Es war ungewohnt, ihn jetzt bei vollem Tageslicht zu sehen, inmitten seiner Wohnung, mit seiner Frau zusammen, von der er mir so oft erzählt hatte, und ihn dabei zu beobachten, wie er sich eine Küchenschürze umband, da das Essen anscheinend noch nicht ganz fertig war.

"Unterhaltet ihr euch erst mal, ich hab noch etwas zu tun.", meinte er noch zu uns, bevor er eine milchige Trenntür vorschob, die die Küche von dem Wohnzimmer trennte und dann begann im Raum dahinter herum zu werkeln.

Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte, also starrte ich schweigend auf meine Füße, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

"Steh doch nicht so verloren rum, setz dich doch!", forderte mich Sora mit warmer Stimme auf und lächelte aufmunternd, weshalb ich nickte und mich auf einem der hölzernen Stühle am Tisch nieder ließ.

"Also, Amun hat zwar schon ziemlich viel von dir erzählt, aber ich würde das gerne einfach von dir hören.", begann sie, "Also, ja, was machst du so?"

Ich überlegte.

"Naja, also, ihren Mann hab ich kennen gelernt, als er mich trotz meiner Minderjährigkeit im Club als Aushilfe am Freitag Abend eingestellt hat.", fing ich an, "Er hat mir wirklich viel geholfen, hat mir erlaubt, an Abenden nach den Hauptacts noch etwas zu üben und ja, hat mich einfach unterstützt."

"Und was hast du geübt?", wollte Sora wissen und legte interessiert den Kopf schief.

Auch, wenn ich nicht glauben konnte, dass Amun ihr das nicht schon erzählt hatte, antwortete ich:

"Also, ich rappe in meiner Freizeit und da meine Improvisationstechnik  genauso wie meine Bühnenpräsenz noch nicht wirklich gut sind, habe ich ihn gefragt, ob ich im Seoup Seoul üben dürfte, was er mir erlaubt hat. Deshalb bin ich manchmal noch so spät auf. Weil ich warte, bis die richtigen Künstler weg sind, um dann selber noch etwas beizutragen."

"Aha..", nickte Sora und schien zu überlegen. Dann grinste sie.

"Und wer ist dieser Schwarm, mit dem du anscheinend ein paar Stunden in einer Garage schläfst?"

"Ich-Also, eigentlich- Also, wir schlafen nicht miteinander, wir sind nur Freunde und-"

Ich wurde unterbrochen, da sie anfing, schallend zu lachen.

"Ich hab doch auch nicht gesagt, dass ihr miteinander eine heiße Nacht habt oder so!", kicherte sie weiter, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, "Ich habe nur gemeint, dass ihr den Schlafplatz miteinadner teilt!"

Sie begann wieder vor sich hin zu giggeln, während ich langsam wieder rot anlief und mich innerlich für mein teilweise sehr unpassendes zweideutiges Denken verfluchte.

"Aber alles gut. Ich hätte es von vorne rein anders formulieren sollen. Ich war ja auch mal in deinem Alter.", sie grinste schief, "Da denkt so gut wie jeder etwas falsch. Also alles gut."

"Ähm, ja, also, jedenfalls,", begann ich erneut und versuchte, nicht weiter daran zu denken, "Also das ist ein guter Freund von mir. Er heißt Jimin und wir machen eigentlich noch nicht lange was zusammen. Es hat vor ungefähr...etwas mehr als einem Monat angefangen, nachdem ich zu seiner Geburtstagsparty eingeladen gewesen war. Danach hat er ein paar Mal mit mir reden wollen und nach und nach hat sich dann eine Freundschaft entwickelt...."

Ich erzählte Sora, wie er mir geholfen hatte, einfach, indem er bei mir gewesen war und Zeit mit mir verbracht hatte. Ich erzählte ihr davon, wie er für mein Lied gesungen und wir uns danach gestritten und wieder versöhnt hatten, wie er mich mal zur Schicht begleitet und getanzt hatte, beschrieb ihr, wie schön er eigentlich tanzte und was für ein toller Mensch er war, wie verständnisvoll, lustig, ehrlich, hilfsbereit, warmherzig und dennoch starrköpfig und manchmal launisch.

