Drei Stiere

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Es wurde Winter und somit kälter. Während dem Sommer hatten die Lehrer den Unterricht oft nach draußen in den Schulgarten verlegt aber nun waren sie an die klimatisierten Räume der Schule gebunden. In den Gängen und den Räumen in denen nicht unterrichtet wurde gab es jedoch selten eine funktionierende Heizung und so fand sich Ben eines Tages in eine decke gehüllt in der Bibliothek wieder um neue Lektüre auszusuchen. Er ging zu einem Regal, nahm sich mehrere Bücher, die ihn interessieren könnten und setzte sich anschließend auf eine Couch. Ben war vollkommen in seine Bücher versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie sich ihm jemand näherte. Allison war mit mehreren Büchern im Arm zu ihm gekommen und zog ein Stück seiner Decke zu sich um sich selbst zuzudecken. Ben sah verwundert über die plötzliche Erscheinung auf und betrachtete Allison, die sich seine Decke nun noch ein wenig näher zog. "Was ist? Mir ist auch kalt und alle Decken sind weg! Jetzt glotz nicht so" fuhr sie ihn an und öffnete ebenfalls eins ihrer Bücher. Ben zog eine Augenbraue hoch, und blickte zu dem Schrank in dem die Decken aufbewahrt wurden. Dort lagen noch mindestens fünf Decken und in der Bibliothek war auch sonst niemand der diese sonst hätte in Anspruch nehmen können. Doch er lächelte nur und widmete sich mit einem leichten Kopfschütteln wieder seinem Roman. Irgendwann stand Allison auf und packte ihre Sachen mit der Aussage dass sie jetzt bald zum Unterricht müssten zusammen. Ben sah auf die Uhr und beschloss sich ihr anzuschließen. Auf dem Weg in den Naturwissenschaftstrakt verschwand Allison noch kurz auf der Toilette und aus irgendeinem Grund hatte Ben das Bedürfnis auf sie zu warten. Die Minuten verstrichen und Ben fragte sich schon wo sie blieb als drei breit gebaute Jungs aus dem Foyer um die Ecke bogen und sich vor Ben aufbauten. Ben kannte sie, er hatte einige Kurse mit ihnen und er fand dass sie vom Aussehen und vom IQ mehr mit Stieren zu tun hatten als mit sonst irgendwas. Der dickste, offenbar ihr Anführer setzte ein Lächeln auf sodass sein mindestens fünf-lagiges Kinn hervorquoll: "Was ist los kleiner Drecksstreber? Hast du's nötig vorm Mädchenklo zu chillen? Wo ist denn deine kleine Freundin Weirdo?" Ben sah dem Dicken in die Augen, sagte aber nichts. Stiers Freunde fingen unterdessen an grunzig zu lachen. Der Bullige packte Ben am Kragen seines Pullis, zog ihn zu sich und flüsterte ihm ins Ohr:"Ich finde, wenn du hier gut wegkommen möchtest musst zu zahlen! Wie wäre es erstmal mit nem Hunderter?" Der Mundgeruch des Dicken schwoll Ben ums Gesicht sodass ihm ganz schwindelig wurde, als er sagte:"Komm Dicky, such dir einen Job und verdien Geld! Ich kann dir auch zeigen, wie man ein Wörterbuch für die Bewerbung benutzt!"  Das schien dem dicken nicht zu gefallen denn augenblicklich verschwand sein Lächeln und er ballte die Fäuste zum Schlag. Der erste Hieb traf Ben in den Magen, sodass der vornüber kippte. Zwei weitere Schläge trafen ihn im Gesicht auf der Schläfe und der Nase aus der sofort das Blut geschossen kam. Ben hatte nichteinmal die Chance sich zu wehren, als die beiden Freunde von dem Bullen auch noch auf ihn eintraten und ihn zu Boden drückten. Bens Sicht verschwamm und der Schmerz nahm überhand.
Auf einmal riss den Bulligen etwas von hinten zurück und er wurde zu Boden gerissen. Eine verschwommene Gestalt mit  pastel-rosa Haaren sprang um ihn herum und brauchte nur zwei Hiebe um ihn auszuschalten. Dann widmete sie sich den Boxkumpanen vom Dicken die ebenfalls nach ein paar Tritten und gezielten Schlägen ohnmächtig zusammensackten wie betäubte Elefanten. Bens verschwommene Sicht wurde wieder ein wenig klarer und er erkannte Allison die sich die Falten aus der Jacke Strich und sich anschließend zu ihm runter beugte: "Hey, alles okay bei dir Klitschko?" Selbst in der Situation brachte Ben ein Schmunzeln zustande denn es war das erste Mal, dass Allison sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen schien. "Passt schon!" antwortete Ben und versuchte sich aufzurichten, sackte jedoch voller Schmerzen schnell wieder zusammen. Die Hiebe in die Magengrube hatten gesessen und ihm wurde leicht übel. Allison erkannte wohl, dass es Ben alles andere als 'okay' ging, half ihm auf und stützte ihn. "Mr. Johnson ist der Schularzt, er wird dir helfen können, ich stütze dich und bring dich hin!" Ben nickte und lief an sie gelehnt und seinen Arm um ihre Schultern gelegt in Richtung des Lehrertraktes. Dort angekommen sah Mr Johnson sich Ben genau an und befand dann, dass er Zuhause im Bett am besten aufgehoben sei. Er verließ den Raum um Bens Vater anzurufen und ihn zu bitten Ben nach Hause zu holen. Als Ben mit Allison alleine war sah er sie an und meinte sogar ein wenig Sorge in ihren Gesichtszügen zu erkennen.
"Hey Allison, warum hast du mir geholfen?" Quetschte er hervor und sie ließ sich Zeit zu antworten: "Tja, du kamst alleine ja nicht so gut klar, oder irre ich mich? Außerdem war mir langweilig!" Dann wandte sie sich ab zum gehen. An der Tür drehte sie sich aber noch einmal zu ihm um und sagte mit einem Zwinkern: "Und noch was, Freunde sollen mich doch Ally nennen oder hast du das vergessen?"
Dann drehte sie sich um und verließ den Raum.

Phoenix - Alles auf AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt