Ängste und Emotionen

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„Sie wollen was?", fragte ich und starrte Detective Inspector Lestrade fassungslos an.

„Ich will gar nichts", berichtigte mich dieser sofort. „Die Bitte kommt vom Staatsanwalt. Ich überbringe sie nur."

Ich wusste nicht, ob ich entsetzt sein oder einfach Lachen sollte. Mein Bruder, der bis eben noch in der Küche gewerkelt hatte, stand nun im Türrahmen und sah ähnlich hin und her gerissen aus. Sherlock hingegen saß gelangweilt in seinem Sessel und sah uns alle stirnrunzelnd an.

„Von mir aus. Ich mache es", meinte er schließlich und wandte sich wieder seinem Handy zu.

Überrascht sah ich zu ihm. „Du willst als Zeuge gegen Moriarty aussagen?"

„Warum nicht?", wollte Sherlock wissen und sah wieder zu mir.

Ich zuckte mit den Achseln, obwohl mir so einige Gründe einfielen, warum das eine schlechte Idee war. Allein die Vorstellung Sherlock könnte vor einem Richter stehen und befragt werden, war schon verdammt abwegig und da spielte noch nicht mal meine Sorge wegen Moriarty mit rein.

„Ich könnte doch auch aussagen, oder?", fragte ich bemüht unschuldig und sah wieder zu Lestrade. „Mit mir hat der Staatsanwalt sicher nicht so viele Probleme, wie er mit Sherlock haben wird und ich habe fast genauso viel Zeit mit Moriarty verbracht wie er."

Ich war zwar nicht besonders scharf darauf, mich noch mehr in die Schussbahn des kriminellen Superhirns zu begeben, aber wenn ich dafür Sherlock schützen konnte, sollte es mir recht sein.

„Kommt gar nicht in Frage", unterband Sherlock meine Versuche jedoch sofort und sprang auf. „Denkst du wirklich, ich lasse zu, dass Moriarty seine Aufmerksamkeit noch mehr auf dich lenkt?"

Seufzend sah ich zu dem Detektiv, der mich mit zusammengezogenen Augenbraunen anstarrte. Offenbar waren wir in einer Pattsituation gelandet, in der wir uns gegenseitig schützen wollten in dem wir uns vor den anderen stellten. Die Frage war jetzt nur noch wer von uns beiden nachgeben würde. Da ich Sherlock jedoch noch immer nichts von Moriartys Drohung mir gegenüber erzählt hatte, wägte ich mich mit einem Trumpf in der Hand auf der sicheren Seite.

Ich bemerkte am Rande, dass sowohl mein Bruder als auch der Detective Inspector uns nicht aus den Augen ließen und uns mit einer Mischung aus Belustigung und Anspannung beobachteten, doch mein Hauptaugenmerk lag auf Sherlock. Seine Miene war undurchdringlich und ich dachte fieberhaft darüber nach, wie ich ihn davon abhalten konnte gegen Moriarty auszusagen. Leider kam ich nicht dazu einen Versuch zu starten, denn plötzlich trat Sherlock noch einen Schritt auf mich zu, sodass uns nur noch wenige Zentimeter trennten. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor er mein Kinn umfasste, so dass ich ihm nicht ausweichen konnte. Mit der anderen Hand griff er nach meiner und verschränkte unsere Finger. Sherlocks Geruch, der mich nun umhüllte, ließ meine Gedanken plötzlich zähflüssig wie Honig fließen. Tief in mir wusste ich, dass ich nur die Augen schließen müsste, um mich seinem Bann zum Teil zu entziehen. Doch der Blick seiner sturmgrauen Augen fesselte mich zu sehr.

„Bitte, Breanna", sagte er leise und sanft, während er mit seinem Daumen immer wieder über meinen Handrücken strich. „Überlass mir den Kampf."

Mein Mund war staubtrocken geworden und ich musste mehrmals schlucken. Wenn Sherlock mich so ansah, konnte ich kaum widersprechen und das gefiel mir nicht. Doch vermutlich wusste er gar nicht, welche Macht er inzwischen über mich hatte.

„Also gut", knurrte ich unzufrieden. „Aber mir gefällt das ganze überhaupt nicht."

„Danke", lächelte Sherlock und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor er sich wieder an Lestrade wandte. „Sie können dem Staatsanwalt ausrichten, dass ich aussagen werde."

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Where stories live. Discover now