"Wann musst du denn wieder los?", fragte er dann und ich folgte seinem Blick.

"Mist! Ich glaube, ich muss sofort weg!", fluchte ich und stand auf.

"Oh...Na dann... ruf mich an, wenn du kannst, ja?"

"Ja, auf jeden Fall!", gab ich ihm mein Versprechen, umarmte ihn noch schnell, bevor ich auch schon aus dem Zimmer rannte.

Trotz der ganzen Vorkommnisse, (und, da meine Schicht im Restaurant abgesagt wurde) hatte ich mich nähmlich entschlossen, zum Open Mic zu gehen und mich aus der Sicherheit des Soap Seouls hinaus zu wagen.

Die Straße, die ich auf dem Weg zur Veranstaltung entlangrannte, war voll und ich stieß immer wieder mit der Schulter gegen jemanden, doch es schien keinen zu stören.

Als ich endlich, zugegeben ziemlich verschwitzt, ankam, waren die Türen noch offen, weshalb ich schnell noch hineinhuschte.

Drinnen war es stickig und die Möbel waren alle in wärmeren Tönen gehalten. Das war etwas ganz anderes als die dunklen Bars, bei denen ich bis jetzt gewesen war.

Es hatte den Flair eines Wohnzimmers und ich fühlte mich sofort wohl.

Vor der kleinen Bühne, die nicht mehr, als ein paar Boxen, ein Schlagzeug, ein Mikro und ein paar Verstärker für Gitarren hatte, waren Tische aufgebaut worden, an denen die Zuschauer und auch die Artisten saßen, aßen, sich unterhielten und den Künstlern zuhörten.

Es war unglaublich angenehm und heimelig.

Ich quartierte mich in einer Ecke ein, die noch unbesetzt war und bestellte mir ein Wasser. Das peinlichste wäre nämlich, dass ich von der Cola aufstoßen müsste, während ich auftrat und das wollte ich tunlichst vermeiden.

Langsam wurde die Stimmung gespannter und der erste Act kam auf die Bühne. Ein Junge, vielleicht etwas jünger als ich, mit übergroßem Pulli und Jeans, der das Mikrofon mit zitternden Händen umklammerte und nervös nochmal das Gestell etwas weiter nach unten stellte, bevor er begann.

Er war gut.

Sein Gesang war entspannend und ließ meinen Gedanken auf  Wanderschaft gehen. Das war einerseits gut, anderer seits konnte ich ihm somit nicht meine ganze Aufmerksamkeit schenken, was schade war. Doch kaum konnte ich mich zusammenreißen, um mit meinen Gedanken weg von der Frage zu kommen, wie Jimins Tanztraining wohl war, bei dem er heute war, endete er schon und ich applaudierte.

Als ich mich angemeldet hatte, wurde mir eine Liste geschickt mit der Reihenfolge der Auftritte. Ich war der fünfte an dem Abend und somit noch relativ weit vorne. Insgesamt sollten achtzehn Leute auftreten.

Auf den Jungen folgte ein Duo von zwei Mädchen, daraufhin stolperte ein etwas ältere Herr auf die Bühne, den ich hier eigentlich gar nicht erwarte hätte. Doch er überraschte mich mit einer ziemlich guten Rapeinlage und ging unter großem Applaus wieder von der Bühne.

Dann folgte ein junges Mädchen. Sie war ungefähr zwei, drei Jahre jünger als ich und trug eine Hose, die an den Seiten eingeschnitten war, sodass der Stoff unten nur noch um ihre Beine hing und die richtige Hose erst knapp über dem Knie losging. Dazu hatte sie eine Übergroße Jacke angezogen, die sie oben viel breiter aussehen ließ, als sie war.

Ein beeindruckender Auftritt, der sie auch viel älter aussehen ließ, als sie wahrscheinlich war.

Ich war mir sicher, dass ich nicht so rumlaufen würde.

Sie hielt das Mikro fest und sicher in der Hand und begann zu rappen, was mich verblüffte, doch irgendwie war klar gewesen, dass sie in dem Aufzug nicht irgend eine Arie singen würde.

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