🖤Teil 19🖤

263 12 23
                                    

Erschrocken klammerte ich mich an der Tür fest und wich meinem auf den Mann gerichteten Blick nicht aus.

Er trug eine Augenklappe und hatte einen mysteriösen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der mich noch mehr verunsichern ließ.

»Was machen Sie hier?«, wiederholte er im selben Ton.

Ich ließ den Türgriff los und lockerte mich. »Ich suche jemanden.«, log ich ihn an.

Der Mann hob eine Augenbraue. »Indem du dich vor dieser Person versteckst?«

Ich bekam plötzlich keinen Ton mehr aus mir heraus und die Unsicherheit überkam mich erneut. Ich zuckte zusammen, als ich Agent Carter's Stimme in meinem Ohr hörte.

»Sei jetzt ganz ruhig und sag ihm, dass du neu bist. Stell dich bei einem falschen Namen vor und gib ihm die Hand. Du musst ihn psychisch ein wenig manipulieren.«

Ich verstand und setzte ein falsches, aber freundliches Lächeln auf.

»Hi, ich bin Lindsey Brown und es ist die erste Woche hier für mich. Agent Roberts schickt mich zu seinem Büro, bedauerlicherweise kann ich es nicht finden.«

Ich reichte ihm die Hand und erinnerte mich zurück an den Mann, den ich an der Treppe begegnet bin. 

Danke für das Namensschild.

Es war schwer, den Mann zu durchschauen, denn er hatte seinen Gesichtsausdruck kaum verändert. Er hatte ein wirklich gutes Pokerface.

Der Mann erwiderte meine Hand und lachte kurz auf.

»Das ist merkwürdig. Äußerst merkwürdig. Normalerweise lerne ich jeden neuen Agenten erstmal persönlich kennen und das zu einer Jahreszeit, die nicht jetzt ist.«

»Das müsstest du doch wissen. Sie stellen alle Agenten kurz nach dem Sommer ein.«

Es kam mir vor, als könnte ich Agent Carter's Wut vor meinen Augen sehen. Ich musste das wieder geradebiegen.

»Nun ja Sir, da gibt es wohl ein Missverständnis. Ich bin keine Agentin, sondern eine Sekretärin.«, erklärte ich und behielt immer noch mein falsches Grinsen bei.

»Wir haben keine Sekretären.«

»Sie haben keine Sekretären.«

Mir wurde kurz schwindelig, als ich beide Stimmen synchron hörte.

Plötzlich kamen mehrere Leute herein und packten mich mit einem festen Griff an den Armen.

»Lassen Sie mich los!«, schrie ich und versuchte mich krampfhaft zu befreien.

Sie schleppten mich in einen Verhörraum und fesselten mich an einem Stuhl. Ich wusste, hiergegen konnte man nichts mehr unternehmen, also blieb ich still und versuchte mein Herzrasen unter Kontrolle zu bekommen.

»Nutz jede Möglichkeit um daraus zu kommen und bleib so weit es geht von diesem Ort entfernt. Kommunikation wird in solchen Wänden schwierig sein.«

Agent Carter klang verängstigt und fügte noch etwas hinzu, doch ich konnte kein Wort mehr verstehen, bis die Verbindung komplett abbrach.

Ihre Angst verschaffte mir noch mehr Sorgen, doch ich blieb ruhig und sagte nichts. Für eine Bruchsekunde war ich stolz. Meine optische Angst war bekämpft, nur meine Innere ist noch da.

»Ihr könnt gehen.«, hörte ich eine männliche Stimme befehlen.

Ich schaute zur Tür und erblickte den jungen Mann aus der Trainingshalle. Plötzlich begann ich zu zweifeln, ob ich jemals von hier fliehen kann, nach all dem, was ich in der Trainingshalle sah.

Ich konnte mir einerseits nicht vorstellen, dass die Agenten hier überdurchschnittlich gut sind ohne beim Training gedrillt zu werden. Lob ist etwas motivierendes, doch was motiviert mehr als schlimme Strafen zu vermeiden?

Die beiden Männer, die mich hierher schleppten gingen aus dem Raum. Nun waren wir nur noch zu zweit. Der Agent und ich.

»Natalie Rushman, Auftragsagentin der KGB Organisation und in Amerika stationiert. Lese ich das richtig?«

Der Agent las von einem Bildschirm ab und sah mich streng an.

Ich nickte und hoffte, es würde glaubwürdig rüberkommen.

Der junge Agent jedoch veränderte seinen Gesichtsausdruck kein bisschen und stellte weitere Fragen.

»Was wollen Sie hier?«, fragte er in einem klaren und deutlichen Ton.

Ich zögerte für einen Moment, doch ich beschloss schnell, nicht zu antworten.

Der erwartungsvolle Blick des Agenten wurde von Sekunde zu Sekunde immer ungeduldiger, bis er schließlich nachhakte.

»Gut. Ich mach es Ihnen einfach.« Er stand von seinem Stuhl auf und stützte sich mit den Armen auf den Tisch.

»Entweder, Sie sagen mir die Wahrheit und wir schauen dann was mit Ihnen passiert, oder wir kriegen die Informationen auf eine schmerzliche Art und Weise aus.« Der Agent begann seine Finger zu knacken.

Ich schaute ihn ernst an und wagte es nicht mal daran zu denken, diesem Blick auszuweichen.

»Glauben Sie mir. Nach all dem, was man mir angetan hat, bin ich bereit ein paar Kratzer abzubekommen.«, erklärte ich, meinen Blick immer noch auf ihn richtend.

Ich spürte eine kleine Unsicherheit in dem Agenten aufblitzen, doch sie verschwand sofort.

Er schaute in das verspiegelte Fenster und nickte.

»Von nun an hört uns niemand mehr zu.« Er legte eine kleine Pause ein.

»Erzählen Sie mir alles, Romanoff.«, kam es plötzlich aus ihm heraus, sodass ich kurz zusammen zuckte.

Doch als ich realisierte, dass er meinen echten Namen rief, fing mein Herz an so stark gegen meine Brust zu hämmern, sodass es jeder hören könnte.

»Denken Sie, ich glaube dem Schwachsinn auf dem Bildschirm? Sie sind Natasha Romanoff, KGB Agentin, aber im Trainingslager in Russland, Wolgograd. Ich weiß alles über Sie, nur nicht, wieso Sie hier sind.«

Das wurde mir zu viel. Er wusste alles über mich und das ist ein sehr schlechtes Zeichen.

Ich bemerkte, dass uns niemand mehr hinter dem Fenster zusieht, also kam ich zu einem Entschluss: Ich muss diesen Agenten töten.

Black Widow [FF]Where stories live. Discover now