Chapter 4 - Der Fluchtversuch

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Genervt ging ich auf der Flur seit in die Küche. Unsere Küche war zwar zum Wohnzimmer hin offen, aber man gelangte auch durch den Flur dort hinein. Doch Tyler war nicht mehr dort. Es stand nur noch eine leere Suppenschüssel auf dem Küchentisch. Verwundert blickte ich mich noch einmal durch die Küche. Aber da war niemand. Wo war er denn? War das Schicksal doch auf meiner Seite und er war wieder gegangen? Oder ich hatte ihn mir nur eingebildet? Wenn das so währe sollte ich eventuell mich einer Therapie unterziehen. Ich meine, sowas kann doch nicht normal sein. Als ich dann aber ein lautes knarzen hörte und kurz darauf die vertraute Stimme der Dame aus den Nachrichten, wusste ich, dass ich doch nicht verrückt war und, dass ich mir leider doch nicht alles eingebildet hatte.

Seufzend nahm ich die Schüssel vom Tisch, stellte diese in die Spülmaschine und begab mich in Richtung Wohnzimmer. Doch kurz bevor ich rein ging, bekam ich einen Geistesblitz. Wenn Tyler im Wohnzimmer sitzt und fernsieht, und damit vermutlich abgelenkt war, dann konnte ich die Chance nutzen und mich heimlich nach draußen schleichen. Das war genial!

Leise tapste ich zurück in Richtung Wohnungstür. Bei jedem Schritt betete ich, dass er mich nicht hört und zu vertieft ist in die Nachrichten, dass er sich nicht fragt, wo ich denn bleibe. Langsam kam ich der Wohnungstür näher, als der Bode unter meinem Boden ein hässliches quietschen von sich gab. Mit zusammen gekniffenen Augen blieb ich stehen und wartete darauf, dass Tyler aus dem Wohnzimmer gestürmt kommt und mich ohne mit der Wimper zu zucken umbringt.

Ich stand bestimmt zwei Minuten regungslos an Ort und Stelle, aber nicht geschah. Vielleicht hat er es ja doch nicht gehört. Langsam traute ich mich ein Auge zu öffnen, um zusehen, ob er nicht doch überraschend vor mir steht und mich mit seiner Pistole gefährlich angrinst. Aber da war nichts. Hatte er mich etwa doch nicht gehört und ich vergeudete mit meiner Panik nur wertvolle Zeit?

Wütend über mein Verhalten ging ich weiter zur Haustür. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu warten drückte ich die Klinke runter und zock an der Tür. Doch nichts geschah. Die Tür blieb verschlossen. Ungläubig versuchte ich noch einmal die Tür zu öffnen. Vergeblich. Erst dann viel mir wieder ein, dass Tyler diese ja vorhin abgeschlossen hatte.

Gut, wenn Plan A nicht klappt, dann muss ich wohl auf Plan B umsatteln. Nicht durch die Wohnungstür nach draußen sondern durch ein Fenster. Links von mir war die Küche. Doch durch das Küchenfenster konnte ich nicht, da dieses zum Hinterhof führt und aus dem wurde ich nur mit dem Hausschlüssel kommen. Der hang allerdings am selben Schlüsselbund, wie mein Haustürschlüssel, welchen Tyler noch bei sich trug. Das nächste Fenster war also im Schlafzimmer von meinem Vater, welches sich auf der rechten Seite von mir befand.

Entschlossen schlich ich leise zur Tür. Diesmal machte der Boden unter mir zum Glück kein Geräusch. Hoffnungsvoll drückte ich also auch diese Türklinke runter und drückte dagegen. Auch die Tür ging nicht auf. Verzweifelt drückte ich die Klinke noch einmal runter und drückte diesmal fester dagegen. Sie ging immer noch nicht auf. Leichte Panik überkam mich und versuchte es ein drittes mal, nur dass ich diesmal nicht drückte sondern zog. Wieder nichts. Warum ging die Tür den bitte nicht auf? Hatte er diese etwa auch abgeschlossen?

Hysterisch ging ich zum letzten Zimmer, dass übrig blieb: meinem Zimmer. Diesmal ging ich unvorsichtiger und der Boden ächzte zwei oder drei mal unter der Last meines Körpers. Als ich an meiner Tür ankam zog und rüttelte ich auch an dieser: Doch sie ließ sich genauso wie die anderen nicht öffnen.

Das durfte doch nicht war sein! Er hatte alle Türen abgeschlossen! Dieses miese Schwein! Entrüstet trat ich gegen die Tür und schrie frustriert auf. Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Er konnte mich doch nicht in meiner eigenen Wohnung einsperren! Konnte er sich nicht jemanden anderen suchen, bei dem er sich selbst einfach einquartiert und dort alle Türen verschließen? Ein schwerer Druck breitete sich in meiner Brust aus und floss in Sekunden schnelle in all meine Körperteile. Der Druck entpuppte sich als pure Panik. Langsam zog er sich meinen Hals rauf und schnürte mir immer mehr die Luft zu. Meiner ganzer Körper begann zu schwitzen und mir wurde unbeschreiblich schwindelig.

Aufgebracht und mit einer unglaublichen Hitze taumelte ich ins Wohnzimmer. Ich ging einfach gerade aus auf die Fensterfront von unserem Wohnzimmer zu, während ich ihn ignorierte. An der Fensterfront befand sich nämlich eine gläserne Tür die auf unseren Balkon führte. Wohl wissend, dass er mich beobachtete, begann ich auch an dieser hälftig zu rütteln. Was natürlich genauso viel brachte, wie bei den anderen Türen. Die Panik begann immer mehr mir meine Luft zu rauben. Doch nicht nur nicht Panik durchfloss mich auch große Wut umgab nun meinen Körper.

Wutentbrannt drehte ich mich zu ihm um. Tyler sah mich mit einem fetten Grinsen an. Für ihn war er amüsant zu beobachten, wie ich vergeblich versuchte aus der Wohnung zukommen.

"Was soll der Scheiß? Warum hälst du mich in meiner eigenen Wohnung gefangen? Lass mich sofort hier raus!" schrie ich ihn fast an. Man hörte sowohl die Wut als auch die Panik deutlich aus meiner Stimme.

Ich bekam immer und immer weniger Luft. Auf einmal schienen die Wände auch noch gefährlich nah zu rücken. Übelkeit umgab mich und ich sackte in mich zusammen. Meine Gedanken kreisten nur noch darum, dass ich eingesperrt war. Eingesperrt in meiner eigenen Wohnung. Was ist, wenn ich hier nie wieder rauskomme? Was ist, wenn wir die ganze Luft in der Wohnung aufbrauchen würden? Es klang zwar surreal, aber dennoch konnte ich nicht aufhören daran zudenken. Mittlerweile lag ich nach Luft röchelnd auf dem Boden und versuchte mit meinem Arm eins der Fenster zu fassen, um endlich frische Luft in meine Kehle zu bekommen. Was mir leider nicht gelang, da ich mich durch den Schwindel, der Übelkeit, dem Schweißausbruch und der immer weniger werdenden Luft kaum noch auf irgendwas konzentrieren konnte. Also gab ich auf und hustete die Worte "Luft" und "Bitte" aus mir heraus, bis ich dann schlussendlich das Bewusstsein verlor. Alles was ich noch mitbekam, war ein lautes klacken und dass mich zwei Arme hochhoben.

Maybe it wasn't THE TRUTHWhere stories live. Discover now