🖤Teil 10🖤

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Verwirrt blickte ich zu Mrs Kasakow, die ihre volle Aufmerksamkeit der Tür schenkte. Auch ich wendete mich von ihr ab und schaute nun zur Tür, doch sie stand leer.

Warum hatte sie Lucy's Namen gerufen? War sie etwa dort?

Mein Herz machte einen kleinen Freudenhüpfer, als ich daran dachte, wie Lucy kommt und mich rettet, doch diese Freude konnte ich nur für eine Bruchsekunde erleben.

Einer der Sicherheitsleute betrat den Raum. Er hatte einen Mann im Schwitzkasten und zerrte ihn auf den Stuhl, auf den ich schießen sollte. Der Mann wurde an den Stuhl gekettet und ihm wurde das Gesicht verdeckt.

Als ich den Mann sah, bildeten sich Schweißperlen auf meiner Stirn, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.

Ich hatte heute schon mehrere Male Menschen auf diesem Stuhl erschossen und es fiel mir jedes Mal umso leichter.

Mrs Kasakow gab dem Sicherheitstypen ein Zeichen, welches er sofort zu verstanden schien. Leise schlich er zur Tür und nahm seine Pistole in die Hand.

Mein Herz schlug höher und ich wusste nicht recht, ob ich wollte, dass Lucy hier war oder nicht. Wenn sie hier wäre würde sie mich retten, aber selbst in großen Schwierigkeiten stecken.

Der Sicherheitstyp kam der Tür immer näher, bis er direkt davor stand. Ich beobachtete, dass er einen Moment zögerte, doch anschließend trat er aus der Tür und hielt die Pistole aufrecht in seinen Händen.

Es dauerte keine Sekunde bis ich einen Schuss hörte und Blut auf dem Boden fließen sah. Mir stockte der Atmen und schaute direkt in das erschrockene Gesicht des Sicherheitstypen.

Ich wendete meinen Blick von dem Sicherheitstyp auf die dunkelrote Pfütze, die das Blut in die Rillen des Holzbodens verteilte.

Auch Mrs Kasakow schien wie gelähmt zu sein und gab keinen Ton von sich. Noch nie hatte ich so eine angespannte Situation erlebt. Alles war still und niemand rührte sich, als plötzlich der Sicherheitstyp zusammensackte und auf der Pfütze landete.

Ich hielt mich an einer Fensterbank fest und brachte keinen Ton aus mir heraus, als plötzlich lange Beine, dunkle Haare und dadrunter ein bekanntes Gesicht das Zimmer betraten, bewaffnet mit einer Pistole.

»Lucy.«

»Mrs Kasakow.«

Ich atmete erleichtert auf, doch diese Erleichterung verschwand sofort, denn noch war niemand gerettet.

Mrs Kasakow machte langsame Schritte auf meine beste Freundin zu. Ich konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen, doch ihre faltigen Hände zitterten leicht.

»Du enttäuschst mich.«, brachte Mrs Kasakow kühl und ruhig aus ihrem Mund. Ihre Hände hörten auf zu zittern und auch ihre Schultern schienen sich zu entspannen.

Ich hatte Angst um Lucy. Sie würde ab jetzt schmerzvolle Konsequenzen mit sich tragen müssen. Ich war verunsichert. Sollte ich etwas tun?

Lucy's Blick wich keinen Moment von Mrs Kasakow ab. Sie schaute ernst, doch keineswegs gehässig ihr gegenüber.

»Weißt du, ich dachte du wärst eine großartige Hilfe für die KGB, könntest sogar eines Tages in meine Fußstapfen treten...«

»Das würde ich niemals wollen.«, unterbrach Lucy Mrs Kasakow in einem lauten Ton.

»Du weißt wie wir zueinander stehen, du und ich.«

Plötzlich hob Lucy ihre Pistole und richtete sie auf Mrs Kasakow.

Mein Herz schlug so schnell, dass ich dachte, es würde jederzeit aus mir heraus springen.

»Ich hasse dich.« Lucy hatte ihre Pistole bereits geladen und kam noch näher auf Mrs Kasakow zu.

Ich wusste, das war keine gute Idee, also musste ich irgendwie eingreifen.

»Das würde ich an deiner Stelle lassen, Nichte.«

Mein Herz blieb stehen und ich dachte für einen Moment, es sei bloß ein Alptraum. Hatte sie gerade »Nichte« gesagt?

Bevor ich wieder in die Realität kam, hörte ich mehrere Schüsse fallen. Mein Blick schnellte zu Lucy und Mrs Kasakow.

Ich beobachtete, wie Lucy die Pistole fallen ließ und anschließend zu Boden fiel.

»NEIN!«, schrie ich.

Ich rannte zu ihr, kniete mich vor ihr hin und hielt ihre eiskalte Hand zitternd in meine.

»Nein, nein, das darf nicht wahr sein. Bitte lass es nur ein Traum sein. Bitte.«, winselte ich und vergrub mein Kopf in ihr Bauch. Bittere Tränen stiegen in mir auf und kämpften sich nach unten.

Lucy schaute mich leblos an und flüsterte mir krampfhaft etwas zu.

»M-Mein Amu - mein Amulett. Es soll dir gehören.« Ihre toten Augen starrten mich an und schlossen sich anschließend. Da lag sie nun, regungslos auf dem Boden.

Ich stieß einen Schrei aus und rüttelte an ihrem Körper, doch sie bewegte sich nicht. Sie war tot.

Ich fand mich nicht mehr zusammen. In jeder schwierigen Situation riss ich mich zusammen und nahm es hin, wie es war, doch dieses Mal konnte ich es nicht. Ich hörte nicht auf zu weinen und ließ ihre Hand nicht los.

Sie war das einzige, was ich hatte und auch das wurde mir nun genommen. Jetzt habe ich nichts mehr. Ich war eine einzige, verlorene Seele.

Die Tränen hörten nicht auf, meine Wangen runterzufließen und die Realität fraß mich innerlich auf. Es gab nun keinen Grund mehr, zu leben, also wieso bin ich in diesem Moment noch auf der Welt?

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Ich hab irgendwie selber nicht erwartet, dass es so kommt, aber jetzt ist es nun so.

!!Spoiler zu Endgame!!:

Jetzt bin ich wieder traurig und muss an Natasha's Tod in Endgame denken 🥺 #WelcomeBackTears

Black Widow [FF]Där berättelser lever. Upptäck nu