Kapitel 3

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Kapitel 3

Nervös verließ Ava das Zimmer der Sekretärin, bei der sie sich hatte anmelden müssen und trat hinaus in die Gänge der Schule.

Der gestrige Tag war viel zu schnell vergangen. Heute Morgen war sie mit Luca und Phoebe extra zeitiger aufgestanden, damit sie noch vor den meisten anderen hier waren. Doch sie hatte sehr lange bei der Sekretärin gebraucht und nun waren die meisten Schüler schon da.

Daher war der Flur auch sehr voll, doch nur die wenigstens beachteten sie. Vielleicht auch, weil Luca und Phoebe hier schon länger zur Schule gingen.

Sie waren also ein gewohnter Anblick und so konnte sie sich mehr oder weniger zwischen diesen verstecken. Zumindest versuchte sie das, während sie ihnen zur ersten Stunde folgte.

"Hey Luca", erklang plötzlich eine Stimme, die Ava zusammenzucken ließ und sie wäre beinahe in Luca hineingelaufen, weil dieser unerwartet stehen blieb und sich umdrehte.

Ava folgte seinen Blick und erkannte einen blonden Jungen mit braunen Augen, der mit erhobener Hand auf Luca zukam.

Dieser trat hinter Ava hervor und ergriff die Hand des Blonden. "Dylan, moin", grüßte Luca grinsend zurück und neugierig schielte Ava hinter diesem hervor.

Das war also Dylan, der Freund, von dem ihr Luca so oft erzählt hatte.

Obwohl sie hier zwischen Menschen war, hatte sie sich bisher doch noch nicht die Mühe gemacht, diese genauer zu mustern. Da sie mit den Gedanken nur bei der Schule und den Schülern gewesen war und gestern schon einige Menschen gesehen hatte, hatte sie kaum noch daran gedacht, weshalb sie eigentlich hier war. Daher musterte sie Dylan nun neugierig und versuchte herauszufinden, ob sie etwas spürte. Doch das war nichts, außer ihr noch immer aufgeregt schlagendes Herz und die leichte Angst vor dem, was auf sie zukommen würde.

Ihr musternder Blick schien den Blonden aufzufallen, denn dieser senkte den Blick und musterte sie nun ebenfalls. "Wen hast du denn hier?", fragte Dylan an Luca gewandt. Ava stand immerhin ziemlich eng bei ihm, so dass klar war, dass beide zusammengehörten.

Luca machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich hab dir doch erzählt, dass eine Cousine von mir hierher zieht. Darf ich vorstellen, das ist Ava", meinte er und legte der Kleineren eine Hand auf den Kopf. Er war sogar fast drei Köpfe größer als sie. Generell schien hier jeder, sogar die Mädchen, größer zu sein, als Ava. Was sie nicht sonderlich mochte. Doch sie würde noch wachsen. So hoffte sie zumindest. Noch war sie nicht ausgewachsen.

"Ach stimmt, da war was", meinte Dylan mit einem Grinsen im Gesicht und Ava zog die Augenbraue hoch, als er ihr die Hand hinstreckte. "Hallo Ava", grüßte er.

Ava fühlte sich unwohl und wusste nicht genau, was sie tun sollte. Wie immer, wenn sie nicht wusste, wie sie mit anderen umgehen sollte, wechselte sie einfach das Thema. "Hallo", sagte sie knapp. "Wir sollten jetzt los, sonst kommen wir zu spät", fügte sie hinzu und ignorierte Dylans Hand. Sie wusste nicht genau, ob es gut war, ihn anzufassen. Man hatte ihr gesagt, dass Menschen recht empfindlich sein konnten. Sie wollte ihm nicht wehtun.

Dylan blickte mit hochgezogener Augenbraue zu Luca, der lediglich grinste und mit dem Kopf auf Phoebe zeigte, die Ava bereits hinterher ging. "Sie hat recht. Los, beeilen wir uns", meinte er und ging nicht weiter auf Dylans unausgesprochene Frage ein. Wieso sollte er ihm Avas Verhalten erklären? Er musste es selber lernen.

Beide Jungen folgten den Mädchen, bis sie zum Klassenraum kamen. Da sich Ava bereits mit Phoebe unterhalten hatte und diese alleine saß, gesellte sie sich einfach zu ihr und ging gar nicht erst zur Lehrerin, die jedoch bereits anwesend war.

Mrs. Wilson war eine recht schlanke, ältere Frau mit karottenroten Haaren, die ihr bis zur Schulter reichten. Sie trug ein beigefarbenes Kostüm, das sie irgendwie nicht wie eine Lehrerin, mehr wie eine Geschäftsfrau wirken ließ.

Ihre grünen Augen richteten sich auf Ava und kurz wurde diese gemustert, ehe sich die Lehrerin wieder anderen Dingen zuwandte.

Ava, die das bemerkt hatte, seufzte leise und erleichtert. Sie hatte Angst gehabt, dass diese sie bitten würde, sich vor der Klasse vorzustellen. Das wollte sie nicht, weil ihr das peinlich war. Jeder, der etwas über sie wissen wollte, sollte zu ihr kommen und sie fragen. Außerdem würde sie sowieso auf die anderen zugehen. Zumindest auf die Jungen. Mit den Frauen wollte sie nicht zwingend zu tun haben. Freundschaften schließen, die später keine Zukunft hatten, war nicht ihr Ding.

Versucht unauffällig ließ sie ihren Blick durch die Klasse wandern. Wie Luca gesagt hatte, gab es hier eine ganze Menge Jungen. Mehr als es Mädchen gab, was Ava durchaus gut fand. Vor allem, da sie eigentlich nur wegen diesen hier war. Trotzdem würde sie sich auch in der Schule ein wenig anstrengen müssen.

Ava wiegte sich in Sicherheit, doch kaum hatte die Stunde begonnen, wurde sie von Mrs. Wilson gebeten, sich vor der Klasse vorzustellen.

Die Augen der Vampirin richteten sich für einen Moment auf die Lehrerin und kurz war sie versucht ihre Magie anzuwenden, doch sie entschied sich dagegen und erhob sich stattdessen.

Mit langsamen und eleganten Schritten ging sie nach vorn, bevor sie sich, wie die Lehrerin es wollte, zur Klasse umdrehte und sich vorstellte. "Mein Name ist Ava. Ich geh ab heute in eure Klasse. Jeder, der was über mich wissen will, soll mich schon selbst fragen", sagte sie ruhig, ließ den Blick einmal durch Klasse wandern und ging dann zurück zu ihrem Platz. Dabei war es ihr egal, was die Lehrerin davon hielt. Sie war nicht dazu verpflichtet über sich zu erzählen.

"Nun. Gut", murmelte Mrs. Wilson, die ein wenig überfordert oder zumindest überrascht wirkte. "Machen wir mit Biologie weiter", fand sie schließlich doch die Kurve und der Unterricht nahm seinen Lauf.

Fotosynthese war ein interessantes Thema, doch Avas Aufmerksamkeit glitt immer wieder zu den Schülern ihrer Klasse.

Sie bemerkte die Blicke, die ihr immer wieder zugeworfen wurden, was sie ein wenig amüsierte.

Neugierig geworden fixierte sie einen Jungen mit fuchsbraunem Haar, der sie anstarrte.

Um ihn herum wurde seine Aura sichtbar und Ava hätte fast gelacht. Verkniff es sich aber, weil sie nicht auffallen sollte.

Die Aura verriet seine Emotionen sehr gut und es gab eigentlich nur einen Begriff für seine Reaktion: Schwanzgesteuert.

Er schien wirklich nur das Eine im Kopf zu haben.

Neugierig geworden sah sich Ava weitere Auren an.

Ein blonder Junge mit schmalem Körperbau und einer Brille schielte immer mal wieder verstohlen zu ihr. Seine Aura zeugte Neugier, aber kein Verlangen. Er schien einfach nur Interesse an ihr zu haben. Sie vielleicht interessant zu finden.

Das war auf alle Fälle eine bessere Grundlage, als der Typ mit dem fuchsbraunen Haar.

Die Schwarzhaarige blickte wieder nach vorn, da die Lehrerin sich von der Tafel wieder der Klasse zuwandte. Immerhin wollte sie nicht gleich am ersten Tag Ärger bekommen, weil sie sich hatte ablenken lassen. Doch es fiel ihr sichtlich schwer der Lehrerin zuzuhören. Sie war so langsam.

Natürlich nur für vampirische Verhältnisse. Die Auren einiger Schüler verrieten Ava, dass diese Mühe hatten zu folgen. Sie hingegen hatte Zeit sich mit Phoebe zu unterhalten.

Sie sprach so leise und mit magiedurchwirkter Stimme, so dass die Worte lediglich von Luca und Phoebe aufgeschnappt werden konnten. Sie waren die einzigen magischen Wesen in diesem Raum. Alle anderen würden denken, dass sie lediglich atmete.

So verging die Stunde recht schnell und das Klingeln rief zur Pause.

Überrascht stellte Ava fest, dass einige Schüler nicht den Raum verließen, sondern auf sie zu kamen. Darunter der Junge mit den Fuchshaaren. Was er wohl wollte?

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Vampirprinzessin (Under York-Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt