Kapitel 14

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Gwen Frost

Erstaunlicherweise hatte sich die Lage wieder beruhigt.

Wir hatten an diesem Abend bestimmt noch drei Stunden in dem Internet Cafe verbracht und uns ausführlich mit Blake, deren echter Nachname Henderson war, unterhalten. Am Ende konnte ich Logan glücklicherweise davon überzeugen, Blake in Frieden zu lassen. Allerdings nur mit der Bedingung, dass sie innerhalb der nächsten drei Tage verschwinden würde.

Ich war zunächst dagegen, musste schlussendlich aber nachgeben. Logan hatte Blakes Vorschlag direkt zugestimmt, welche behauptete, dass sie sowieso hätte verschwinden müssen, weil die Schnitter über ihre falsche Identität Bescheid wussten. Wo sie hin wollte, wussten wir nicht, aber vielleicht war das auch ganz gut so.

Die Tatsache, dass sie in Wahrheit Ares Champion war, hatte uns alle zutiefst schockiert und Logans erste Reaktion war es auf Blake loszugehen, wovon ich ihn in letzter Sekunde abhalten konnte.

Mir war zunächst nicht bewusst gewesen, wie groß das Problem war, aber sowohl Blake, auch als Logan erläuterten es mir sehr genau. Ares hatte früher zwar den Gottheiten des Pantheon angehört, schließlich war er einer der 12 olympischen Göttern. Aber mittlerweile zählte er zu einem Verbündeten vom Loki. Die Gründe lagen in seinem Verlangen nach Krieg und Massakern. Beides würde er bekommen, wenn Loki wiederauferstanden war.

Des Weiteren hatte Blake uns erklärt, wieso die Schnitter sie nicht töten durften. Und tatsächlich konnte ich dadurch besser nachvollziehen, wieso sie so gründlich darauf geachtet hatte, dass sie niemand erwischen konnte.

Die folgenden zwei Tage gingen ich und meine Freunde Blake nicht gewollt aus dem Weg, aber wir redeten trotzdem nicht miteinander. Logan hatte Oliver und Alexei Auskunft erstattet, während Daphne ihrem Freund Carson von den neuesten Begebenheiten erzählt hatte. Es schien uns allen falsch mit Blake zu reden, wo sie doch Ares Champion war. Und auch wenn ich das wirklich ändern wollte, konnte ich mich nicht dazu durchringen sie anzusprechen.

So vergingen die beiden Tagen ohne große Vorkommnisse. Jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen und es hing meist Spannung in der Luft, sodass es nicht zu Gesprächen kam, die über ein bisschen Smalltalk hinausgingen.

Und auch wenn diese angespannte Stimmung zwischen mir und meinen Freunden nicht gut war, schätzte ich es durchaus wert, etwas Ruhe zu haben, und nicht mit noch mehr schnitter-bezogenen Dingen konfrontiert zu werden. Besonders als Professor Metis mich nach dem Mythosunterricht darauf ansprach, dass ich nun den Schnitter befragen könnte, welcher beim Kampf in der Bar gefangen genommen wurde.

Wie mit Metis abgesprochen erschien ich also abends nach dem Essen im naturwissenschaftlichen Gebäude. Ich musste ein paar Minuten in der Kälte warten, bevor meine Mythengeschichtslehrerin erschien.

"Hallo Gwen. Danke, dass du gekommen bist", begrüßte sie mich freundlich, aber ihre Worte kamen nicht richtig bei mir an. Zu sehr war ich mit dem beschäftigt, was der Schnitter mir zeigen würde.

Wie gewohnt nahmen wir die Treppen nach unten. Ab und zu, wenn wir eine Tür erreichten, tippte Professor Metis eine Nummer im elektronischen Sicherheitssystem ein oder murmelte ein paar Worte in Griechisch, welche die magischen Sicherheitsvorkehrungen deaktivierten.

Wir hielten vor der Tür mit den zwei Sphinxen. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, als ich wegen Preston Ashton hier unten war und meine Psychometrie gegen ihn verwendet hatte.

"Willst du das wirklich machen, Gwen?", vergewisserte sich Professor Metis erneut, woraufhin ich nickte. Zu viel mehr fühlte ich mich gerade nicht in der Lage. Zu sehr kreisten meine Gedanken um den Schnitter, welcher sich hinter dieser Tür befand.

Lügenflucht || Mythos Academy ✓Where stories live. Discover now