Falsche Dosis?

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Die Wirkung verschwindet langsam. Sie ist noch lange nicht so weit weg, dass Alex sich wieder normal bewegen könnte! Ihre Arme und Beine sind taub und kribbeln leicht, als wären sie eingeschlafen. Ihre Fingerspitzen kann sie aber schon wieder bewegen, genau wie ihren Kopf und den Hals. Langsam aber sicher geht die Paralyse zurück. "Unmöglich... das Gift es sollte... Es sollte dich umbringen!" Es ist ein Art selbstentwickeltes Nervengift, welches erst die Extremitäten lahm legt und sich immer wieder zum Körper vorarbeitet, ehe es die Lunge und das Herz betrifft. Man sollte sich nicht mehr bewegen können! "Es hat keinen Sinn das Wort 'unmöglich' zu verwenden um etwas zu beschreiben, das eindeutig in diesem Moment passiert, nicht wahr?" Trotz des Kribbelns und des leichten Stechens bei der Bewegung, geht Alex auf den Kerl zu, der zurückweicht. "Ich kriege schon Kopfschmerzen wenn ich bloß versuche, mich auf dein Niveau herunter zu DENKEN. Also probier ich erst gar nicht."

Sie muss ein Mensch sein. Ihre Wunden verheilen nicht! Aber... wie konnte das Gift nicht wirken? War es doch die falsche Dosis? Zu wenig? Er verzieht das Gesicht zu einem grimmigen lächeln. "Dann eben auf die alte Art und Weise!" Erneut ist er dank seiner Geschwindigkeit für sie nicht zu sehen. Er zischt von links nach rechts um ihr keine Möglichkeit zu geben, theoretisch wieder einen Glückstreffer zu landen. Oder auszuweichen. "Dumme und Gescheite unterscheiden sich dadurch, dass der Dumme immer dieselben Fehler macht.", meint sie mit einem Mal und ein Mundwinkel geht hoch. Sie weiß, wo er ist. "Der Gescheite aber immer neue. Und weißt du was?" Alex spürt, wie sie ihre Arme wieder bewegen kann. Zwar kribbelt und sticht es, aber es funktioniert. "Du hättest wirklich auf deine Bewegungen achten sollen!" Sie hört von rechts etwas. Hebt die Pistole und zielt nicht einmal, ehe sie abdrückt. 

Ein dumpfer Aufprall ertönt, als der Vampir auf den Boden aufklatscht und ihr vor die Füße rollt. Während Alex ihm dabei zusieht, wie er sich zersetzt, sind Alucard und Anderson verdammt schnell bei ihr. "Alex! Alles in Ordnung? Wir müssen das Gift aus dir rauskriegen! Scheiße..." Der Pater macht sich die größten Vorwürfe, wohingegen der Urvampir ruhig bleibt. Das kann der Geistliche überhaupt nicht verstehen. "Steh hier nicht so rum. Gib ihr dein Blut! Das wird das Gift neutralisieren können!", ruft er laut und wirkt verzweifelt. Er will nicht, dass sie stirbt. Das darf nicht sein! Es ist seine Schuld, dass er nichts gemacht hat. Dass er nicht eingegriffen hat. "Denkt doch einmal scharf nach, Pater. Sie wäre schon längst tot, wenn das Gift seine Arbeit machen würde. Sie sollte sich nicht bewegen können, tut es aber." Immer noch im Panikmodus, überreißt der Pater das aber nicht ganz und flucht laut, sodass er sich selbst die Hand auf den Mund schlägt und sich stumm für seinen Ausbruch beim Herrn entschuldigt.

Seufzend verdreht Alucard die Augen und sieht zu Alex, die langsam aber sicher wieder ein Gespür in alles hineinbekommt. "Äffchen. Würdest du mir nur ein paar Tropfen überlassen damit ich sehen kann, wie es mit dem Gift aussieht?" Stumm nickend hebt sie ihren Arm. Der Urvampir ist schnell und verschließt die Wunde schon wieder. Die Wunden, die sie erhalten haben, sind schon verkrustet. Menschliche Wundheilung eben. Nur ein leichtes Prickeln auf seiner Zunge. Nichts schlimmes. Noch lange nicht so schlimm wie das reine Gift, welches schon beim bloßen riechen ekelerregend war. "Du solltest dich in den nächsten Stunden ein wenig zurückhalten, weil sonst dein Kreislauf einmal hops gehen könnte, aber sonst sollte alles in Ordnung sein." Alucard selbst kann es nicht fassen, dass man sie erstens verletzt hat und zweitens auch noch so sehr, dass sie hätte sterben können. Durch ihre Anweisung sich zurückzuhalten, konnte er nur zusehen. Nie wieder. Das nächste Mal pfeift er auf ihre Meinung und beendet das. "Aber du hast dich gegen einen Vampir verdammt gut geschlagen! Woher wusstest du, wo er war? Du konntest ihn nicht sehen."

Während der Urvampir und die blauhaarige vorn weg gehen und sie es ihm aus ihrer Sicht versucht zu erklären, trottet ein leicht fassungsloser Pater hinterher. Die Jacke hat sie sich wieder angezogen. Sie können also von Glück reden, dass es Alex gut geht. Wäre es richtig dosiert worden, wäre sie tot. Fraglich, ob sie als Draculina wieder auferstehen könnte und ob er das möchte. Nein, natürlich würde er es wollen! Sie zu verlieren bedeutet für ihn, einen Engel zu verlieren. Einen Engel, den er nie wieder los lassen will. "Pater? Alles in Ordnung?" Alex steht mit einem Mal neben ihn und reißt ihn aus seinen Gedanken. "Quatscht euch aus, ihr Tratschtanten. Ich kümmere mich um den Rest!", ruft Alucard, als die ersten Ghule und auch Vampire aus ihren Löchern kriechen und sich einmischen wollen. Schüsse sind zu hören und Anderson ist im ersten Moment angespannt! Aber der verdammte Blutsauger kümmert sich wirklich darum. "Ich hatte Angst, Alex. Um dich. Es ist und bleibt Gift und du hättest einfach... du hättest einfach..." Aussprechen kann er das Wort nicht. Will es nicht. "Hätte ich gemerkt, dass etwas wirklich komplett schief läuft, dann hätte ich Alucard bescheid gegeben.", erwidert die blauhaarige und stellt sich vor ihn. "Es gibt einen Grund, warum ich noch hier bin. Und niemand wird mir das hier wegnehmen."

Immer noch leicht unsicher, sieht der Pater auf sie runter. "Er hätte dich umbringen können. Einfach so! Was hätte ich bitte gemacht, wenn du vor meinen Augen einfach tot umgefallen wärst?" Alex versteht ihn. Versteht ihn vollkommen. Vorsichtig legt er ihre Hände an seine Wangen und zieht ihn leicht zu sich runter. "Denkt nicht einmal darüber nach. Es wird nicht so sein, versteht Ihr?" Sanft und beruhigend legt sie ihre Lippen wieder auf seine. Er wird sie nicht mehr los, so viel steht fest. Ein wenig zögerlich erwidert er den Kuss und entspannt sich immer mehr. Der Gedanke ist untragbar. Der Gedanke, sie nicht mehr bei sich zu haben. Anderson spürt etwas auf der linken Seite. Vertieft aber nur den Kuss. Zieht sein Bajonett mit der einen Hand und drückt Alex mit der anderen an sich. Muss die Klinge nur gerade halten und der Vampir läuft schon in sie hinein. Spießt sich selbst auf. Nun doch ein wenig erschrocken, sieht die blauhaarige auf den Vampir und dann zu dem Pater hoch. "Wieso war das gerade verdammt sexy?" Darauf hat der Geistliche jetzt nicht wirklich eine Antwort.

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