Blätter

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Alex bläst eine Wange auf und sieht ihn einen Moment lang an, ehe sie mit den Augenbrauen hoch und runter geht. "Jetzt wäre es keine zusätzliche Arbeit mehr mich mit nach oben zu nehmen, oder?", fragt sie und bestätigt Alucard's Ahnung, was sie wollte. Er holt tief Luft und lässt diese Luft dann laut raus. "Du gibst nicht auf, kann das sein?", brummt er und bekommt ein wages Nicken. "Kommt drauf an. Wenn ICH etwas will, dann bin ich manchmal... immer. Ich bin IMMER die Hölle auf Erden.", korrigiert sich die blauhaarige und der Vampir nickt. "Ich merk's.", meint er, ehe er Anderson ansieht. "Pater. Ich schau mal, ob ich etwas Neues finde. Die Kleine nehme ich mit.", gibt er kund und sieht, wie misstrauisch der blondhaarige ihm entgegen blickt. "Ich hau nicht ab. Sonst habe ich ein Menschlein, dass aus dem Jammern nicht mehr rauskommt und da ist es nervlich besser, zu dritt unterwegs zu sein." Immer noch misstrauisch, aber nickend, segnet Anderson das Vorhaben ab und verschränkt die Arme. "Wenn sie auch nur einen Kratzer hat, dann werde ich mal sehen, was mir der Herr durchgehen lässt.", erwidert er missmutig und bringt Alucard damit zum Schmunzeln. "Amen, Pater."

Die junge Frau beobachtet vorsichtig und mit wachsender Anspannung die Konversation und ist mehr als erleichtert, als sie sich nichts mehr zu sagen haben. Da merkt sie plötzlich, wie sie langsam höher steigen und sieht mit großen Augen zu Anderson runter, der wiederum seinen Kopf in den Nacken legt, um sie zu überwachen. "Was. Willst du wieder runter?", knurrt Alucard, der ihre Blicke nach unten bemerkt hat. Doch die blauhaarige schüttelt den Kopf. "Nein! Alles gut!", erwidert sie und hebt dann ihren Blick. Die Baumwipfel kommen näher und Blätter streifen sie. "Ast!", ruft sie und blickt dabei auf einen eigentlich unübersehbaren und armdicken Ast eines Baumes. Alucard bleibt in der Luft stehen und ihm fällt jetzt erst ein, dass er zwar durch die Objekte durch kann. Aber sie nicht! "Du machst doch zusätzliche Arbeit.", murrt er und muss sich nun an den Ästen vorbeiwinden, durch die er vorher einfach durchgeschwebt wäre. "Autsch!", zischt Alex plötzlich und legt eine Hand an ihre rechte Wange. Dort brennt es leicht und sie sieht sich ihre Hand an, als sie diese kurz von sich weg hält. "Sag mir jetzt bitte nicht, dass du dich an einem Blatt geschnitten hast. Du blutest. Das rieche ich." Alucard klingt genervt, ist aber eher angespannt.

Er hat Hunger. Und dieser wunderbar süße Geruch von Blut hilft ihm NICHT dabei, sich irgendwie zusammenreißen zu können! "Ja...", gibt Alex zu und lehnt sich nach vorn. "Hast du Augen im Hinterkopf?", fragt sie dann und Alucard sieht zu ihr nach links. Sofort fällt sein Blick auf den kleinen Schnitt, an dem sich ebenfalls kleine rote Blutströpfchen gesammelt haben. Er schluckt schwer. Seine letzte Mahlzeit war in seiner Dimension vor drei Tagen gewesen. Er ist zwar kein Jungvampir, der jeden Tag trinken muss. Aber... Sein Magen zieht sich zusammen und seine Anspannung ist nun sichtbar. Alex sieht ihn verwirrt an. Wo sieht er hin? Und da kommt wieder ein Klick. Er sieht auf die Wunde. Auf das Blut. "Alucard? Wann hast du das letzte Mal was getrunken?", fragt sie ein wenig unsicher und merkt, wie er sich anspannt. Der Vampir steigt zwar immer höher, konzentriert sich aber nicht auf die Höhe, sondern auf ihre Wange. Nicht einmal auf die Frage reagiert er! Die blauhaarige klatscht ihm leicht mit ihrer rechten Hand auf seine rechte Wange und es reißt ihn. "Was sollte das?!", knurrt er leicht wütend und Alex zieht ihre Augenbrauen hoch. "Ich wiederhole. Wann hast du das letzte Mal getrunken und hast du Hunger?"

Schlussendlich muss er sich von ihrer Wunde losreißen und sieht nach vorn. Erst ein wenig spät bemerkt er, dass er schon hoch genug ist, um die Insel überblicken zu können. Alucard stoppt und bleibt in der Luft stehen. "Ja, ich habe Hunger. Aber-" "Dann hier.", meint Alex und hält ihm ihren Arm hin. "Es bringt nichts, wenn du Hunger hast. Du bist unkonzentriert. In meiner Welt würde man sagen, 'Snickers. Und der Hunger ist gegessen!', aber ich habe diesen Schokoriegel leider nicht dabei. Also nimm. Solang du mir noch genügend übrig lässt." Alucard sieht die blauhaarige aus dem Augenwinkel an, ehe er auf ihren entblößten Arm blickt. Es lacht ihn wirklich an. Seine Zähne werden spitz und der Drang nach Nahrung wird schwer zu unterdrücken. Doch der schwarzhaarige schüttelt den Kopf. "Nicht jetzt.", knurrt er und presst seine Kauleisten aufeinander. Alex hingegen zieht eine Augenbraue hoch, hat aber schon eine Idee. Sie zieht ihren rechten Arm zurück, fährt mit dem rechten Zeigefinger über ihre offene und noch leicht blutende Wunde und sieht Alucard wieder an. "Sturkopf!", zischt sie gespielt wütend und legt ihren Arm wieder nach vorn. Der schwarzhaarige ist empört! Jetzt reißt er sich zusammen und dann so etwas!

"Menschlein! Kenne deinen Pla-" Alex nutzt den leicht offenen Mund, wischt ihm mit ihrem leicht blutbeschmierten Finger über seine Lippen und sieht ihn zufrieden und mit einem kleinen Lächeln an. Alucard schließt seinen Mund und schmeckt das Blut. Es ist nicht viel und doch schafft es diese kleine Menge, seinen Hunger unerträglich zu machen. Sein Mund geht leicht auf und seine Augen leuchten rot. Alex hält ihm ruhig den Arm hin. "Nimm einfach, Alucard. Aber bring mich nicht um, in Ordnung?", ihre Stimme ist leise, vorsichtig und doch ruhig und bestimmt. "Alles gut.", fügt sie hinzu und legt ihren Kopf auf seine linke Schulter. Für Alucard hingegen ist nichts in Ordnung oder gut! Was für ein teuflischer Plan des kleinen Menschleins. Und er ist darauf reingefallen! Wie ein Anfänger. Sein Kiefer zittert. Während seine Instinkte ihn dazu zwingen, jetzt und sofort das Blut zu nehmen, dass ihm schon angeboten wird, sträubt er sich irgendwie. Er hat Hemmungen, ihr Blut zu nehmen. Alex bringt ihren Arm näher an seinen Mund und beobachtet, wie sich in dem Vampir ein richtiggehender Kampf der Sinne breitmacht. "Nimm.", flüstert sie durch seine schwarzen Haare in sein Ohr und spürt im nächsten Moment einen Schmerz, den sie zwar kennt, aber der noch um ein Vielfaches schlimmer ist. Katzenkratzer sind anscheinend doch ein wenig harmloser.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now