Zuhause

2.2K 131 43
                                    

Sherlock

Schweigend fuhr ich durch Londons Straßen. Breanna war neben mir leicht weggedöst und ich ließ ihr die Ruhe. Meine Gedanken waren im Moment sowieso nur von einer einzigen Frage beherrscht. Wer zum Teufel steckte hinter der Entführung von Breanna? Irgendwie glaubte ich nicht wirklich, dass es Mycrofts Terrorzelle gewesen war. Nur wer sonst hätte einen Grund gehabt so mit uns zu spielen?

Aus den Augenwinkeln sah ich zu der Frau neben mir. Hinter ihren Augenlidern zuckte es, also war sie nur in einem dämmrigen Zustand und noch nicht vollständig eingeschlafen. Vielleicht war das aber auch besser so, da ich sie gleich wieder würde wecken müssen.

Ich fuhr an den Bordstein und hielt. Sobald ich den Motor ausgeschaltet hatte, drehte ich mich vollständig zu ihr um. Sanft strich ich ihr über die Stirn und achtete dabei darauf die Wunde nicht zu berühren.

„Breanna", weckte ich sie leise. „Wir sind da."

Sie schlug die Augen auf und blinzelte einen Moment desorientiert. Dann ging ihr Blick aus dem Fenster und sie schluckte. „Sagtest du nicht, du wolltest mich nach Hause bringen?"

„Das habe ich", erwiderte ich ruhig und stieg aus.

Langsam ging ich um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Auffordernd hielt ich ihr meine Hand hin und für einen Moment glaubte ich, Breanna würde protestieren, doch dann kam sie meiner stummen Aufforderung nach und ließ sich aus dem Wagen helfen.

Seite an Seite gingen wir hinüber zu 221B.

„Ich wohne hier aber nicht mehr", sagte Breanna leise.

Ich ignorierte ihren Einwand und schloss die Haustür auf. Mochte ja sein, dass sie eine neue Wohnung hatte, aber ich war nach wie vor dagegen diese als Breannas Zuhause zu bezeichnen. Sie folgte mir auch ohne zu zögern ins Innere des Hauses und kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, schlang ich meine Arme um sie und hob sie hoch.

„Hey, was wird das?", fragte sie überrascht und klammerte sich an meine Schultern. „Ich kann selbst laufen."

„John hat gesagt, dass du dich nicht überanstrengen darfst", würgte ich ihre Proteste ab und trug sie die Treppe nach oben. Erst als wir im Wohnzimmer standen ließ ich sie langsam wieder los.

Ihr Blick glitt durch die Wohnung und ich fragte mich unwillkürlich, was in ihr vorging. Ich wusste, dass sie nach meinem Sprung noch einmal hier gewesen war, denn sowohl das Notenbuch, welches ich ihr hinterlassen hatte, als auch meine Geige waren verschwunden und ich wusste, dass niemand von ihren Freunden diese Sachen für sie eingepackt hätte.

„Komm", durchbrach ich das Schweigen schließlich. „Du solltest duschen und dir etwas anderes anziehen. Und dann müssen wir uns um deine Wunde am Kopf kümmern."

Sie nickte leicht und folgte mir zum Badezimmer. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass ihre Hände leicht zitterten. Als sie meinen Blick bemerkte, versteckte sie diese jedoch in ihren Manteltaschen und wich mir aus. Mit einem leisen Seufzen öffnete ich die Badezimmertür und ließ sie hinein.

„Du weißt, wo du alles findest. Ich suche dir ein paar Kleider raus und lege sie vor die Tür."

Erneut nickte Breanna stumm und ich drehte mich zu meiner Zimmertür um.

„Sherlock?", fragte sie leise und das Zittern in ihrer Stimme, ließ mich besorgt über die Schulter blicken. „Danke... Für... für alles."

Ich erwiderte ihr Lächeln und verschwand in meinem Zimmer, während Breanna ins Badezimmer ging. Kurz darauf hörte ich das Wasser durch die Leitungen rauschen. Ich stand vor meiner Kommode und überlegte was ich Breanna zum Anziehen geben sollte. Sie war deutlich kleiner als ich und hatte auch keine von ihren eigenen Sachen mehr hier. Schließlich nahm ich ein T-Shirt und eine Jogginghose heraus. Die Sachen trug ich sowieso kaum.

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Where stories live. Discover now