Kapitel 15 - Zwei für eine Nacht

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»Ein Bier!«, ertönte es neben mir. Ein etwas älterer Herr ließ sich neben mir auf den freien Barhocker nieder. Sein über die Jahre angesammelter Fettmantel brachte das Gestell unter ihm zum Krächzen.
»Kommt sofort!« Und mit sofort meinte Nico auch sofort. Keine zwei Sekunden später landete ein volles Glas vor dem Mann. Von der Farbe her könnte man meinen, es sei Pisse...
»Na? Hast du Hübscher heute noch was vor?«, fragte mich der alte Sack und nahm einen kräftigen Schluck seines frisch bestellten Urins. Meine Stirn lag in Falten und ich rümpfte die Nase.


»Ich stehe für älteres Getriebe leider nicht zur Verfügung...«
»Wie wär's mit ein wenig Taschengeld?« Der Alte machte sich bereits daran seinen Geldbeutel aus der Hosentasche zu ziehen. Mit seinen schmierigen Händen kramte er darin herum.
»Versuch's damit doch mal bei deinen Enkeln...« Mitten in der Bewegung hielt er inne und funkelte mich nur finster an.
»Was ein Großmaul«, beschwerte sich der Alte, bezahlte für sein Bier und versuchte sein Glück bei einem der anderen anwesenden Typen - das Gläschen Bier stets in der Hand. Nico lehnte erneut gegen den Tresen und blickte mich nicht weniger düster als der Sack gerade eben an.


»Was denn?«
»Du verscheuchst unsere Kunden, Sam«, meckerte mein Onkel über die Musik hinweg.
»Mag sein«, erwiderte ich und zog lässig die Schultern hoch, »aber vergiss nicht, dass du es mir freigestellt hast, mit wem ich es treibe und mit wem nicht.«
»Ja, ich weiß doch«, meinte Nico und winkte ab. »Könntest du es dennoch bitte etwas... netter sagen?«
»Also ich fand, ich war super nett! Ich hatte auch noch ganz andere Sachen auf der Zunge liegen.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Nico und grinste ertappt.


»Wie auch immer«, meldete er sich zurück, »Wo warst du denn jetzt am Wochenende? Du hast dich ja wirklich gar nicht blicken lassen.« Hinter mir schlug eine Welle des Jubels ein. Als ich zur Bühne spähte erkannte ich auch warum: Lars hatte aufgedreht und fing all die Blicke der schnuckeligen Männer ein. Sie blickten ihn an, wie hungrige Wölfe ein zartes Schäfchen. Einige warfen mit Geld, welches sie somit zu Konfetti umfunktioniert hatten. Das gedimmte Licht zeigte Lars von seiner besten Seite, was selbst mich nicht kalt ließ - mich machte aber auch alles rattig!


»Lars hat wirklich viel geübt für die Nummer«, sagte Nico. Ich nickte stumm und starrte weiter zur Bühne. Der Arsch flog durch die Gegend und bewegte sich mitsamt der Hüfte rhythmisch zur Musik. Er kreiste um die Stange, packte sie mit den Händen und ließ sich völlig fallen, in diesen Fluss der Ekstase. Binnen weniger Sekunden wurde ich eifersüchtig. Ich sollte da oben stehen und all die Blicke erhaschen! Es war zur Tradition zwischen mir und Lars geworden, dass wir versuchten uns gegenseitig zu überbieten. Wir wollten beide die Aufmerksamkeit der Anwesenden voll und ganz für uns selbst beanspruchen. Teils stritten wir uns sogar heftig am Ende der Schicht, wer denn nun von den meisten Männern begafft wurde. Es war immer so schwer zu erkennen - und ein Unentschieden würde keiner von uns beiden hinnehmen, niemals!


»Eine Cola«, ertönte eine Stimme neben mir und ich drehte mich wieder zu Nico um, sodass ich aus dem Augenwinkel heraus den netten Burschen betrachten konnte. Er schien noch recht jung zu sein, Anfang zwanzig, ganz schnuckelig. Seine Hände zitterten ein wenig. Sein Blick wanderte zwischen Nico und mir hin und her - wobei er nur für den Bruchteil einer Sekunde zu mir starrte und dann sofort wieder wegblinzelte. Da schien wohl jemand etwas zurückhaltender zu sein...
»Bitteschön!« Nico stellte das gewünschte Getränk vor unserem neuen Gast ab, dieser bezahlte und trank auch sofort einen großen Schluck. Wahrscheinlich musste er den Brand im Rachen löschen, der durch meine Gegenwart ausgelöst wurde - immerhin sah ich heute mal wieder umwerfend heiß aus!

Tanz für mich, Sing für uns!Where stories live. Discover now