Ihre Frage am Ende, ob ich mich in ihn verliebt hatte, war eigentlich ziemlich unnötig, da es nun schon ziemlich offensichtlich war, doch ich antwortete dennoch.

Oder zumindest wollte ich es, da mir Amun zuvor kam.

"Dieser Junge Mann ist so hoffnungslos verliebt, dass es schon weh tut.", meinte er nämlich, mit einem großen Teller in der einen Hand und Besteck in der anderen, da er anscheinend nun fertig war und den Rest unseres Gesprächs mitbekommen zu haben schien.

Sora grinste, auch wenn es leicht wehmütig war und legte kurz mitfühlend ihre Hand auf meine, bevor sie aufstand, um ihrem Gatten beim Tischdecken zu helfen, der mir befahl, sitzen zu bleiben, als ich Anstalten machte, ebenfalls aufzustehen.

Kurz darauf war auch schon alles gedeckt und wir saßen alle beieinander um den viereckigen Tisch herum und wünschten uns einen guten Appetit.

Es war auch wirklich lecker, dass musste ich sagen.

Ich hatte noch nie zuvor ägyptisches Essen gegessen, aber es schmeckte sehr lecker und auch mein Magen freute sich, seit heute morgen mal eine gescheite Mahlzeit zu bekommen, da wir aktuell kaum was zu Hause hatten- der Kühlschrank war hoffnungslos abgestürzt und nicht mehr zu gebrauchen.

Doch  wir würden noch auf einen neuen warten müssen, bis ich die Songs abgegeben hatte, da wir vorher einfach nicht das Geld dazu hatten.

Doch ich wischte schnell wieder diese Gedanken weg, da ich mich jetzt nicht damit beschäftigen wollte.

Wir unterhielten uns und ich musste sagen, dass ich mich sehr wohl fühlte. Sora war neugierig, locker und vielseitig interessiert, was es wirklich zum Spaß machte, sich mit ihr zu unterhalten.

Außerdem fand ich es äußerst amüsant, Geschichten über Amun zu hören, die ihn gleich in einem ganz anderen Licht dastehen ließen, was ihm aber nicht so sehr zu gefallen schien.

Ein paar Mal bekam Sora alleine bei der Erinnerung an ein paar Geschehenisse einen Lachanfall, von dem ich mich sehr schnell anstecken ließ, weshalb es nicht sehr selten vorkam, dass wir zwei uns die Bäuche hielten und nach Luft japsten, während Amun leicht irritiert und angesäuert aussehend zwischen uns saß.

"Yoongi, was sind eigentlich deine Pläne für die Zukunft?", wollte die Ehefrau meines Chefs dann wissen und ich überlegte, das Besteck zur Seite legend.

"Also, so richtig einen Plan habe ich noch nicht.", gab ich zu, "Aber ich nehme mal an, dass es etwas mit Musik zu tun haben wird."

Die beiden nickten und Amun räusperte sich leicht.

"Also, wenn es jetzt schon um Musik geht", begann er und faltet seine Hände auf dem Tisch, um mich dann ernst anzusehen, "wollte ich nochmal mit dir reden."

"Okay...", meinte ich und musste unwillkürlich schlucken. Wenn er schon in so einem Ton anfing, konnte es nichts gutes bedeuten.

"Gut. Also, da du ja immer relativ früh mit deiner Show anfängst, nimmst du mir ja etwas Zeit für eventuelle Acts weg."

Ich nickte.

"Also, ich kann auch damit aufhören, wenn du willst. Dann nehme ich dir nicht deine Zeit....", murmelte ich vor mich hin.

Ich wusste, worauf das hinauslaufen würde, und, ehrlich gesagt, konnte ich es ihm ja auch nicht übel nehmen. Ich nahm ihm wertvolle Zeit.

"Genau. Also, ich will nicht sagen, dass es schlecht ist oder so. Alles, was ich sagen will, ist, dass es eine Hintertür gibt. Und die führt in einen Keller. Und bis jetzt ist dieser Keller noch unbenutzt."

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Tjaaa, was führt Amun wohl im Schilde?

Guten Tag, ihr wundervollen Menschen, die sich die Zeit nehmen, meine Geschichte zu lesen!^^

Wollte mich nur nochmal dafür bedanken <3

Schönen Tag noch^^

Before That DayWhere stories live. Discover now