Kapitel 4 - Mondenschein und Kerzenlicht

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»Mach dir keine Sorgen, mein Süßer, mir ergeht es nicht anders«, meinte Sam und legte plötzlich seine Hand auf meine Brust. Dort fuhr er mit ihr meine deutlich zu erkennenden Muskelpartien nach und grinste dabei verschmitzt. Seine Finger hinterließen einen brennenden Schweif auf meiner Haut. Seine blauen Augen glitzerten wie zwei Perlen des Ozeans und lächelten mich entzückt an. Vorsichtig, als könnte sie jeder Zeit zerbrechen, nahm ich seine Hand von mir.
»Wir sollten weitergehen«, meinte ich schlicht und versuchte mich irgendwie aus der Situation zu schlängeln. Mein Herz schlug mir schon bis zum Hals und mein gesamtes Inneres feierte eine ausgelassene Party.


Zwei gute Freunde, Kilian, merk dir das. Zwei sehr gute Freunde - das hast du dir selbst versprochen.


»Hast ja recht... Ich bin schon ganz ausgehungert!«, teilte Sam förmlich der ganzen Welt mit und riss theatralisch die Arme in die Höhe. Passend zum Gesagten knurrte plötzlich auch noch sein Bauch. Er zog eine groteske Grimasse und hielt sich augenblicklich unter Stöhngeräuschen den Bauch, als hätte jemand ihn angeschossen. Ein weiteres Mal an diesem Abend lachte ich amüsiert los - ein weiteres Mal von vielen - und dankte ihm, dass er mich dort so ganz allein auf der Bank gefunden hatte...






Wie hypnotisiert pikste Sam mit seinem Finger auf meinem Arm herum. Er hatte einen absoluten Fetisch für Muskeln und nackte Haut - das konnte selbst ein Blinder nicht übersehen! Immer wenn sein Finger meine Haut berührte, fühlte es sich an, als würde jemand glühende Holzkohle über meinen Arm schütten. Jetzt da Sam direkt neben mir saß - und wenn es nach ihm ginge würde er sofort auf meinem Schoß drauf sitzen - hämmerte es in meiner Brust umso mehr. Sam war in meinen Augen eine zarte Blüte des Frühlings. So jung und doch schon so umwerfend schön. Und selbst der Geruch einer Kirschblüte haftete an ihm, so süß und himmlisch. Ich nahm einen tiefen Atemzug und sog all sein Aroma in mich auf.


Er strahlte voller Freude und konnte kaum sein Grinsen ablegen. Ihn umgab ein dichter Nebel, der sich um meinen Verstand legte und diesen in den Ruhestand versetzte. Dieser durchdrang jeden Teil meines Körpers und füllte mich von innen heraus aus. Er war weich und warm, eine herzliche Einladung. Meine Hand ruhte auf Sams Rücken und wie hypnotisiert streichelte ich ihn, als wäre er ein Welpe, der um meine Aufmerksamkeit bettelte.


»Wie lange trainierst du eigentlich schon?«, fragte mich Sam und blickte zu mir auf.
»Seit zwei Jahren ungefähr. Am Anfang eher unregelmäßig, aber das hat sich inzwischen irgendwie eingependelt.«
»Ich verstehe Heteros einfach nicht... Wie soll man denn solchen Muskeln widerstehen können?«
Ich schmunzelte amüsiert, während Sam mit seinen Untersuchungen an meinem Arm fortfuhr. Uns hat es in einen der hinteren Räume im Restaurant verschlagen. Hier konnten wir beide unter uns sein und waren nicht von anderen Leuten umgeben. Nur die Musik drang von außen an die Tür und quetschte sich durchs Schlüsselloch, sodass sie nur noch gedämpft in meinem Ohr ankam. Der Raum war in einem dunklen Violett gehalten und das Licht, welches von der Decke strahlte, war nicht allzu grell, sodass eine fast schon schläfrige und romantische Atmosphäre entstand.


Wir hatten uns auf eine Couch niedergelassen, die mitten im Raum stand. Davor befand sich ein kleiner Tisch, auf dem nun unsere leer gemampften Teller standen. Sam hatte nicht übertrieben, als er meinte, er sei hungrig. Heute Abend hätte er vermutlich die ganze Küche des Restaurants leer futtern können. Ich lehnte mich ein weiter zurück in die Kissenwand und machte es mir gemütlich, was der kleine Mann neben mir nachahmte. Für seine siebzehn Jahre kam er mir dennoch fast wie ein Kind vor - ziemlich verspielt und neugierig. Plötzlich entfuhr ihm ein müdes Gähnen.

Tanz für mich, Sing für uns!Where stories live. Discover now