Kapitel 5

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Kapitel 5

Der Rest des ersten Schultages verlief reibungslos und Ava war froh, als sie sich mit Phoebe endlich wieder zurückziehen konnte.

Luca wollte noch ein wenig Zeit mit Dylan verbringen und da die beiden Frauen ohne Umwege wieder nach Under York gehen wollten und sowieso von Alexander abgeholt wurden, ging das in Ordnung.

Ava rieb ihre Augen, während sie draußen auf Alexander wartete.

"Es ist so hell", murmelte sie. "Wie hältst du das nur aus?", seufzte sie und verstand, warum viele Vampire Sonnenbrillen trugen.

Phoebe lachte. "Ich bin nicht so empfindlich, wie du", sagte sie und musterte Ava von der Seite. "Hast du Sonnenbrand?", fragte sie sicherheitshalber und schob Ava ein Stück zur Seite in den Schatten.

Die Vampirin musterte ihren Körper dort, wo sie nackte Haut zeigte. Es war nichts Rotes zu sehen und brennen tat auch noch nichts, also schüttelte sie den Kopf.

"Ich denke nicht", murmelte sie, weil sie sich nicht ganz sicher war. Vielleicht spürte sie es nur einfach noch nicht. Immerhin wusste sie auch nicht, auf was sie achten sollte.

Phoebe nickte. "Trotzdem solltest du dich morgen früh eincremen. Es ist doch wärmer und sonniger, als ich erwartet habe", meinte sie und blickte hinauf in den Himmel, an dem kaum eine Wolke zu sehen war.

"Ist wohl besser", stimmte Ava zu und hörte bereits zwischen den anderen Autos das Auto, das Alexander fuhr. Es hatte einen ganz einzigartigen Klang. So wie eigentlich jedes Auto. Denn anhand der Reifenabnutzung und der sonstigen Beschaffenheit und Beladung des Wagens, entstanden unterschiedliche Geräusche, die Ava durchaus auseinanderhalten konnte, wenn sie sich denn darauf konzentrierte. So war sie auch nicht überrascht, als wenig später vor ihnen ein schwarzer Wagen hielt. Es war mehr eine Limousine, als ein Auto, was Ava seufzen ließ. Sie hatte natürlich gewusst mit welchem Auto er kam, doch sie hatte sich gewünscht, dass sie sich irrte. Immerhin wollte sie unauffällig bleiben. Was mit diesem Auto nicht möglich war. Es lagen so viele Blicke auf diesem, dass klar war, dass sie morgen sicherlich danach gefragt wurde. Als sie heute Morgen angekommen war, hatte sie noch niemand gesehen. Doch jetzt sah sie fast die ganze Schule.

Sie hörte bereits die ersten Schüler darüber spekulieren, ob sie reich war oder zumindest reiche Eltern hatte. Es gab sogar jemanden, der glaubte, dass sie die Tochter eines Mafiabosses war. Außerdem hörte sie noch etwas.

Alexander stieg aus und öffnete Ava und Phoebe die Tür und beide setzten sich ins Auto.

"Sag mal. Kann es sein, dass es hier jemanden gibt, der über uns bescheid weiß?", wollte Ava vorsichtig wissen, als die Türen zu waren, und das Auto startete.

Phoebe wirkte überrascht. "Was meinst du?", fragte sie und runzelte die Stirn. Gedanklich ging sie das gerade Gesehene und Avas Reaktion durch. Das ging so schnell, dass sie bereits wusste, was Ava wollte, noch bevor sie sich erklärt hatte. "Ach so, du meinst bestimmt Shin. Er ist davon überzeugt, dass es übernatürliche Wesen gibt und er ist im Foto-Club der Schule", gab Phoebe Auskunft und Ava schloss ihren Mund wieder, da sie gerade dazu angesetzt hatte, ihr zu erklären, was genau sie meinte.

Kurz runzelte die Vampirin überlegend die Stirn. "Wird er uns gefährlich?", fragte sie vorsichtig, doch Phoebe schüttelte nur den Kopf.

"Denke ich nicht. Es gibt immer mal wieder Leute wie ihn. Die versuchen andere davon zu überzeugen, dass es uns gibt. Aber du weißt ja, wie die Menschen so sind. Sie sind Meister darin, unangenehme Dinge zu verdrängen. Und dass es uns gibt, ist für sie unangenehm."

"Ich verstehe. Ich sollte mich vor ihm also in Acht nehmen", murmelte Ava nachdenklich. Die Vorstellung, dass es noch immer Menschen gab, die an sie glaubten, war nicht sonderlich angenehm. Denn Menschen neigten dazu Angst zu haben, wenn sie Dinge nicht verstanden oder als gefährlich erachteten. Und wenn das der Fall war, griffen sie meist sofort nach den Waffen. So hatte es sie die Geschichte gelehrt und sie wollte nicht schon wieder eine Hexenverbrennung oder Hetzjagd. Davon hatten sie in den letzten paar Jahrhunderten wirklich genug.

Ava beobachtete, wie die Häuser an dem Auto vorbeizogen und machte sich Gedanken darüber, wie die nächsten Tage werden würden. Heute war sie noch nicht sonderlich aktiv geworden und hatte erst einmal beobachtet, doch das würde sich die nächsten Tage ändern. Als erstes stand Riley auf ihrer Liste und sie hoffte wirklich, dass es nicht zu lange dauern würde, ihn kennenzulernen.

Neben dieser Männersuche hatte sie immerhin noch ganz andere Dinge zu tun. Obwohl Alexander ihr viel dabei half, war sie doch langsam bereit, die Verantwortung über den Clan zu übernehmen und gerade politische Dinge waren dabei sehr wichtig.

Alexander konnte zwar in ihrem Namen sprechen, doch er konnte sich nicht mit den Clanoberhäuptern, die überall auf der Welt verstreut waren, treffen und beraten. Das war allein ihr vorbehalten, was die ganze Sache nicht leichter machte.

Für einen reinrassigen Vampir war sie noch recht jung, doch nicht mehr so jung, dass man sie mit Samthandschuhen anfasste.

Sie war zwar die Vampirprinzessin, doch viele der anderen Clans hielten es nicht für nötig ihr die Treue zu schwören, oder sie als ihre Herrscherin zu akzeptieren. Sie waren der Meinung, dass sie keine weiteren reinrassigen Vampire brauchten und sehr gut mit den Bisslingen klarkamen, die sie teilweise als Sklaven hielten. Was Ava nur ungern duldete, doch sie wollte keinen Krieg anfangen. Erst einmal mussten sich die Vampire von Under York vom letzten Krieg erholen.

Dass die Vampire ihre Erschaffenen geschickt hatten, um die Königsfamilie auszulöschen, war nicht überall auf Freude gestoßen. Und dass sie sich sogar mit den Menschen verbündet hatten, wog noch schwieriger. Die meisten dieser Vampire waren jedoch ausgelöscht wurden und ihre Bisslinge ebenfalls. Soweit Ava das beurteilen konnte, gab es nur noch drei oder vier Vampire, die sich auf der Flucht befanden und ihren Jägern entkamen. Sie waren überall auf der Welt verstreut, schienen aber auch von anderen Clans keine Unterstützung mehr zu erhalten. Was gut war. So würden sich zumindest nicht wieder Vampirclans verbünden, um sie zu stürzen.

Trotzdem war die Lage zwischen den Clans noch immer angespannt. Die Oberhäupter baten schon sehr lang um ein Treffen mit ihr, doch bisher hatte man es immer wieder verschoben. Ihre Sicherheit ging vor. Doch lange würde das nicht mehr der Fall sein. Spätestens, wenn sie ihren Mann und das erste Kind hatte. Was in den nächsten Jahren oder auch erst Jahrzehnten geschehen konnte. Für Ava jedoch beides eine recht kurze Zeitspanne. Es war also wichtig, dass sie sich auch in dieser Richtung kundig machte und vorbereitete. Sie wollte immerhin für alles gewappnet sein.

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Vampirprinzessin (Under York-Reihe)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant