👼Rick(12)👼

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Ich betrachte Knox. Ganz still sitze ich da und sehe mir diesen Mann an.
Er leidet, er leidet so sehr, wegen mir. Wegen mir?
Ich bin es doch gar nicht wert, dass dieser Mann sich wegen mir kaputt macht. Nein das bin ich ganz und gar nicht.

Ich habe all das leckere Essen nicht aufgegessen, das schafft mein Magen nicht und selbst wenn, hätte ich die Pommes und all das andere eh völlig vergessen, denn ich sitze einfach nur da, beobachte Knox wie er tief und fest schläft.
Er sagte, er könne nur bei mir schlafen, das fand ich schon sehr süß von ihm.
Was er wohl wirklich für mich fühlt? Was wohl wirklich in ihm vorgeht?
Fragen die ich mir nicht zu stellen traue, weil ich Angst vor der Antwort habe.

Ich nehme seine Hand, streiche behutsam mit meinem Daumen über seinen Handrücken und meine Gedanken schweifen ab.
Wie es wohl wäre, wenn er das Gleiche empfinden würde wie ich?
Wie es wohl wäre, wenn wir eine Beziehung hätten?
Wäre er, wenn wir das erste Mal miteinander schlafen auch so sanft, wie bei unserem ersten Kuss?
Ich sollte aufhören mir über etwas Gedanken zu machen, was vielleicht niemals passieren wird.

Ich sitze immer noch auf der Bettkante, als die Tür, zu dem Krankenzimmer, aufgeht.
Ich blicke hinüber und sehe meinen Bruder zur Tür rein kommen.
Hinter ihm Kenai.
Ich will gar nicht wissen, wie sie es geregelt haben, das mein Bruder, trotz der Fußfessel hier her kommen kann.
"Hey Bruderherz.", sagt er und ich lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen und deute, mit meinem Kopf, auf den schlafenden Knox.

Kenai begrüßt mich auch flüsternd und ich stehe vom Bett auf.
Henry setzt sich auf einen Stuhl und schneller als ich gucken kann, sitzt Kenai auf seinem Schoß, drückt ihm einen Kuss auf die Lippen und ich grinse die beiden an, bevor ich leise sage: "Jetzt erklärt mir mal, wie das zu Stande gekommen ist. Ich will ja in keiner Wunde bohren, aber diese Sache mit Wyatt... ."
"Hör auf. Das war einfach nur eine Gefühlsverirrung.", entgegnet mir Henry und fährt mir damit über die Lippen.
Doch ich warte ab und und er fährt fort: "Ich habe verstanden das Wyatt und ich einfach nicht zusammen passen. Er liebt unseren Dad und ist glücklich mit ihm. Kenai und ich haben gemerkt, dass da mehr ist als nur Freundschaft und haben beschlossen es zu probieren."
Ich lächel die beiden an, doch in meinem Kopf sind fiese Gedanken.
Gedanken die ich nicht kontrollieren kann.

Wenn die beiden es mal miteinader treiben, wer nimmt dann wen? Mein Bruder Kenai, der wo gebettelt hat, das Wyatt ihn nimmt? Schließlich hatte er es mir etwas später erzählt, wie die Situation vor dem Cafe war. Oder nimmt Kenai meinen Bruder, der hopsende Cheerleaderboy, der wohl weniger Mann ist, als ein Mannsweib.
Es will einfach nicht in meinen Kopf, doch trotzdem drehe und wende ich den Gedanken hin und her.
Das kann niemals funktionieren. Niemals, wird das zwischen den beiden Twinks halten.

"Es freut mich für euch.", bringe ich hervor und hoffe, dass das einigermaßen überzeugend rüber kam.
Doch ich habe Glück, denn die beiden geben sich einen Kuss und Kenai sagt dann: "Danke. Ich liebe deinen Bruder wirklich sehr und ich bin froh, dass er uns eine Chance gegeben hat."

"Das wird schon.", vernehme ich eine Stimme und blicke hinüber zu meinem Bett.
Knox ist aufgewacht und er setzt sich auf die Bettkante.
"Ich bin froh das Dad endlich eingelenkt hat und dich wieder zu Rick lässt.", sagt mein Bruder und Knox antwortet: "Frag mich mal."
Ich setze mich neben Knox auf die Bettkante und genieße seine Anwesenheit.
"Rick, Dad erzählte dass du eine Therapie brauchst und dass du dich dagegen sträubst.", äußert mein Bruder und ich senke meinen Kopf kurz, bis ich mich wieder vom Bett erhebe.

Muss Henry das ausgerechnet jetzt sagen, jetzt wo er hier ist. Er, der Mann meiner Träume. Soll Knox erst recht denken, ich hab nicht mehr alle Latten am Zaun?
"Ich sträube mich dagegen, weil ich keinen Seelenklempner brauche Henry. Mir geht es gut. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Ich wurde entführt ja, aber ich bin auch wieder frei, bin jetzt hier im Krankenhaus und hoffe das ich endlich mal nach Hause kann. Dann kann ich wieder zur Schule gehen und all das tun, was ich vorher auch getan habe. Wozu soll ich denn eine Therapie machen, wenn es mir doch gut geht.", erkläre ich und versuche ruhig zu bleiben.

"Ich mein ja nur.", beginnt Henry, doch ich fahre ihm über den Mund: "Halt deinen Mund. Ich verstehe nicht, warum ihr alle meint, zu wissen, was gut für mich ist. Das sollte ich doch wohl am besten wissen. Erst Dad, der meinte Knox von mir fernhalten zu müssen, dann Mum und Dad die mich zu dieser Therapie überreden wollen und jetzt kommst auch noch du und willst mir sagen, das ich das machen soll. Nein Danke Henry. Du bist mein kleiner Bruder, auch wenn es sich nur um elfeinhalb Minuten handelt, aber trotzdem bist du mein kleiner Bruder. Wie schon gesagt, weiß ich wohl am besten was zu machen ist."

Knox steht vor mir und schaut mich an, will gerade etwas sagen, da ergreift Henry das Wort." Ich sag am besten nix mehr. Wenn du meinst du brauchst das alles nicht, dann bitte. Aber komm nachher nicht bei mir angekrochen, wenn du nicht mehr weiter weißt."
Diese Diva. Genau das meine ich, mit meinen fiesen Gedanken.
"Keine Sorge Henry. Ich komme sicherlich nicht angekrochen. Darauf kannst du dich verlassen.", sage ich und dann unterbricht uns Knox: "Jungs, es besteht kein Grund sich deswegen zu streiten."

Beide schauen wir ihn an und er meint weiter: "Rick, sei mir nicht böse, aber das was du erlebt hast, war schlimm. Niemand erklärt dich für verrückt oder für schwach wenn du fremde Hilfe in Anspruch nimmst. Du musst das doch auch nicht jetzt und hier entscheiden, aber tu mir einen Gefallen."
Ich senke meinen Blick und nuschel: "Welchen denn?"
"Denk wenigsten drüber nach, bevor du es kategorisch ablehnst. Tu mir bitte diesen Gefallen.", meint er weiter und ich hebe meinen Blick wieder.
"Kannst du mich kurz festhalten?", frage ich leise und Knox öffnet seine Arme.
Ich lege mich in sie hinein, schließe meine Arme um seine Hüfte und spüre seine Hände auf meinem Rücken.

"Wirst du drüber nachdenken?", fragt er, einen Moment später und ich schaue zu Knox hinauf und sage: "Das brauche ich nicht. Ich kann es mir ja mal ansehen und dann sehe ich weiter."
Knox gibt mir einen Kuss auf die Stirn und ich löse mich aus seinen Armen.
Jetzt gerade erdrückt mich, innerlich, auch seine Umarmung zu sehr.
"Danke.", sagt er und von meinem Bruder höre ich: "Geht doch."
"Ist ja schon gut.", antworte ich und wende mich meinem Bruder zu, welcher grinsend auf dem Stuhl sitzt und Kenai über seinen Rücken streichelt.

You don't own me - Darkness over meWhere stories live. Discover now