Kapitel 19 - Unverhoffte Begegnungen und erleuchtende Worte

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Sein Blick brannte sich mir in die Brust und ließ sie glühen, als stände mein Hemd in Flammen. Mein Herz begann augenblicklich wie wild zu tanzen und zu toben, während meine Beine weich wurden. Ich nahm tiefere Atemzüge, brauchte mehr Sauerstoff, musste das Feuer tief in meiner Brust füttern. Mein Magen feuerte tausend Raketen ab, welche ein Chaos an Farben, Lauten und Gefühlen auslösten. Binnen Sekunden verwandelte ich mich in eine auf Hochtouren laufende Chemiefabrik, die beinahe implodierte.


»Sam? Ist alles gut bei dir?« Stumm nickte ich. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Seine Lippen zeigten ein Schmunzeln. Sein Grinsen wurde breiter. Er spannte seine Schultern an. Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Sonne ließ ihn im hellsten und wärmsten Licht erstrahlen, als sei er ein Engel, geschickt von Gott persönlich, mit einer ganz speziellen Aufgabe...


Plötzlich raste ich auf Ben zu und packte ihn an den Schultern. Ich musste ihn ablenken.
»Ben, ich... Ich hab was vergessen. Ich muss sofort los und noch etwas besorgen.«
»Also das du es dir selbst besorgen musst, weiß ich ja...« Ouch, das hatte gesessen - fester als ein Schlag in die Magengrube. Ich musste schmunzeln. Der Kleine hatte eben vom Besten gelernt!
»Und du schaust noch immer deine Schmuddelfilmchen, anstatt es richtig mit mir zu treiben, Bennylein.« Augenblicklich wich ihm jede Farbe aus dem Gesicht und er blickte mich verblüfft an.
»Woher weißt du...«, fing er an, stoppte aber, als er nicht mehr weiterwusste.
»Ich weiß eben alles über dich, Süßer«, flüsterte ich ihm mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen zu.
»Wie dem auch sei, ich muss los! Wir sehen uns morgen! Und denk an den Test in Englisch, Schätzchen!« Ich hauchte ihm noch ein Luftküsschen zu, drehte mich um und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.


»Wir sehen uns!«, rief Ben mir nach einigen Sekunden des Zögerns hinterher, drehte sich um und lief weiter. Zum Glück musste er gleich um die Ecke und... Als ich über meine Schulter schielte, war er bereits verschwunden. Plötzlich erfasste eine Kraft meine Beine, die mich binnen weniger Sekunden auf die andere Straßenseite katapultierte, mich weiter sprinten ließ. Und schon sprang ich in seine Arme.


Zärtlich zog er mich an seine Brust, legte eine Hand auf meinen Kopf und wuschelte mir vergnügt durchs Haar. Ich hörte seinen Herzschlag hinter all den Muskeln und spürte, wie wild es unter dem Shirt tobte. Der süße Erdbeergeruch, den er überall wie eine Spur hinter sich herzog, stieg mir in die Nase. Ich zog ihn tief ein, nahm eine übergroße Dosis Luft auf und stieß seufzend und vergnügt den Überschuss wieder aus. Ich wollte mit ihm zu Stein erstarren - genau in diesem Moment.


Als ich mich von seiner Brust löste und ihm direkt in die Augen sah, erkannte ich ein Brodeln in ihnen, ein Glitzern, welches aus einer kleinen Quelle sprudelte. Seine braunen Augen waren mit Freude getränkt. Die Vögel zwitscherten im Hintergrund ihre Lieblingslieder, während der Wind durch seine schwarzen Locken jagte.
Sanft legte er eine Hand an mein Kinn und drückte so meinen Kopf ein Stück nach oben. Den Blick nicht von ihm nehmend, bewegte ich mich näher auf ihn zu, auf sein Gesicht, auf seine Lippen. Ganz plötzlich und überwältigend legte sich sein Mund auf meine Lippen. Erdbeeraroma - süß, lieblich, entzückend. Eine Welle der Erregung schoss durch meinen Körper, stellte mir die Haare senkrecht auf und ließ sämtliche meiner Glieder kribbeln. Die wärmende Flut erreichte jede Zelle meines Körpers.


Als wir uns von einander lösten, keuchte ich heftig, als wäre ich für eine Ewigkeit unter Wasser gewesen. Ich tauchte wieder auf, aus den gigantischen Fluten.
»Kilian«, hauchte ich seinen Namen. Ich konnte den Blick nicht von seinen Augen lösen.
»Ich schätze, so heiße ich«, kicherte er und strich mir über die Wange. Damit war der Fluch gebrochen, das Siegel zerstört - ich konnte mich wieder rühren. Und als erstes wanderte meine Hand zu seinem Hosenbund - was Kilian mit einem schnellen Griff verhindern konnte.
»Nicht so voreilig, hier kann man uns sehen.« Er zwinkerte mir vielsagend zu und zog mich zu seinem Wagen, der nicht weit weg stand.

Tanz für mich, Sing für uns!Where stories live. Discover now