ich sage ja, das ist total gruselig", murmelte sie kopfschüttelnd.

„Er will wissen, ob du heute Abend vorbeikommen kannst. Er meinte, es ginge um einen neuen Fall und dass du sicher Interesse daran hättest", erklärte mein Bruder mir.

„Und warum ruft er mich nicht selbst an?"

„Keine Ahnung. Er hat irgendetwas von Zeit geben gemurmelt und ist dann in seinem Zimmer verschwunden."

Etwas verwirrt dachte ich darüber nach. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sich zwischen Sherlock und mir langsam die Dinge wieder normalisieren würden. Hatte ich mich dabei geirrt?

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt