👼Rick(22)👼

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Heute ist der Tag der Gerichtsverhandlung. Ich habe Angst, mir ist schlecht und an sich herrscht in mir drin ein Gefühlschaos welches ich nicht geordnet bekomme.

Meinen ersten Kater habe ich gerade so überlebt. Ich glaube ich hatte noch nie solche Kopfschmerzen und so richtig kann ich mich auch nicht mehr an diese Nacht erinnern.
Verschwommen weiß ich das Knox mich abgeholt hat und auch das ich mich übergeben habe, aber, wieso, warum, weshalb, weiß ich nicht mehr.
Ich habe mich auch nicht getraut Knox anzuschreiben, denn irgendwie will ich mir nicht die Blöße geben, ihm gestehen zu müssen, dass ich mich an nichts wirklich mehr erinnern kann.
Deshalb habe ich beschlossen mich gar nicht bei ihm zu melden.
Es fällt mir schwer, sehr sogar. Ich vermisse ihn sehr und ich denke unentwegt an die Situation auf seinem Sofa.

Ich befinde mich gerade im Zeugenstand, der Richter hat mich aufgerufen und ich habe den Eid geleistet und auf die Bibel geschworen, das ich immer die Wahrheit sagen werde.
Das strengt mich sehr an, zu wissen das ich gleich alles Preis geben muss.
Die Verhandlung ist geschlossen, nur die nächsten Familienangehörigen dürfen mit dabei sein. Doch das ist für mich eher kontraproduktiv, als dass es mir hilft.
Denn im Gerichtssaal sitzt, neben all den Leuten die nötig sind, um diesen Zirkus hier zu veranstalten, mein Vater und schaut mich an.

Kurz blicke auch ich ihn an, bis ich meine Augen schweifen lasse und dann die beiden Garcias auf der Anklagebank sitzen sehe.
Augenblicklich habe ich das Gefühl das ich mich übergeben muss, doch ich schlucke trocken, merke das mein Herz beginnt schneller zu schlagen und versuche auch das wieder unter Kontrolle zu bekommen, indem ich meinen Kopf senke und mit meinen Fingern spiele.

Übermorgen haben Henry und ich Geburtstag. Wie es wohl sein wird? Ob wir gemeinsam feieren? Will ich überhaupt feiern? Wird Knox vielleicht daran denken? Aber woher sollte er überhaupt wissen, wann ich Geburtstag habe? Ich vermisse Knox so. Wie soll ich ihn bloß anschreiben, wenn ich ihm doch nicht gestehen will, dass ich nichts mehr wirklich weiß.

Gedanken die kreisen, die dazu dienen mich von meinen dunklen Gedanken abzulenken, die mir helfen meine aufkommende Angst etwas zu zügeln.
Ich verheddere mich immer mehr daran und stelle mir Fragen auf die ich keine Antwort weiß.

"Rick?", höre ich jemanden meinen Namen sagen, doch ich schaue nicht auf.
"Rick, wenn es nicht mehr geht, können wir zu jeder Zeit eine Unterbrechung der Verhandlung beantragen.", sagt die Stimme und dann traue ich mich aufzuschauen und antworte: "Okay."
Das war der Startschuss und dann geht es los.

Ich habe es durchgezogen und alle Fragen die die Anklage und auch die Verteidigung gestellt haben, soweit ich es konnte und mich erinnerte, beantwortet. Als ich dann noch die Freunde der Garcias erwähnt habe, denn dass hatte ich bei der Polizei bewusst verschwiegen, weil ich mich einfach immer noch so sehr schäme, war das Getuschel groß.
Da wird das nächste Gerichtsverfahren folgen.
Ich würdigte, während der ganzen Verhandlung, meinen Vater nicht eines Blickes.
Ich habe es nicht geschafft ihn anzusehen um festzustellen, wie schlecht es ihm dabei geht das hören zu müssen.

Meine Mutter, wäre auch gern dabei gewesen, ebenso Henry, doch mein Vater, der ach so große Beschützer, hat mit den Beiden besprochen das es vielleicht nicht so ratsam wäre, wenn alle mit im Gerichtssaal wären, da es nicht nur für mich, sondern auch für sie unangenehm werden könnte.

