"Achso. Gut.", meinte ich und Hongjoong verabschiedete sich, dann verschwand er auch schon in der Menge, die ihn zuverlässig verschluckte.

~~~

Mein Auftritt war gut verlaufen, es hatte Spaß gemacht und ich war auch nicht außer Takt gekommen, wie es mir schon öfter passiert war.

Das Publikum war klasse gewesen und hatte, obwohl meine Songs noch nicht so bekannt in der Szene waren, sehr gut mitgemacht.

Es war ein berauschendes Gefühl gewesen, als der Applaus aufbrandete und ich da stand, mit dem Wissen, dass es den Leuten gefallen hatte und ich keinen Fehler gemacht hatte.

Alles in allem war ich ziemlich zufrieden, als ich mir meinen Weg zur Bar zurück bahnte, mich auf einen der Hocker setzte und mein Wasser weiter trank.

Ich versank in Gedanken, während ich still in das Glas starrte und mit halben Ohr der Musik der andere Künstler zuhörte, die gedämpft durch die Tür drang, die zur Bühne führte, doch plötzlich wurde ich beim Träumen unterbrochen, als sich jemand anderes neben mich setzte und mit leiser Stimme dann eine Cola bestellte.

Dann räuserte sich diese Person und sprach mich auch noch an:

"Hrmm... Ähm... Yoongi?"

Erstaunt und dennoch genervt drehte ich mich zur Seite, um herauszufinden, wer zum Teufel der Stöhrenfried war, als meine Augen riesig wurden.

Vor mir saß Namjoon.


Namjoon Pov:

Ich hätte lachen können, bei dem Gesichtsausdruck, den Yoongi zur Schau trug.

Ich hätte, wenn ich nicht so verdammt nervös gewesen wäre.

Doch ich hatte Glück mit Yoongis Reaktion, denn, anstatt mir an die Gurgel zu gehen, drehte er sich nur wieder leicht von mir weg und fragte kühl:

"Was willst du?"

Ich stieß die Luft, die ich aus Nervosität angehalten hatte, wieder aus und seufzte während ich mir mit den Händen durch die Haare fuhr.

"Ich... Ich wollte mich erst einmal entschuldigen. Für den Mist, den ich angestellt habe. Ich hätte nicht so mit dir reden sollen, nichts gibt mir das Recht dazu und das weiß ich jetzt, obwohl ich so schlau sein und es schon vorher hätte wissen sollen. Es tut mir Leid, dass ich mich so unmöglich verhalten habe und ich nehme alle meine Worte zurück.", sagte ich und linste nervös unter meinen Wimpern zu Yoongi hinüber.

"Man kann Worte nicht zurücknehmen. Gesagt ist gesagt.", antwortete er jedoch nur und ich wollte schon zu einer weiteren Entschuldigung ansetzten, als er jedoch hinzufügte: "Aber man kann sich dafür entschuldigen und somit zugeben, dass man etwas schlechtes getan hat. Und das reicht mir."

Sofort fiel alle Anspannung von mir ab und ich lächelte. Doch das Lächeln verschwand wieder, als er sagte:

"Ich bin dennoch skeptisch. Was hat dich zu diesem Sinneswandel gebracht?"

"Ähm, also..", fing ich an und er betrachtete mich durchdringend, was es mir nicht wirklich leichter machte, zu reden, "Meine Schwester hat mir die Augen geöffnet. Sie ist lesbisch und hat ewig auf mich eingeredet und mich letztendlich überzeugt, dass es nichts schlimmes ist. Außerdem hat sie mir aufgetragen, dass ich mich doch auch mal etwas besser umsehen sollte. Dabei ist dann rausgekommen, dass ich...", ich schluckte kurz, "äh, dass ich auch schwul bin."

Neben mir war ein Prusten und Husten zu hören, weshalb ich verwirrt nach rechts sah, nur um einen durchnässten Yoongi vor der Nase zu haben, der sich das noch tropfende Gesicht abwischte.

"Bitte was?", brachte er noch erstickt hervor, bevor er weiter hustete. Er hatte sich wohl bei meinen Worten verschluckt.

"Ja.", sagte ich nachdrücklich und auch ein wenig verletzt, "Ob du's glaubst, oder nicht, ich war so doof, nicht zu erkennen, dass ich ebenfalls schwul bin. Meine Schwester hat sich riesig gefreut..."

Er sah mich zweifelnd an.

"Aha.", sagte er, "Kannst du's mir beweisen?"

Ich überlegte.

"Woher weißt du's denn genau?", stocherte er weiter und ich merkte, wie mir leicht warm wurde.

"Öhm... Also.."

"Jaaa?", ein Grinsen hatte sich inzwischen auf sein Gesicht geschlichen. Schadenfroh sah er mich an.

"Also... Ich habe bemerkt, dass ich in jemanden verliebt bin, wenn man's so nennen kann.", murmelte ich, die Theke fixierend, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Ahaaa", man konnte das Grinsen, das er trug, buchstäblich hören, "Und in wen, wenn ich fragen darf?"

"Seokjin...", murmelte ich so leise, dass ich hoffte, er hätte es nicht verstanden, doch aus der Stille, die darauf folgte, konnte ich herauslesen, dass er es doch gehört hatte.

Eine Zeit lang sagte keiner von uns was, Yoongi schien zu überlegen, und ich wollte ihn nicht dabei stören.

"Das hast du ja toll gemacht.", meinte er dann und sah auf, "Bist ja reichlich spät dran."

Ich nickte und murmelte ein "Ich weiß".

"Und was willst du Schlauberger jetzt machen? Du hast ihn so sehr mit deinen Worten verletzt, dass ich nicht wirklich glaube, dass da noch ne Chance für dich ist.", meinte er dann und ich sah ihn an.

"Meinst du?"

"Naja...", fing er an, "Ich weiß, dass Jinnie jemand ist, der verzeihen kann, doch ich habe keine Ahnung, ob das auch darauf zutrifft, wenn ihm das Herz gebrochen und zertrampelt wurde und dieser jemand dann angekrochen kommt und ihm seine Liebe gesteht."

Ich nickte. Das klang einleuchtend. Auf jeden Fall.

Und ich wusste, es würde wehtun, falls er mich abweisen würde, doch ich könnte es verstehen.

"Aber was soll ich dann jetzt machen?", fragte ich verzweifelt und fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare, während ich meine Ellebogen auf der Bar abstellte. Ich musste inzwischen schon wie ein Igel aussehen, so oft, wie ich das heute schon aus Verzweiflung getan hatte.

"Also ich würde sagen, dass du es einfach ausprobierst.", sagte Yoongi und auf meine fragende Miene hin fügte er hinzu:

"Küss ihn."

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Before That DayWhere stories live. Discover now