Ich nickte leicht, während ich meine Augen geschlossen ließ.

"Ich verstehe, was du meinst.", fing ich an, "Ich hoffe aber, dass du weißt, was du tust und dir nicht vielleicht die beste Chance deines Lebens verspielst, bloß, weil du Angst hast. Yoongi, was ist, wenn es ihm genauso geht? Was ist, wenn er genauso leidet, wie du und das schon länger? Willst du ihn etwa leiden lassen?"

"Und was ist, wenn er nicht leidet?", hielt der Dickschädel, den ich meinen Freund nannte, dagegen, "was ist, wenn er wegen Schuldgefühlen leiden wird, wenn ich es ihm erzähle, was ist, wenn, wenn- ach, keine Ahnung!"

Plötzlich spürte ich ein Gewicht, das gegen meine Brust gedrückt wurde, öffnete erstaunt die Augen und erblickte Yoongi, der nun frustriert seinen Koprf gegen mich lehnte und vor sich hin grummelte.

"Ach Mensch...", murmelte ich und schlang meine Arme um ihn, um ihn wieder an mich zu ziehen.

"Man kann sich das Leben auch schwer machen, weißt du?"

~~~

Jimin PoV:

Als ich in Richtung des unbelegten Tanzsaales lief, schallte mir erstaunlicher Weise laute Musik entgegen, weshalb ich vorsichtig die Tür einen kleinen Spalt breit aufmachte und hindurch linste.

Drinnen befand sich Hoseok, den ich eigentlich von allen Menschen am wenigsten hier erwartet hätte, was mich jedoch nicht hinderte, doch noch hinein zu gehen.

Anscheinend hatte er durch den Spiegel mitbekommen, dass ich hereingekommen war, da er etwas ertappt aussehend inne hielt und dann zur Anlage lief, um die Musik leiser zu drehen.

"Da fallen einem ja fast die Ohren ab- willst du taub werden oder so?", fragte ich ihn anstelle einer Begrüßung und bekam ein Schulterzucken als Antwort.

Hoseok war vollkommen verschwitzt. Er atmete schwer, sein Shirt klebte ihm am Körper, genauso, wie es auch schon die Hose Stllenweise tat, und seine Haare sahen aus, als hätte er sie in einen Eimer Wasser getaucht und dann ausgeschüttelt- Strähnig und nicht minder nass klebten sie ihm an den Schläfen.

"Also, falls du jetzt tanzen willst, kann ich gehen, ich bin ja eigentlich nicht auf dieser Schule.", begann er, doch ich winkte ab.

"Alles gut. Wir können ja auch gemeinsam tanzen. Wie haben sie dich eigentlich rein gelassen?", wollte ich wissen, während ich mir meine Jacke und Schuhe abstreifte und langsam zur Mitte lief, um mich aufzuwärmen.

"Ich war schon öfters hier. Vor allem im Winter, wenn es zu kalt ist, um auf den Staraßen zu tanzen. Die kennen mich schon.", erwiederte er und beobachtete, wie ich mich auf ein Bein stellte und den Oberschenkel dehnte, wobei ich bemerkte, dass seine Knie zitterten.

"Wie lange tanzt du schon am Stück?", fragte ich also leicht skeptisch und erntete ein erneutes Schulterzucken.

"Fast vierzig Minuten inzwischen."

Ich sah ihn ungläubig an.

"Willst du umkippen oder so? Und du hast gar nichts getrunken?"

Kopfschütteln.

Ich warf entnervt die Hände in die Luft und stapfte aus dem Saal in die Kücke, aus der ich dann zwei Gläser und eine Kanne mit Wasser holte, bevor ich Hoseok nötigte, ein Glas zu trinken und sich erst einmal auszuruhen.

Sein gemurmeltes "Und was, wenn ich umkippen wollte?" ignorierte ich, weil ich ihn verstand, aber gleichzeitig auch wusste, wie unvernünftig unser beider Drang, sich bis zum Umfallen kaputt zu tanzen, war.

Während Hoseok sich also auf meinen Befehl hin ausruhte, wärmte ich mich weiter auf und begann ein paar neuere Schritte und eine neue Technik aus dem Ballettkurs zu üben, ehe ich die Musik wieder an machte und sogar noch lauter drehte, als sie vorher schon gewesen war.

Das verstand ich nun auch.

Wenn man sich fast schon die Ohren zu halten wollte, drang die Musik tiefer in einen ein, man war viel mehr drin und, ja, es tat weh. Aber das brauchte ich gerade.

Und es dauerte auch nicht lange, bis ich den anderen Jungen vergessen hatte und einfach in meiner eigenen kleinen, heilen Welt angekommen war.

Ich schien endlich frei zu sein, konnte meine Wut und Frustration über alles und jeden in die Tanzschritte hineinfließen lassen, ja, vielleicht sah es teilweise nicht sonderlich koordiniert aus, vielleicht wäre ich teilweise aus dem Gleichgewicht gekommen, doch das war gerade genau das was ich brauchte:

Das Auspowern ohne Regeln.

