Kapitel 8 - Sehnsucht und Stolperdraht

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Von einem schrillen Schrei begleitet packte mich eine riesige Hand am Kragen und zog mich unbarmherzig aus meiner flauschigen und unendlichen Traumwelt

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Von einem schrillen Schrei begleitet packte mich eine riesige Hand am Kragen und zog mich unbarmherzig aus meiner flauschigen und unendlichen Traumwelt. Zappelnd setzte ich mich zur Wehr, versuchte zu schreien - doch kein einziger Laut tropfte aus meinem Mund, der Fluss an Worten war versiegt. Flehend streckte ich meine Hand aus und rief diesen Namen, diesen einen Namen, der mir ins Hirn und Herz gebrannt war: »Kilian


Er hat mich besucht, war hier, um mich zu sehen. Gemeinsam haben so viele tolle Dinge unternommen! Wir haben meinen Lehrern Streiche gespielt, haben uns als Hund und Katze verkleidet, sind im städtischen Parkbrunnen schwimmen gewesen... Ich wollte nicht, dass ich jetzt schon gehen muss. Wir haben doch noch so viel vor uns! Die Zombies in der Kanalisation mussten noch beseitigt werden! Und die Kaninchen! Die Kaninchen müssen wieder eingefangen werden! Nein, ich will nicht, lass mich hier!


Noch immer kam kein Laut über meine Lippen und die Hand schliff mich hinter sich her. Wieso unternahm Kilian denn nichts? Wieso half er mir nicht? Plötzlich hob die Hand mich hoch, hoch in die Höhe und warf mich ohne Zögern durch die Luft. Ich wollte schreien - doch es ging nicht. Kilian sollte dort stehen und mich auffangen! Ja, fang mich auf! Mein Prinz, fang mich auf, beschütze mich vor diesem dreckigen Boden!


Doch es war kein Kilian da, kein Prinz, der mich aufging. Ja es fehlte sogar der Boden!
Stattdessen klatschte ich ohne Erbarmen auf eine glatte Wasseroberfläche und sank in die blauen tiefen hinab. Nach Luft hechelnd stieg ich empor und streckte meinen Kopf aus dem nassen Nass. Meine Haare und Klamotten klebten an mir, als könnten sie nicht schwimmen und fürchteten jeder Zeit unterzugehen. Ich plantschte und strampelte und hielt mich so über Wasser.


Die Wärme schwand und überließ mich dem hungrigen Maul der Kälte, welche ohne Zögern über mich herfiel und an mir knabberte. Langsam fraß sie sich durch meine Sachen und leckte gierig über meine Haut. Von Panik getrieben versuchte ich sie abzuschütteln und schwamm hastig davon. Wohin wusste ich nicht, Hauptsache weg hier!


Und tatsächlich - es funktionierte! Die Wärme kam zurück und mir gelang es die Kälte abzuschütteln. Weiter, weiter und immer weiter schwamm ich durch den riesigen Ozean aus blauen Tränen - Tränen, die von so vielen Wolken vor so vielen Jahren vergossen wurden. Meine Arme wurden nicht müde, meine Beine machten nicht schlapp. Immer und immer weiter.


Montag, Dienstag...



Ich legte keine Pause ein, sah kein rettendes Land, schwamm einfach weiter. Die Arme vor, das Wasser zur Seite drücken und die Arme zurück an meine Seite. Wieder vor, zur Seite, nach hinten ran, wieder vor, zur Seite, nach hinten ran.

Tanz für mich, Sing für uns!Where stories live. Discover now