👼Rick(47)👼

1K 100 14
                                    

Es war eine Nacht, die Knox hier war, doch diese Nacht hat mir soviel Kraft gegeben um hier weiter zu machen.
Ich will das hier hin kriegen für Knox und natürlich auch für mich.

Eine Woche ist jetzt schon vergangen seitdem Doktor Perez verhaftet wurde.
In der Zwischenzeit, habe ich weiter an den Gruppentherapien und Einzeltherapien teil genommen und musste leider mit ansehen, wie Aurelien die Erlaubnis sein Handy benutzen zu dürfen, wieder verlor und vorerst auf die geschlossene Abteilung verlegt wurde. Er hat einfach wieder aufgehört zu essen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass das alles mit Gavyn zusammenhängt, aber mich fragt ja niemand und auch Aurelien, spricht mit mir nicht über Gefühle.

Ich bin also allein. Der einzige Freund den ich je hatte, ist auf der Geschlossenen, mein Handy unter Verschluss und Besuch darf ich frühestens in einer Woche bekommen.
Gerade habe ich meine Einzeltherapie bei Doktor Horanson beendet und hänge meinen Gedanken noch nach.
Ich hab ihm heute einfach alles erzählt. Alles. Es musste einfach raus.
Wir haben auch mehr als überzogen, doch Doktor Horanson hat mir zu verstehen gegeben, dass es vollkommen in Ordnung sei.

Ich erzählte ihm von der Entführung und wie die Täter mich geschlagen, angepinkelt und Doktor Perez mich gezwungen hat, ihm immer und immer wieder einen zu blasen.
Meine Gefühlswelt, glich in dieser Therapiestunde einer Achterbahn, denn ich erzählte Doktor Horanson auch, wie es dann hier in der Klinik weiter ging.

Als ich alles gesagt hatte, schaute er mich an und ich sah in seinem Gesicht wie betroffen er war.
Doch ich hörte noch nicht auf.
Ich erzählte ihm dann, dass ich es nicht mehr schaffe im dunkeln zu schlafen, dass ich mich hasse, mich vor mir selbst ekel, dass ich meine Gefühle meist nicht unter Kontrolle habe und ich sagte ihm auch, dass Nähe, insbesondere Berührungen, meist gar nicht gehen, außer eben bei Knox.
Doktor Horanson fragte dann auch, warum es bei Knox geht, was anders bei ihm ist und ich sagte ihm daraufhin, dass Knox und ich eine ganz andere Bindung zueinander haben und dass dieser Mensch mein ganzes Herz besitzt. Wie von allein fügte ich hinzu, dass wenn Knox sein Leben, von einer weiteren Entführung meinerseits abhängig wäre, ich mich ohne zu überlegen, wieder als Opfer nehmen lassen würde, Hauptsache Knox würde leben.

Knox bedeutet mir einfach alles, auch wenn das kindisch und albern klingt, so kann ich es nicht ändern. Niemals hätte ich gedacht dass man so lieben kann, so wie ich Knox liebe.

Mein Geständnis und meine Offenheit, haben dazu geführt, dass mein Therapieplan nun angepasst wurde, damit mir gezielter geholfen werden kann und ich bin komischerweise dankbar dafür. Es zeigt mir, dass ich ernst genommen werde und es macht mir Mut, dass es voran geht und ich irgendwann wieder nach Hause kann.

Ich konzentriere mich sehr auf mich selbst, hab ja auch nichts was mich ablenken kann.
Manchmal sehe ich Aurelien oben am Fenster stehen, wie er sehnsüchtig nach unten auf den Hof schaut.
Wir winken uns dann zu und ich hoffe dass er bald von der Geschlossenen wieder auf die offene Station verlegt wird.
Ich würde ihm wirklich gerne helfen. Aber ich bin hier um in erster Linie mir zu helfen. Etwas was ich hier gelernt habe.

Heute ist wieder Montag, der Montag der mir zeigt das die zwei Wochen endlich rum sind.
Gleich morgens eile ich zum Büro von Miss Kramer und klopfe an.
Als sie mich herein gebeten hat, frage ich: "Kann ich heute endlich mein Handy haben? Äh und guten Morgen."
"Rick, das teilt dir dein Therapeut heute mit, ebenso ob du Besuch empfangen darfst. Aber falls du dein Handy benutzen darfst, dann bekommst du es erstmal nur für eine Stunde am Tag, meistens in der Zeit von 19 bis 20 Uhr. Da sind die Therapien um. Wenn du dich weiter gut machst, wird die Zeit mit dem Handy weiter erhöht. Auch das mit dem Besuch wird dementsprechend geregelt. Anfangs einmal in der Woche für zwei Stunden und dann steigert es sich. Wir wollen euch damit nicht bestrafen, sondern motivieren.", erklärt sie und ich runzle die Stirn, bevor ich antworte: "Motivieren? Das ist wie im Knast hier."
"Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es sehr effektiv ist. Falls du also dein Handy benutzen darfst, kannst du es heute Abend im Schwesternzimmer abholen.", antwortet sie und ich bedanke mich, bevor ich mich umdrehe und das Büro verlassen.

Im Laufe des Tages ist nicht viel passiert, außer dass ich erfahren habe, dass ich tatsächlich mein Telefon in der Zeit von 19 bis 20, benutzen darf. Ebenso wird mir ein zweistündiger Besuch immer Mittwochs von 16 bis 18 Uhr gestattet. Immerhin habe ich zwei Stunden in denen ich Knox sehen kann.

"Ich hätte gern mein Handy.", sage ich zu einer Schwester und sie reicht es mir, während sie sagt: "Um 20 Uhr zurück bringen."
Huch die hat ja nicht die beste Laune.

Ich versuche mein Handy zu starten, aber nach vier Wochen ohne Strom, ist der Akku mehr als platt.
Ich eile in mein Zimmer, schließe mein Ladekabel an, welches ich damals nicht abgeben musste und warte einen Moment, bis der Akku etwas Saft hat, dann schalte ich es an und werde fast wahnsinnig, weil es so lange dauert bis das Handy hochgefahren ist.

Meine Hände zittern leicht und ich will schon auf meine Kontakte gehen, als ich 28 Nachrichten von Knox angezeigt bekomme.
Ich runzle die Stirn, öffne den Chat und beginne zu lesen.

28 Nachrichten, für jeden Tag eine.
Meistens erzählt er mit von seinem Tag und auch dass er mich liebt und wie sehr er mich vermisst.
Ich schicke ihm als Antwort ein einziges rotes, großes Herz zurück bevor ich den Chat verlassen und dann seine Nummer wähle.
Das Freizeichen ertönt immer und immer wieder, doch er nimmt nicht ab.
Schmerzlich zieht sich in meiner Brust mein Herz zusammen. So sehr habe ich mich gefreut seine Stimme zu hören und dann erreiche ich ihn nicht.
Was er wohl gerade macht?

Ich beschließe Knox eine Nachricht zu schreiben, öffne also das Programm und tippe: Hallo mein Herz, leider habe ich dich nicht erreicht. Vielleicht klappt es ja morgen. Ich darf mein Handy jetzt täglich eine Stunde benutzen, immer von 19 bis 20 Uhr. Außerdem habe ich die Zusage einmal in der Woche Besuch zu empfangen, immer Mittwochs von 16 bis 18 Uhr. Vielleicht klappt es ja, das wir uns übermorgen sehen. Ich liebe dich mein Herz, so sehr...

Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, öffne ich den Chat von meinem Bruder und mir um ihm ebenfalls eine Nachricht zu schreiben, in dem ich ihm sage, zu welchen Zeiten ich telefonisch zu erreichen bin. Das gleiche mache ich auch bei meinen Eltern und blicke dann auf die Uhr.
Fünf Minuten vor acht.
Ich stehe vom Bett auf, als mein Telefon klingelt.
Mein Herz schlägt etwas schneller, da ich hoffe, dass es Knox ist, doch ich sehe, dass mein Vater mich anruft.
"Dad.", begrüße ich ihn und er meint: "Hallo mein Sohn."
"Ich muss das Telefon gleich wieder zurück bringen.", meine ich und mein Vater antwortet: "Ich wollte nur kurz deine Stimme hören und dich fragen wie es dir geht."
"Es geht Dad. Ich arbeite an mir.", sage ich und setze mich kurz nochmal auf die Bettkante.
"Das freut mich. Kann ich etwas für dich tun?", fragt er und ich überlege kurz, bevor ich antworte: "Ja kannst du."
"Was?", fragt mein Vater, während ich durchatme.

"Falls es irgendwie geht, lass Gavyn wissen das es Aurelien nicht so gut geht. Er ist auf der Geschlossenen, weil er nicht mehr isst und weiter abgenommen hat. Ich habe das Gefühl das könnte Gavyn interessieren.", sage ich und trete den Vorsatz, mich zuerst um mich selbst zu kümmern mit Füßen. Aurelien hat es mir ermöglicht Hilfe zu bekommen und damals mit Knox zu telefonieren. Ich schulde es ihm einfach, auch auf die Gefahr hin, dass es nach hinten los geht.
"Ich sehe was ich machen kann.", antwortet mein Vater und danach verabschieden wir uns.

Pünktlich um 20 Uhr ist mein Handy wieder bei den Schwestern und ich gehe auf mein Zimmer.
Dort angekommen, mache ich mich bettfertig, kuschel mich dann hinein und weine in mein Kissen bis ich eingeschlafen bin, denn zu gern hätte ich mit Knox gesprochen.

You don't own me - Darkness over meWhere stories live. Discover now