~~~

Hoseok PoV:

Also, eines musste ich ja sagen:

Jimin tanzte unglaublich schön und wirklich gut, aber er hatte kein Recht, mich zurecht zu weisen, wenn er es selber nicht besser machte.

Aber ich ließ ihn machen, vielleicht würde dann wenigstens einer von uns sein Ziel erreichen, obwohl das nicht sonderlich verantwortungsvoll war.

Wir beide hatten anscheinend einiges zu verarbeiten und was gab es da für eine bessere Möglichkeit, als unserem Hobby auf brutalster Weise nachzugehen?

Das mag jetzt zwar nicht sonderlich einleuchtend für manche klingen, doch für mich war es in letzter Zeit fast schon zur Routine geworden.

Es half mir, besser mit allem klar zu kommen.

Doch in einer Woche ungefähr würde ich eh weg sein, also sollte es nicht mehr all zu oft passieren, dass ich mich fast kriechend nach Hause schleppte, da ich so erschöpft, aber dann doch zu ängstlich war, Ji Wo anzurufen, und sie zu bitten, mich abzuholen, da ich nicht die Sorge und Enttäuschung in ihren Augen sehen, wollte, da ich sie am morgen auf ihre Frage hin, wie es mir gehe, abermals gelogen hatte.

Heute würde ich wenigstens dank Jimin und dem Wasser nicht auf einer Bank zusammensacken.

Doch anscheinend war der jüngere doch noch zur Vernunft gekommen, da er die Musik leiser drehte und mit leicht wackelnden Knien zu mir herüber lief. Er blieb stehen, stützte sich schwer atmend und verschwitzt auf seinen Knien ab und versuchte seinen Sauerstoffzufuhr wieder unter Kontrolle zu bringen, während ich ihm schweigend ein Glas mit Wasser auffüllte und rüber schob, welches er dann dankend annahm, nachdem er sich hingesetzt und sich Haare aus der Stirn gestichen hatte.

Eine Weile saßen wir nur schweigend da, bis er mich leicht nachdenklich ansah und ich seinen Blick fragend erwiederte.

"Tae?", wollte er wissen und ich nickte schwach.

"Yoongi?"

Er nickte ebenfalls, dann schwiegen wir wieder.

Irgendwie war es schön, in solchen Momenten einfach jemanden zu haben, der in mancher Richtung genauso tickt, wie du.

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Tja, langsam müssen wir Abschied von Hobi nehmen...

Nein, Scherz, es wird nicht ganz aus dieser Geschichte verschwinden! xD

Schaut mal bei ihr vorbei, hab ich gerade entdeckt, es ist Hammer, wie sie singt!

Soo entspannend...

Before That DayWhere stories live. Discover now