Kapitel 2

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Kapitel 2

"Doppelstunde Physik. Wer denkt sich diese Folter denn aus", grummelte Luca und streckte sich, als sie endlich den Schulhof betraten und ein paar Minuten Sonne genießen konnten. Es waren wahrscheinlich die letzten, recht warmen Tage, denn bald würde der Winter Einzug halten.

Heute trug Luca seine Kontaktlinsen, denn für eine Sonnenbrille war es nicht mehr sonnig genug. Selbst Ava musste ihre nicht tragen, obwohl sie es fast bereute. Manchmal war die Sonne doch noch sehr hell, obwohl sie meist von Wolken bedeckt war.

"Für dich ist doch die ganze Schule eine Folter", bemerkte Dylan, der seltsam belustigt, fast schadenfroh klang. So, als wäre er ein völlig anderer Mensch. Luca schien das jedoch nicht so zu sehen und machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Natürlich ist es das", stimmte er zu und grinste dann. "Es gibt so viel, was man machen könnte."

„Du meinst damit dumm rumsitzen?", fragte Dylan und hob eine Augenbraue. Luca lachte

„Ja, das auch", grinste er und für ihn schien Dylan wie immer zu sein. Ava hingegen war der Meinung, dass dieser sich seltsam verhielt. Doch sie konnte es auch nicht ganz genau sagen. Und schon gar nicht, was genau anders war.

„Wir haben dann Sport", bemerkte Phoebe plötzlich und blickte zwischen Dylan und Ava hin und her. „Ihr beide seid doch noch für Sport krankgeschrieben oder?", fragte sie, weil sie wusste, dass nach dem Unfall im Zoo alle Beteiligten, die danach krank waren, nicht am Sportunterricht teilnehmen durften.

Ava nickte, weil sie nicht genau wusste, worauf Phoebe hinauswollte.

„Ihr müsst ja nicht beim Unterricht dabei sein. Wollt ihr schonmal in die Mensa gehen und uns einen Tisch reservieren?", fragte sie und Ava ahnte, dass Phoebe versuchte es so zu drehen, dass sie mit Dylan allein sein konnte.

„Warum sollten wir das zu zweit machen?", fragte der Blonde und warf Ava einen kurzen, leicht abschätzigen Blick zu, der sie zucken ließ. „Das kann sie doch alleine machen."

Luca klopfte Dylan freundschaftlich auf die Schulter. „Du kannst Ava doch nicht alleine lassen", sagte er mit einem Grinsen. „Oder willst du, dass sie weggefangen wir?"

Dylan schnaubte. „Als würde sie jemand entführen", murmelte er und wirkte nicht sonderlich überzeugt. Fuhr dich dann jedoch einmal durch die Haare und grummelte sein Einverständnis vor sich hin.

Ava lächelte schief. Das würde sicherlich nicht sonderlich angenehm werden, mit ihm allein zu sein. Nicht, wenn er so war, wie gerade. Warum wollte er keine Zeit mit ihr verbringen? Mochte er sie nicht? Dabei konnte er sich doch gar nicht an sie erinnern. Es gab also nicht einmal einen Grund, warum er sie nicht mögen sollte.

Sie wurde einfach nicht aus ihm schlau.

"Was ist nur los mit ihm?", fragte Ava leise an Luca gewandt, doch dieser zuckte lediglich leicht die Schultern, bevor er antwortete.

"Er wirkt ein wenig neben der Spur, aber eigentlich nicht so sehr", murmelte er leise. Er schien wirklich keine Veränderung an Dylan zu sehen, was Ava unruhig werden ließ.

Vielleicht hatte er sich vorher ihr gegenüber nur verstellt, weil er sie verführen wollte? Und nun zeigte er sein wahres Wesen?

Aber irgendwie passte das nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass das sein wahres Ich sein sollte. Es war überhaupt nicht mit seiner Aura im Einklang. Diese sendete eine Disharmonie aus, als wäre irgendetwas da, das sie blockierte.

Luca und Phoebe verließen die Gruppe, um sich auf den Weg zum Sportunterricht zu machen. Auch Ava und Dylan setzten sich in Bewegung Richtung Mensa.

Allerdings stellte Ava fest, dass Dylan nicht an der Mensa hielt, sondern weiter lief, bis er die Tore des Schulgeländes erreicht hatte. Er verließ dieses und lehnte sich draußen an die Wand, wo er sich eine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog und sich eine anzündete.

Ava, die ihm mit ihren Blicken gefolgt war, konnte ihren Augen nicht trauen. Dass Luca rauchte wusste sie, doch seit wann tat Dylan das auch? Hatte Luca ihn dazu gebracht oder hatte er das schon immer getan und es ihr nur nie gezeigt? Aber Ava konnte sich auch nicht daran erinnern Rauch an ihm wahrgenommen zu haben.

Das war alles reichlich seltsam.

Unsicher was sie tun sollte, lief sie langsam auf Dylan zu.

"Du musst mir nicht nachrennen, wie ein Hund", bemerkte diese und blies den Rauch in die Luft.

Ava spürte bei dieser Bemerkung einen leichten Stich in ihrer Brust, versuchte es aber zu ignorieren. "Ich dachte, du kommst mit in die Mensa", bemerkte sie leise und Dylan machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Die ist gleich um die Ecke, du wirst dich alleine schon nicht verlaufen", bemerkte er herablassend und sah sie dabei nicht einmal an.

Ava traten die Tränen in die Augen und sie musste sich Mühe geben, nicht in Tränen auszubrechen und so ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.

Sie schluckte angestrengt.

"Vielleicht magst du ja noch dazu kommen. Ich warte in der Mensa", sagte sie und wandte sich um.

Ihre Füße zitterten ein wenig, als sie sich auf den Weg in Richtung Mensa begab. Sie wollte nicht mehr in seiner Nähe sein, wenn er so zu ihr war. Es tat einfach viel zu weh.

"Ach halt doch den Mund", murmelte Dylan vor sich hin, was Ava dazu brachte ihren Blick zu ihm zu drehen. Zuerst glaubte sie, dass er mit ihr gesprochen hatte, doch er blickte sie nicht an und genoss weiter seine Zigarette.

Mit hängenden Schultern machte sich Ava auf den Weg in die Mensa und hoffte dort auf ihre Ruhe. Sie wollte niemanden zeigen, wie traurig sie war. Das würde nur zu unangenehmen Fragen führen und diesen wollte sie aus dem Weg gehen.

Vampirprinzessin (Under York-Reihe)Where stories live. Discover now