33« Davis

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»Ja, Terry, ich hatte die Akte in den Schreibtisch gelegt, weil ich mir sicher war, sie irgendwann wieder zu benötigen.«
»Aber natürlich, ich bitte darum.«
»Nein, ich kann Ihnen noch nicht genau sagen, wann ich wieder persönlich da sein werde, aber alles nötige werde ich Ihnen per E-Mail schicken, das sollte kein Problem sein.«
»Ja.«
»Nein, richten Sie Mister Moon bitte aus, dass ich von ihm einen Bericht erstattet bekommen möchte und das noch innerhalb dieser Woche, außerdem erwarte ich zwei Anrufe von Miss Jluy und Mister Benson.«
»Nur weil ich nicht im Büro stehe, heißt das nicht, dass Sie alle Urlaub machen dürfen!«
»Das will ich auch hoffen, Terry, ich verlasse mich auf Sie.«
»Sie hören von mir.«

Ich schnalzte gereizt mit der Zunge, ehe ich das Handy ausschaltete und von mir warf.
Ich hasste Anrufe in der Frühe, die mit so viel Dummheit geprägt waren, dass ich am liebsten wieder schlafen wollte. Es war wirklich unglaublich, dass meine Assistenten nicht in der Lage waren, meine Buchhaltung vernünftig zu führen und meine Termine aufzuschieben oder selbst abzuhalten.

Ich sollte mir langsam wirklich Sorgen machen. Was hatten diese Leute überhaupt in meiner Firma verloren? Es war ein einziges Trauerspiel.

Ich seufzte, ehe ich mich aus dem Bett erhob und in meinem alten Kinderzimmer umsah.
Schäbig, aber irgendwie war ich noch immer stolz auf die vielen Poster von Manchester United.
Mein Zimmer hing voll mit Bildern von Fußballspielern und Siegen der Mannschaft. Als fünfzehnjähriger war ich ein riesiger Fan. Mittlerweile beschränkte ich mich auf die Fußballspiele und ersparte mir das Kaufen von Zeitschriften.

Tears fand mein altes Kinderzimmer niedlich.
Sie hatte sich stundenlang umgesehen, jede Schublade voller Neugierde geöffnet, meine Bilder studiert und jeden Gegenstand auf sich wirken lassen.
Es freute mich, dass sie sich so intensiv für mich interessierte und sie deswegen in meiner Nähe war.
Ich genoss die Zeit mit ihr.
Ich wollte nirgendwo anders sein, als bei ihr.
Seit wir vor einer Woche in England angekommen waren, ließ ich sie so gut wie nie aus den Augen und ich vermisste sie, wenn sie nicht da war. Ich kam mir vor wie eine Klette, doch ihr schien meine Anwesenheit nichts auszumachen.

Sie genoss es nachts in meinen Armen zu liegen oder Hand in Hand durch Bath zu laufen. Sie lächelte ständig wenn ich sie umarmte, weil mir danach war.
Ich verstand mich selbst nicht.
Das alles war so unglaublich kitschig und doch auch schön, als das ich mich dagegen wehren wollte.
Ich verhielt mich wie ein verliebter Teenager, aber genau das wollte ich sein. Ich schämte mich nicht für meine Zuneigung zu Tears und es war mir nicht peinlich sie auf offener Straße durch die Luft zu wirbeln. Ich wollte sie in meinen Armen halten.

Seit meinem Gespräch mit Gray war es plötzlich so einfach mich selbst neben Tears zu sehen und auch wenn die Umstände nicht wirklich glücklich waren, wollte ich doch nichts ändern.
Es war gut so, wie es war.
Ich merkte selbst wie Tears wieder Boden fasste und mehr und mehr mit dem Tod ihrer Schwester klar kam, dass sie nicht jede freie Minute wieder getröstet werden musste, sondern auch mal lächelte.
Ich liebte ihr Lächeln.

Als sie vor einigen Tagen Daniels Stimme gehört und plötzlich darunter zusammengebrochen war, dachte ich erst ich würde sie nie wieder lachen hören, doch fünf Stunden später bekam ich sie mit ihrem wunderschönen Lächeln wieder.
Ich war beinahe durchgebrannt, weil ich weder gewusst hatte, wo sie noch wo mein Bruder war. Ich war kurz davor gewesen die beiden zu suchen, als sie durch den Garten hereinspaziert kamen. Mir war ein Stein vom Herzen gefallen und als meine Eltern Tears dann auch vernünftig kennenlernten, war es ganz leicht hier zu sein.

Meine Eltern liebten Tears, besonders Mum konfrontierte sie mit so viel Liebe und Herzlichkeit, das man beinahe von lieblichem Schleimen reden konnte.
Ich sah genau wie sie sich aufriss, um Tears ein Leben in unserer Familie schmackhaft zu machen.

TEARSWhere stories live. Discover now