Die Verhandlung ist durch, das Urteil wird morgen gefällt. Morgen, wenigstens noch vor meinem Geburtstag.
Jetzt gerade sitze ich auf dem Beifahrersitz des Autos meines Vaters. Ich blicke aus dem Fenster und wir beide schweigen.
Dann spüre ich die Hand meines Vaters auf meinem Knie liegen.
Ich nehme sie und schiebe sie weg, will jetzt nicht angefasst werden.
"Rick, ich weiß nicht was ich sagen soll.", beginnt er, doch ich unterbreche ihn: "Nichts, du musst nichts sagen. Du weißt jetzt was passiert ist und ich hoffe und bitte dich, dass du es für dich behältst. Ich will nicht in Henrys Augen schauen und mich die ganze Zeit fragen müssen was er weiß und was er gerade über mich denkt und Mum, die hat schon genug Scheiße am Haken. Also Dad, tu mir den Gefallen und halt deine Klappe."
"Du hast dich auch schon mal freundlicher ausgedrückt Junge.", sagt er mahnend, doch ich reagiere darauf nicht.

Einen Augenblick später beginnt er erneut zu reden: "Rick, bei all dem was ich jetzt weiß, wäre es ratsam, wenn wir die Therapie bei Mister Kinney auf Eis legen und dich in eine stationäre Therapie geben. Ich denke... ."
"Bitte was? Ich soll in eine Klapse? Spinnst du! Ich brauche all den Scheiß nicht.", schreie ich und funkel meinen Vater aus wütenden Augen an.
Er blickt zurück, da wir an einer roten Ampel stehen und sagt dann streng: "Weißt du Junge, mir reicht es langsam. Ich hab wirklich versucht irgendwie normal mit dir umzugehen, habe zugelassen das du dich mit Knox treffen kannst und dir seine Telefonnummer besorgt. Ich habe über deinen Alkoholrausch hinweg gesehen, weil ich dir nicht noch zusätzliche Vorwürfe machen wollte. Ich habe all das getan und du? Was machst du?Du sträubst dich gegen das einzige was dir helfen kann das erlebte zu verarbeiten. Rick, diese Klinik kann... .".
Ich schnalle mich ab, reiße die Autotür auf und springe heraus.

Ich laufe los, erstmal in eine Seitengasse, damit mein Vater mir nicht mit dem Auto folgen kann.
"Rick bleib stehen.", ruft er mir aus dem Auto zu, doch ich renne und renne, will einfach nur weg und weiß nicht wohin.
Jetzt wollen die mich auch noch los werden, wollen mich abschieben und ihre Ruhe haben.
Da habe ich ja einen tollen Vater.
Als würde das was nützen, wenn ich da rumhängen würde.
Ich will das nicht!

Ich komme zum stehen, muss Luft holen und schaue mich um.
Es ist schon komisch, was das Unterbewusstsein manchmal mit einem macht, denn ich bin geradewegs zu dem Haus gelaufen, in dem Knox seine Wohnung hat.
Und jetzt?
Soll ich klingeln oder lieber wieder gehen?
Ich kann da jetzt nicht einfach klingeln. Es geht nicht, nicht nachdem ich mich nicht gemeldet habe.
Meine Beine zittern, und dann haut es mich um.

Einige der Erinnerungen prasseln auf mich ein. Bilder blitzen auf, Gerüche die nicht da sein können, doch die mich fühlen lassen als sei ich wieder in dem Keller, nehme ich wahr.
Es reißt mir förmlich den Boden unter den Füßen weg.
Ich knie mich, vor dem Haus von Knox, auf den Bürgersteig und stütze mich mit meiner Hand ab.
Wieder kriege ich keine Luft, meine Tränen strömen über meine Wange und ich will jetzt gerade im Augenblick, vielleicht doch besser sterben. Dann wäre es endlich vorbei.
Ich müsste mich nicht mehr quälen und die anderen wären mich los und müssten mich nicht in eine Klinik abschieben.

You don't own me - Darkness over meNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