Der Reichenbach-Held (Teil 2)

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„Hier ist euer Bild."

Stirnrunzelnd sah ich von Will zu Sherlock und dann wieder zu der Malerei, die mein Kollege uns präsentierte.

„Ich verstehe nur nicht, was daran jetzt so wichtig ist", fuhr Will fort.

„Sie sind ja auch ein Idiot", erwiderte Sherlock prompt.

„Sherlock", maßregelte ich den Detektiv und stupste ihn leicht an. „Ich verstehe es ehrlich gesagt auch nicht."

Erneut sah ich mir das Bild an, welches in einem schlichten Holzrahmen vor uns stand. Es handelte sich dabei um ein Aquarell auf Leinwand, welches nicht älter als zehn Jahre zu sein schien und im Querformat gemalt worden war. Es hatte also nichts mit dem verschwundenen Turner gemeinsam.

„Dieses Bild gehört zum Crawley-Erbe", erklärte Sherlock ungeduldig. „Aber es wurde eine Woche nach dem ganzen Rest ins Auktionshaus gebracht. Laut der Liste, die mir euer Wachmann gegeben hat, wurde es von einer Privatperson abgegeben."

„Ich enttäusche dich nur ungern", seufzte ich. „Aber das ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Wenn unsere Leute etwas abholen, kann schon mal was vergessen gehen."

„Breanna hat Recht", stimmte Will mir zu. „Es ist einfach ein großer Zufall, dass dieses Mal ausgerechnet ein Bild vergessen wurde."

„Es gibt keine Zufälle", sagte Sherlock bestimmt und wandte sich schon wieder zum Gehen. „Ich rede noch einmal mit dem Wachmann. Ich will wissen, wer die Privatperson war."

Nachdenklich sah ich ihm kurz nach und half dann Will die Malerei wieder zu verstauen.

„Meinst du nicht, dass er sich gerade etwas verrennt?", fragte mein Kollege mich vorsichtig. „Er sollte den Turner finden und nicht moderne Malerei untersuchen."

„Ich würde dir zustimmen, wenn ich Sherlock nicht so gut kennen würde", antwortete ich ehrlich. „Wenn er meint, dass da etwas faul ist, dann lass es ihn überprüfen. Schaden kann es sicher nicht."

„Es steht ja nur dein Job auf dem Spiel."

„Ich vertraue Sherlock. Er bekommt das hin", sagte ich ruhig. „Kann ich die Akte für das Crawley-Erbe haben? Vielleicht braucht Sherlock sie noch."

Will nickte und reichte mir einen dünnen Ordner. „Dann wünsche ich weiterhin viel Erfolg. Caroline und ich übernehmen deine Arbeiten, bis die Sache durchgestanden ist."

„Danke", lächelte ich und folgte Sherlock durch das Lager.

Liam hatte es tatsächlich geschafft und mir direkt am nächsten Tag seine Liste über die Aktivitäten im Lager übergeben. Sherlock hatte zwei Tage lang die Notizen überprüft und ehrlich gesagt hatte ich schon erwartet, dass dabei nichts herauskommen würde. Doch Sherlock war am vorigen Abend zu mir gekommen und hatte mich nach dem Crawley-Erbe gefragt, welches, seiner Meinung nach, einer Untersuchung wert war.

„Hey", machte ich Sherlock und Liam auf mich aufmerksam, als ich zu ihnen trat. „Hast du deine Antworten?"

„Ja. Es war wohl der Neffe der verstorbenen Mrs. Crawley, der das Bild abgeliefert hat."

„Netter Mann", fügte Liam hinzu. „Er war sehr höflich und hat sich noch eine Weile mit mir unterhalten."

„Und was hast du jetzt vor?", wollte ich von meinem Freund wissen, der nachdenklich die Hände aneinandergelegt hatte.

„Wissen Sie denn, wo ich den Neffen finden kann?", fragte Sherlock unseren Wachmann.

„Klar, ich habe mir seine Kontaktdaten aufgeschrieben", nickte dieser sofort. „Warten Sie einen Moment."

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Where stories live. Discover now