Mit Sam im Gepäck bremste ich quietschend auf dem Schulhof der Schule und stellte mein Gefährt ohne Bedenken auf dem asphaltierten Platz ab. Die gesamten Parkplätze waren besetzt.

Vor einigen Minuten hatten sich die letzten Schüler mit dem Klingeln der Schulglocke in das große Gebäude begeben. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg, als ich eine Gruppe Jugendlicher im Augenwinkel bemerkte, welche sich mit unserem Erscheinen in Bewegung gesetzt hatte. Als ich erkannte, wer diese Gruppe anführte, würde ich nervös.

Dieser Jemand lief stolzierend voraus, wie ein unehrlicher Ritter, in Wirklichkeit bereits auf dem Schlachtfeld gefallen, hier aber protzend und sich nichts anmerken lassen.

Ich ließ meine Hände bei seinem Anblick in die Jackentaschen meiner schwarzen Lederjacke gleiten und krampfte meine Finger zusammen. Dabei zerdrückte ich eine leere Zigarettenschachtel, welche sich in meiner rechten Tasche befunden hatte, zu einer kleinen nutzlosen Kugel Pappe.

Mit aller Kraft kämpfte ich gegen ein aufkommendes Schauern meiner Haut an, welches ich dort nun am wenigsten gebrauchen konnte. Sam erkannte meine Nervosität und meinen zweifelnden Blick schnell und ließ ihre Hand zu meiner in die Jackentasche gleiten. Ihre Bewegung tat mir gut, und ich entspannte mich ein wenig. Die Überbleibsel der Zigarettenschachtel schmiss ich im Vorbeigehen in einen Papierkorb; dann verschränkten sich unsere Hände.

Mit einer Windeseile stürmte ich der großen Eingangstür entgegen - Sam hinter mir her schleifend - in der Hoffnung, dass ich schneller als die Gruppe sein würde, welche sich uns immer mehr näherte. Kurz bevor ich das Schulhaus betreten konnte, wurde ich unsanft gestoppt.

Eric stand vor mir, und was ein Wunder, an ihm hängte das Mädchen, mit welchem ich das letzte Mal ein wenig kollidiert war. Hinter ihm tummelten sich drei andere Jungs und ein dazugehöriges Mädchen. Soweit ich das richtig mitbekommen hatte, hatten sie Eric nun als ihren Anführer auserkoren.

Was n Schwachsinn.

Niemals würden normale Menschen ihn freiwillig als ihren Vorgesetzten ernennen. Wahrscheinlich drohte er den Mitgliedern dieses Affenvereins mit seinen pulsierenden Adern, welche sich unter seinem Bizeps nur so bogen.

Lieber mehr Grips, als Masse.

Die gehässige Stimme in meinem Kopf konnte ich nicht ausstellen. Die leichte Gänsehaut erinnerte mich jedoch erneut an die ernste Situation, und daran, dass Gehässigkeit nun wirklich keine Lösung war, mich sondern nur noch mehr ins Verderben stürzen würde. Die gesamte Truppe war stärker als ich.

Wahrscheinlich hatte sich Eric das folgende sadistische Szenario bereits in seinen Tagträumen ausgemalt. Er wird über mich siegen und mich gleichzeitig zu tiefst peinigen. Jedenfalls in dieser Vorstellung. Hier und jetzt würde ich das ganz sicher nicht zulassen.

»Du hast dich selbst als vogelfrei erklärt, Breckman«, flüsterte er, mit bedrohlichem Blick und spuckte mir daraufhin vor die Füße.

Schwer schluckte ich die letzten Anzeichen möglicher Zweifel hinunter, welche immer wieder versucht hatten, meine Kehle hinaufzusteigen und meine Stimme zu lähmen.

»Ach schau an, der Junge weiß sich auszudrücken. Was ein hochgegriffenes Vokabular!«, verkündete ich mit einem ironischen Staunen und überlegte mir derweil meine Taktik.

Sollte ich einfach davon laufen? Dies wäre wohl die beste Möglichkeit gewesen, um der folgenden Auseinandersetzung zu entfliehen und sie somit zeitlich zu verschieben.

Jedoch war ich nicht der Typ dafür.

Lief ich nun weg, würde ich es immer wieder tun.

War es wirklich möglich, diesem eingebildeten Anführer entgegen zu treten und ihm somit eine Lehre zu erteilen? Doch dies konnte genauso gut nach hinten losgehen.

Sam, welche noch immer dicht neben mir stand, wurde nun unruhig und trat von einem Fuß auf den anderen. Eben noch war sie es, welche mir den nötigen Halt gespendet hatte, der Situation entgegenzutreten. Jetzt kam es mir vor, als hätten wir unsere Rollen getauscht. Sie wirkte ein wenig verloren in ihren unruhigen Gedanken. Ihr war die Situation ebenso unangenehm wie mir, und sie wollte schleunigst verschwinden. Würde ich mich aber nun nicht wehren und einfach abhauen, dann hätte ich ein erneutes Katz-Maus Spiel aus Erics sadistischer Sicht erschaffen.

Anscheinend hatte er das starke, schlagfertige Mädchen vergessen, welches ich ebenfalls sein konnte. Ich würde mich nicht so leicht von ihm unterkriegen lassen.

Ich blickte noch einmal kurz zu Sam hinüber, setzte dann eine meiner vielen Masken auf, welche meine unbeholfenen Emotionen gut verstecken und verändern konnten, und begann den taktischen Angriff in meinen Gedanken durchzuplanen.

Ich stellte mich der Mauer eines Mannes.

★? Danke!

roses are slowly dyingOnde histórias criam vida. Descubra agora