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Als ich am Morgen aufwache, steht Katherine bereits im Raum und sieht uns hämisch an. Alex ist schon wach, lehnt aber noch immer an derselben Wand wie ich. Stöhnend setze ich mich gerade auf. Mein Rücken schmerzt und bei jeder Bewegung meines Kopfes, protestiert mein Nacken.

«Ich werde euch jetzt nacheinander rauslassen», sagt sie, nachdem sie bemerkt hat, dass ich auch wach bin. «Wenn einer von euch das Gefühl hat, sich zu wehren, wird das für den anderen nicht angenehm werden. Und ich denke mal, dass das etwas ist, das ihr verhindern wollt», fügt sie grinsend hinzu.

Mein Verlangen, ihr eine reinzuhauen, wird mit jedem Satz, den sie spricht, grösser. Doch ich nicke nur.

«Gut», sagt sie und öffnet die Tür zu Alex' Zelle. Vor ihm geht sie in die Hocke und hält den Schlüssel für die Handschellen hoch. Einige Zeit sitzt sie nur stumm da, bis sie ihm endlich die Handschellen abnimmt. Ein Wunder, wie Alex so ruhig bleiben kann.

Alex steht langsam auf und Katherine beobachtet stumm jede seiner Bewegungen. «Ich gebe dir eine viertel Stunde Zeit um zu Duschen, danach beginnen wir», sagt sie und führt ihn aus dem Raum, woraufhin ich allein zurückbleibe. Doch keine zwei Minuten später taucht sie wieder auf, löst auch meine Handschellen und führt mich in ein kleines Badezimmer. «Fünfzehn Minuten», sagt sie auch zu mir und schliesst die Tür. Ich höre das Klicken des Schlosses, als sie abschliesst. Ich betätige den Lichtschalter, sodass ich etwas erkennen kann. Nur einen kurzen Moment bleibe ich im Dunkeln stehen. Das grelle Licht in unseren Zellen hat sich in meine Netzhaut eingebrannt und selbst hinter geschlossenen Lidern hat es mich geblendet.

In dem Badezimmer befinden sich lediglich eine Toilette, ein Waschbecken und eine Duschkabine, vor der sich ein Stapel frischer Kleider befindet. Aber ich beschwere mich weiss Gott nicht. Immerhin bekomme ich die Gelegenheit mich zu waschen und frische Kleidung anzuziehen.

Erleichtert ziehe ich meine verschwitzten Klamotten aus und werfe sie auf den Boden. Danach trete ich in die Kabine und stelle das Wasser an, das eiskalt auf mich herabregnet. Früher hätte ich nur noch gebibbert, aber mittlerweile ist mir das egal. Schon nur, weil das Feuer in mir mich sowieso ständig aufwärmt. Aber auch das ist etwas, das ich momentan mehr schätze als ich je gedacht hätte. In Anbetracht dessen, dass Katherine mir meine Kräfte stehlen will . . .

Ich beeile mich, trete aus der Dusche und ziehe mich schnell an. Eine Viertelstunde ist kürzer als man meinen könnte. Die Kleider, die mir bereitgelegt wurden, bestehen aus einer schwarzen lockeren Hose und einem engen ebenfalls schwarzen T-Shirt und entsprechen genau meiner Grösse. Ich beginne schon gar nicht damit, mich zu fragen, woher sie meine Kleidergrösse weiss. Wenn ich damit beginne, geht es nicht mehr lange und ich werde paranoid.

Kurz nachdem ich fertig bin, wird die Tür auch schon geöffnet und Katherine begleitet mich hinaus.

Doch wir gehen nicht in denselben Raum zurück, wie vorhin, sondern in einen, in dem sich eiserne Tische befinden. Verständlich, dass mein Unwohlsein sich nur noch verstärkt.

Alex befindet sich bereits darin und lehnt sich gegen einen der beiden Tische. Auch er trägt schwarze Hosen und ein T-Shirt, das die beiden Linien seines Tattoos gerade noch frei lässt. Die silberne Kette baumelt noch immer um seinen Hals.

Da Katherine mich nicht festhält, renne ich sofort auf ihn zu und werfe mich in seine Arme. Er schlingt die Arme um mich und drückt mich fest an sich. Ich atme seinen Geruch ein und schmiege mich an ihn.

Alex stützt seinen Kopf auf meinen und atmet erleichtert aus. Ich hebe den Kopf und sehe ihm in die Augen, was gar nicht so einfach ist, weil er etwa zwanzig Zentimeter grösser als ich ist. Er streicht mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und küsst mich. Allerdings unterbricht uns Katherine sogleich mit einem Räuspern und er löst sich von mir.

Shadow and IronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt