Auge um Auge

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"WICHSER! VERPISS DICH UND LECK MICH AM ARSCH!", brüllt Alex und lässt die Pistole wieder sinken. Sieht schnaubend auf den Körper runter, der dort liegt und nicht zu Staub zerfällt. Mensch. Schnell sieht sie sich um, ehe sie zum Pater rennt und sich neben ihn kniet. "Hey! Hey! Alles in Ordnung? Wird das wieder oder muss ich wirklich das Heulen anfangen?", fragt sie leicht panisch, steckt die Pistole weg und legt eine Hand auf seine Brust. Anderson verzieht nur leicht sein Gesicht, als er sich aufsetzt. Zwar regeneriert er, aber es dauert ein wenig. "Alex?" Erleichtert lächelnd nickt sie. "In Person! Wen habt Ihr erwartet. Den Tod? Vergesst es!" Eine Kugel zischt knapp neben ihr vorbei und schlägt in der Holzverkleidung des Gebäudes ein. "Scheiße.", zischt sie und hebt die Pistole erneut. Sucht nach demjenigen, der den Schuss abgegeben hat! Sieht aber nur einen. Und dieser jemand ist keine Gefahr.

Mit einem genervten Seufzen geht Alucard zu den beiden anderen und verschränkt die Arme. "Was habe ich dir gesagt, was du nicht tun sollst?", fragt er minimalst gereizt. Die blauhaarige sieht ihm direkt in die Augen. "Den Helden spielen.", erwidert sie und er nickt. "Gut. Und was hast du gemacht?" Alex fängt das Schmunzeln an. "Die HeldIN gespielt." Stumm starrt der Urvampir auf sie hinunter. Was genau würde ihn noch einmal daran hindern sie jetzt einfach stehen zu lassen und abzuhauen? Genau. Der Scheiß namens 'Moral'. Die Augen sind schmal und flackern vor sich hin wie eine Kerze unter Zugluft. "Hab dich auch lieb, Alucard. Aber jetzt haben wir ein anderes Problem. Wärst du ein Schatz und würdest du dich um die restlichen Leute kümmern? Ich bring den Pater ins Auto." Jetzt auch noch verlangen? Er glaubt es hakt! Dennoch muss er ihr zustimmen. Der Geistliche ist im Augenblick nicht in der Lage, etwas zu zerreißen. "Wehe es läuft nachher anders.", brummt er und verschwindet.

Während des kleinen Gesprächs ist der Pater aufgestanden. Wankt ein wenig und Alex kann ihn gerade noch so stützen. "Ich dachte immer, dass Ihr Euch ziemlich schnell wieder regenerieren könntet!" Sie ist überrascht, dass das doch nicht so wie im Anime ist. Anderson schnaubt. "Eigentlich schon. Aber der Kopf braucht länger." Verständlich. Schnell bringt Alex ihn in das Auto und setzt sich neben ihn auf die Rücksitzbank. "Braucht Ihr sonst noch etwas?", fragt sie und beobachtet ihn. Ein Auge ist intakt, dass andere am regenerieren. Fasziniert sieht sie dabei zu. "Kann... Kann ich mir das genauer ansehen?" Ihr Blick geht nicht von dem Auge weg und Anderson runzelt kurz die Stirn, ehe er nickt. "Wenn du möchtest und es dich nicht stört, wäre es für mich kein Problem." Schnell sitzt sie wieder auf ihm und sieht einfach nur höchst fasziniert dabei zu, wie sich das Auge langsam aufbaut. Es ist überhaupt nicht so wie im Anime! 

Ein wenig unsicher, was er jetzt mit seinen Händen machen soll, legt er sie einfach links und rechts neben sich auf den Sitz. Der Geistliche sieht ein wenig auf die Seite. Es ist leicht unangenehm, von ihr so intensiv angestarrt zu werden. Klar ist sie interessiert und neugierig. Das findet er auch wirklich toll! Aber muss sie auch so nah sein? Oder direkt auf ihm sitzen? Er ist auch nur ein Mann und sie eine junge Frau! Eine liebevolle... nette... verständnisvolle... charakterstarke... junge Frau. Seufzend schließt er das eine Auge und lässt sich nach vorn gegen sie fallen. Er sollte es nicht. Und doch fängt er an, verdammte Gefühle zu hegen. "P-Pater! Alles in Ordnung?", fragt Alex sofort und sieht ein wenig runter. Sie spürt den warmen Atem an ihrem Schlüsselbein. Seine Stirn an ihrer linken Schulter. Ein zustimmendes Brummen ertönt. Die blauhaarige merkt, wie ihr Gesicht leicht brennt! Legt aber eine Hand auf seinen Rücken und eine auf seinen Hinterkopf. "Ich bin für Euch da, Pater.", flüstert sie und lehnt ihren Kopf gegen seinen. Vielleicht braucht er einfach mal etwas ruhiges?

Alucard ist verdammt schnell fertig. Groß Lust darauf, etwas hinauszuzögern hatte er nicht. Auch gibt es keine neuen Informationen. Warum kann nicht alles so unproblematisch ablaufen? Klar wäre es langweilig, wenn man immer nur einfache Dinge hätte. Aber so ein ruhiger Ablauf ist doch eine gute Abwechslung, nicht wahr? Zufrieden packt er seine Pistolen weg und sucht noch einmal nach Leben in diesem Hof. Ah, da hat sich doch einer fast verpisst. Der Urvampir verschwindet im Schatten und taucht vor dem älteren Herren auf, der abrupt stehen bleibt, das Gleichgewicht verliert und vor ihm auf die Füße fällt. "Na das nenne ich doch mal eine Begrüßung. Vielleicht sollte ich es mir angewöhnen, dass jedes Opfer auf die Knie sollte?" Ein zufriedenes Lachen ertönt. Der Mann jammert irgendetwas auf deutsch, was er weder verstehen kann noch ihn wirklich interessiert. Kurzes durchstöbern seines Kopfes, aber wieder nichts. Auf Spielen hat er auch hier keine Lust, also wird er gleich getötet, ehe er wieder zurückkehrt. 

So wirklich den Kopf heben will Anderson nicht. Einerseits würde man dann sein rotes Gesicht sehen und andererseits ist es angenehm. Er fühlt sich sicher. Sicherer als beim Herrn persönlich und das mag was heißen! Auch der große, starke Krieger Gottes braucht jemanden, der ihm hilft herunter zu kommen. Zu entspannen. Die weiche, warme Haut. Ihr Geruch. Jeder Sinn ist bei ihm gerade eingeschaltet worden. Ohne Alexandra? Nein. Sie gehört zu seinem Weltbild dazu. Er hat das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Verdammt, wo gehen seine Gedanken nur wieder hin? Leicht amüsiert schnaubt er. "Gut zu wissen, dass ich jederzeit zu dir kommen könnte.", meint er leise und es klopft an der Fensterscheibe. Sofort reißt Anderson seinen Kopf hoch und starrt nach draußen. Oder besser gesagt in zwei rote Augen. Alex lässt ihn los und nickt ihm lächelnd zu. "Klar. Überhaupt kein Problem!" Sie geht von ihm herunter und steigt aus. "Habe ich bei etwas gestört? Soll ich wieder gehen?", mault Alucard und hat das Gesicht verzogen. Doch die blauhaarige winkt ab. "Alles gut. Soll ich dich wieder kraulen, wenn wir im Flugzeug zurück sind?" Der Urvampir sieht sie zwar entgeistert an, sieht aber auf die Seite und nickt leicht. Erst dann steigt er auf den Beifahrersitz und Alex schüttelt lachend den Kopf, ehe sie auf die Fahrerseite geht, dort einsteigt und den Motor startet. Von den Gedanken der beiden Männer hat sie keine Ahnung. 

Die Insel der DimensionenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora