Kapitel 12

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,,Ich kann es nicht glauben und du möchtest mir sagen dass du nichts von deinem Boss willst?!"lachte Duygu.
Heute war es endlich Samstag und ich hatte Duygu bei unserem Putztag alles von meinem gestrigen Tag mit Herr Ates erzählt. Sie wollte es nicht glauben und wollte mich davon überzeugen dass ich auf ihn stand.
Ehm no?
,,Lass es mich bitte nicht bereuen dir es gesagt zu haben, Duygu"
Sie schubste mich plötzlich mit voller Wucht an der Schulter sodass ich auf den Sessel fiel.
,,Du willst es selbst nicht glauben, stimmt's?",,Du stehst auf deinen BOSS!!"rief sie laut. Zum Glück war meine Teyze nicht zuhause, sondern arbeiten. Wenn sie das mitbekommen würde, dann würde sie mich zwingen nach einem anderen Job zu schauen.
Sie wollte nicht dass ich mich ablenke, was ich natürlich nicht tat.
,,Duygu!"ermahnte ich sie.,,Hör endlich auf mit dem Blödsinn!"rief ich, während sie laut singend in die Küche lief.
,,Du stehst auf Herr Ates, du stehst auf Herr Ates!"wiederholte sie zehn mal beim Singen.
,,Okey wenn du nicht ruhig bist, pack ich über Mert aus!"rief ich und auf ein mal war es still.
Mert war ihr fester Freund seid zwei Jahren. Sie hatte es geschafft vor ihrer Mutter es geheim zu halten. Sie lernte Mert kennen, als ihre Eltern sich trennten. Er half ihr immer und stand mit ihr die ganzen Sachen durch und ich verstehe nicht weshalb sie es nicht ihrer Mutter sagte. Ihre Mutter war verständnisvoll und würde ihn bestimmt kennenlernen wollen.
Meine Eltern hingegen waren einfach das Gegenteil.
,,Bitte sag niemanden was"kam sie bettelnd ins Wohnzimmer gelaufen.
Ich schlug sie mit dem Lappen.
,,Das war nur ein Spaß du Opfer!"lachte ich, weil sie wirklich Angst hatte dass ich plaudern würde.
Plötzlich klingelte es am Telefon.
,,Wer war das wohl um 10 Uhr morgens?"fragte ich Duygu, die mit ihrer Schulter zuckte.
,,Ich geh mal ran"sagte sie und nahm den Hörer ab.
,,Hallo?"Duygu sah zu mir und übergab mir dann das Telefon.
,,Jaa hallo?"sagte ich.
,,Kizim? Ich bins deine Mutter. Dein Vater möchte dass du nachhause kommst. Die Hochzeit ist geplant. Wir müssen noch dein Söz machen!"

(Söz= nach einem Heiratsantrag durch den Mann, müssen die Eltern des Bräutigams nun offiziell beim Vater der Braut um die Hand dessen Tochter anhalten.) Hoffentlich verständlich :)

Mir stockte der Atem. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich sah schockiert zu Duygu die mich die ganze Zeit fragte, was los sei.
Sie nahm mir das Telefon aus der Hand, als ich nicht antwortete.
,,Teyze was ich los??"fragte Duygu und sah mich besorgt an.
Ich ließ mich auf den Sessel hinter mir fallen.
,,Aber das könnt ihr doch nicht so einfach machen??"versuchte Duygu meine Mutter zu überreden.
,,Sie hat hier einen Job und sie verdient wirklich gut!"machte Duygu weiter.
Sie nickte paar mal und sprach weiter.
,,Teyze bitte sie ist noch 18 Jahre! Ihr Leben fängt doch erst an"versuchte Duygu meine Mutter zu überreden.
Duygu sah mich mitleidend an und reichte mir das Telefon wieder rüber.
,,Sie möchte dich wieder sprechen"sagte sie. Mein Hals wurde trocken und Duygu ging mir schnell ein Glas Wasser holen.
,,Anne, ich dachte du machst etwas dagegen??"fragte ich und ich spürte schon eine Träne wieder auf meiner Wange runter fließen.
,,Kizim ich war dagegen, aber dein Vater möchte es so."rechtfertigte sie sich.
,,Ihr übergibt mich einfach einem alten, reichen Mann."fing ich an zu weinen.
Duygu kam mich von hinten umarmen.
,,Komm endlich nachhause"sagte meine Mutter kalt und legte dann auf.
Ich warf das Haustelefon auf die Couch und weinte los.
,,Ich werde es meiner Mutter sagen. Sie wird uns schon irgendwie helfen!!"sagte Duygu und umarmte mich.
Duygu's POV
,,Bitte du musst etwas machen! Sie darf diesen alten Knacker nicht heiraten, Anne"versuchte ich meiner Mutter nach einem Rat zu fragen.
Afet hatte sich weinend ins Bett gelegt und ist danach eingeschlafen. Sie tat mir so Leid. Keiner verdiente es zwangsverheiratet zu werden.
,,Kizim ich kann nichts machen. Ich dachte dass sie jetzt endlich Ruhe hatte von ihren Eltern, aber sie lassen nicht nach!"sagte meine Mutter. Sie hatte einerseits recht. Ihre Eltern entscheiden für sie, auch wenn wir gegen sie sprechen würden. Spätestens nächste Woche wäre sie schon zuhause.
,,Was können wir machen?"fragte ich meine Mutter. ,,Ich muss mit ihrer Mutter nochmal telefonieren. Ich versuche sie mal zu überreden"sagte meine Mutter und nahm das Haustelefon. Sie ging zur Küche um ungestört zu telefonieren.
Als würde ich was großes ausmachen.
Plötzlich klingelte es an der Tür und ich ging an den Hörer.
,,Hallo?",,Hallo, ich bin der Herr Ates. Könnte ich mit der Afet sprechen?"sprach eine raue Stimme.
Wow, war das etwa ihr Boss?!!
Oh mein Gott. Von wo wusste er dass wir hier wohnten?
,,Ehm kommen sie doch bitte in den vierten Stock"sagte ich und öffnete ihm die Eingangstür.
Ich ging schnell zu meiner Mutter die gerade Afet's Mutter anrief.
Ich erklärte ihr kurz das Afet's Boss kam.
Plötzlich kam ein gut aussehender Mann im Anzug zur Tür. Er hatte schwarz nach hinten gegellte Haare. Seine Augen waren dunkelbraun und er hatte ein markantes Gesicht.
Wow.
Natürlich war Afet in ihn verknallt.
Wenn ihr den Typ mal sehen könntet!!
Trainierte er etwa??
Vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt für ihn, aber vielleicht konnte Afet sich auch ein wenig ablenken.
,,Kommen sie doch rein"sagte ich freundlich und er lächelte mich dankend an. Er lief ins Wohnzimmer rein. ,,Setzten sie sich, möchten sie etwas trinken?"
Er nickte.,,Nein Danke"sagte er und ich ging schnell ins Schlafzimmer.
Leise rüttelte ich an Afet's Schulter, die endlich wach wurde.
,,Afet, steh auf! Herr Ates ist hier!"sagte ich. ,,Duygu lass mich schlafen, bitte was??!!"fragte sie mich mit weit geöffneten Augen. Sie sah mich schockiert an. Sofort ging sie zum Spiegel und richtete sich hin.
,,Was will er hier??"fragte sie mich aufdringlich. Ich hatte ja schon Angst zu antworten. Sofort öffnete sie ihre langen braunen Haare und kämmte sie runter. Ihre Locken wurden voluminös und sie sah mich fragend an. ,,Er wollte mit dir reden",,Und wieso ruft er mich nicht einfach an??!" ,,Afet weiß ich doch nicht!"sagte ich genervt und ging dann ins Wohnzimmer zu Herr Ates. Er wartete und sah durch die Wohnung. Der Mann war ja himmlisch...
,,Herr Ates, Afet kommt gleich hier her"sagte ich und er nickte dankend.
Ich ging in die Küche zu meiner Mutter um über das Telefonat zu erfahren.
Afet's POV
Ich schminkte mich leicht, sodass ich nicht verschlafen aussah. Danach parfümierte ich mich noch und ging zu Herr Ates ins Wohnzimmer.
,,Herr Ates?"ging ich zu ihm.
Er drehte sich um und sah mich lächelnd an. ,,Hey, ehm ich wollte mit dir sprechen"
,,Natürlich worum geht es denn?"fragte ich neugierig. ,,Können wir irgendwo etwas trinken sodass ich mit ihnen darüber sprechen kann?"
Ich wusste wovon er sprach. Er fühlte sich unangenehm in der Wohnung über sein Problem zu sprechen.
,,Natürlich"sagte ich und nahm meine Tasche.
,,Duygu ich bin draußen"rief ich.
,,Okey, komm nicht zu spät"rief sie zurück.
Bitte was??
War sie denn nicht schockiert dass ich mit Herr Ates unterwegs war?
Herr Ates und ich gingen zu Fuß zu einem Café in die Stadt.
Es war voll, aber es hielt uns nicht davon ab einen Kaffee dort zu trinken.
Wir beide bestellten uns ein Espresso.
,,Also worum geht es?"fragte ich.
Er sah zu seinen Fingern, die die leere Zuckerpackung zerknüllten. Etwas beschäftigte ihn, aber was?
,,Ehm...",,Jaa??"
,,Also mein Vater möchte dass ich ständig eine Frau kennenlerne und da er Delia nicht mag und weis dass sie nicht meine Freundin ist, erwartet er von mir eine richtige Frau kennenzulernen...."
Ich hörte ihm bis zum Ende zu. ,,...Dann hatte ich ihm eine Lüge erzählt dass ich eine Freundin habe schon seit längerem und jetzt möchte er sie kennenlernen.."erzählte er zu Ende.
,,Und was ist das Problem jetzt?"fragte ich. ,,Also ich habe keine Freundin. Ich hatte das meinem Vater nur gesagt damit er endlich aufhörte mich Unterdruck zu setzten mit dem Thema."
Jetzt verstand ich einiges. ,,Achso und jetzt möchten sie dass ich ihre Freundin spiele?"fragte ich. Er sah mich mit voller Hoffnung an. ,,Ehm...wieso nicht? Sie haben mir den Job gegeben"sagte ich.
Ich würde sowieso in paar Wochen heiraten, also könnte ich noch kurz bei etwas Spaß haben im Leben.
,,Ich danke dir!!"sagte er und trank seinen Espresso leer.
,,Da ist noch was"sagte er. ,,Ja?"
,,Hast du geweint?"fragte er plötzlich.
,,Ich hatte schon vorhin deine Augen bemerkt und ich wollte nicht so aufdringlich fragen, aber wo wir auch allein sind kannst du es mir ja sagen, falls dich etwas bedrückt"
Ich wollte Herr Ates nicht mit meinen privaten Problemen nerven deshalb erzählte ich es ihm nicht.
,,Nein, ich war nur spät schlafen, das ist alles, aber Danke der Nachfrage"sagte ich und trank mein Espresso zu ende. Wir beide standen auf und gingen dann zusammen zurück. ,,Du weißt dass falls irgendetwas ist, dann kannst du es mir sagen"sagte Herr Ates. ,,Danke, aber es ist nichts"log ich. Ich wollte das Thema wechseln, also fragte ich nach seinem Alter.
,,Wie alt sind sie eigentlich. Also ich frage aus reiner Neugier"
Er sah aus als wolle er nicht sein Alter verraten. ,,25...ich bin 25 Jahre"sagte er.
Er war ja recht jung, aber für mich zu alt?
Najaa es geht...warum denke ich ständig an ein Zusammensein? Ich werde schliesslich diesen alten Mann heiraten...
,,Sie sind ja ziemlich jung"sagte ich.
Er lachte. ,,Du bist auch noch sehr jung"
Dann musste ich lachen. Als wir vor dem Gebäude ankamen, dankte ich ihm fürs Zurückbegleiten. ,,Keine Sache und danke nochmal dass du mir hilfst."
,,Ich hole dich morgen um 12 Uhr ab und dann gehen wir in ein Restaurant mit meinen Eltern"sagte er. Ich nickte und ging danach ins Gebäude rein. Als ich zuhause war, sah ich Duygu auf der Couch Popcorn essen. Sie sah sich eine Serie an und bemerkte mich kaum. Meine Teyze war wohl arbeiten. Ja sie arbeitete Samstags auch.
Ich wollte nicht ständig weinen und von anderen Mitleid haben. Dann musste ich halt diesen alten Mann heiraten, vielleicht würde es ein Happy End geben?
Ich denke nicht..
Ich setzte mich zu Duygu und aß von ihrer Popcorn.

𝑀𝑌 𝐵𝑂𝑆𝑆 ♛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt