Kapitel 10

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Oliver Hector

Blake zuckte merklich zusammen, als ich diese Worte aussprach.

Scheinbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass Logan oder ich mitbekamen, wie die Spartanerin, Lea Hendrix, sie als Gypsy bezeichnete. Den Namen des Schnitters hatten wir von Linus Quinn erfahren, da Lea Hendrix schon länger als eine Anhängerin Lokis bekannt war.

Allerdings hatte ich, trotz meines etwas länger währenden Luftmangels deutlich hören können, was Blake wirklich war. Ihr Name war also nicht die einzige Lüge, die sie allen verkaufen wollte.

Als Blake klar wurde, dass wir nicht nur zu dritt in der Bar waren, schnellte ihr Blick zu Logan und den restlichen Erwachsenen. Aber die waren alle anderweitig beschäftigt und interessierten sich nicht sonderlich für uns.

"Wir verraten dich nicht, keine Sorge. Das hat dir doch auch Logan gesagt", meinte ich, im Versuch Blake etwas zu beruhigen.

"Zumindest für diesen Moment", äußerte Blake ihre Bedenken und setzte sich aufrecht hin.

"Das stimmt", bestätigte Alexei, was die Gypsy vermutlich nicht sonderlich beruhigte. "Es ist durchaus möglich, dass wir das Protektorakt demnächst über deine Lügen informieren. Die Frage ist nur, wo das Problem liegen würde, da du doch angeblich nicht zu Lokis Leuten gehörst."

"Falls ihr es vergessen habt, hinter euch liegen sechs Schnitter. Zwei davon sind durch meine Hand gestorben", ihre Stimme klang kalt und mir wurde klar, dass wir trotz des gemeinsamen Kampfes alles andere als Freunde waren.
Blake hatte einige Geheimnisse und noch konnten wir nicht beurteilen, ob sie wirklich auf unserer Seite stand oder nicht.

"Das wissen wir. Ihre Anführerin, Lea Hendrix, ist dem Protektorat schon länger als Schnitter bekannt. Bis jetzt ist nur niemand in der Lage gewesen, sie zu fassen. Schade nur, dass sie direkt das Zeitliche segnen musste. Man hätte bestimmt interessante Informationen bekommen können", erklärte mein Freund.

Das ließ Blake hellhörig werden. "Was ist mit den restlichen Schnittern? Sind sie alle tot?", ihr Blick glitt an uns vorbei und scannte einmal die ganzen reglosen Körper in der Bar.

"Zwei hast du getötet, und drei Logan. Der Wikinger hat überlebt, ich habe ihn nur bewusstlos geschlagen", klärte ich sie auf.

"Das Protektorat wird ihn also mit nach Mythos nehmen und verhören?", fragte Blake nach und wurde von einem Nicken Alexeis bestätigt. "Wie lange wird das ganze dauern?" Wenn ich mich nicht irrte, wurde sie gerade tatsächlich etwas nervös.

"Unterschiedlich. Manchmal geht es ganz schnell, manchmal wird Gwen beauftragt sich durch die Gedanken zu wühlen, wenn nichts Brauchbares in Erfahrung gebracht wird."

In diesem Moment kam Nickamedes auf uns zu. "Ihr solltet jetzt zurück zur Academy fahren", sagte der Bibliothekar. "Wir werden uns morgen über diesen Vorfall unterhalten. Geht es dir gut, Myla?"

"Alles in Ordnung", Blake zwang sich ein Lächeln auf, im Versuch Nickamedes zu überzeugen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass die Wunde bestimmt ordentlich schmerzte. Besonders unter Belastung.

Als Blake versuchte aufzustehen, erhob ich mich direkt, um ihr zu helfen. Auch wenn sie vielleicht böse war, hieß das nicht, dass ich ihr jetzt nicht helfen würde. Wenigstens das war ich ihr schuldig, nachdem sie mir das Leben gerettet hatte.

Ich legte einen Arm um ihre Hüfte und wartete kurz ab, ob sich die Gypsy gegen meine Hilfe sträuben würde. Aber sie schien ganz froh zu sein, ein bisschen Unterstützung zu bekommen.

Gemeinsam mit Logan gingen wir nach draußen. Alexei hatte seinen Wagen hier und fuhr uns zurück zur Mythos Academy. Der Rest würde sich um die Leichen der Schnitter und den verletzten Wikinger kümmern.

Lügenflucht || Mythos Academy ✓Where stories live. Discover now