23 || Familiengeschichten

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Und wieder fragte ich mich, wie jemand nur so fies über seinen eigenen Bruder herziehen konnte. Elijah vergönnte Noah offensichtlich selbst das kleinste Glück.

Wieder bei Noah angekommen, hatte ich mich noch immer noch nicht wieder beruhigt. Meine Hände zitterten vor Wut über Elijah, aber auch mich selber, da seine Worte so einen großen Effekt auf mich hatten. Ich nahm wahr, wie Noah mich kritisch musterte, er hatte offensichtlich sofort bemerkt, dass etwas bei mir nicht stimmte.

"Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich wollte noch kurz nach draußen gehen, um eine Zigarette zu rauchen. Luna, begleitest du mich?" Auch wenn Noah es als Frage formulierte, klang seine Aussage eher wie ein Befehl. Ich wusste, dass er vorhatte, mich draußen zur Rede zu stellen und trotzdem folgte ich ihm ohne Widerworte.

Bei der Garderobe ließ Noah sich unsere Mäntel aushändigen und half mir in meinen hinein. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich mit sich nach draußen. Nachdem wir ein bisschen Abstand zum Restaurant gewonnen hatten, blieb er abrupt stehen.

"Was ist los, Luna?" Noahs Stimme klang aufrichtig besorgt und er sah mir fest in die Augen.

Ich zögerte kurz, bevor ich ihm antwortete. Noah hasste es über alles, angelogen zu werden, aber ihm geradeheraus die Wahrheit zu sagen, war auch nicht so einfach. Schließlich überwand ich mich.

"Ich bin eben auf deinen Bruder getroffen und er hat einige unschöne Dinge über dich gesagt, deshalb bin ich ein bisschen aufgewühlt", erklärte ich Noah und biss mir nervös auf die Unterlippe.

Noah würde bestimmt nachhaken und sich nicht mit dieser allgemeinen Aussagen zufriedengeben. Ich wendete meinen Blick ab und blickte auf den Boden. Noah hatte es nicht verdient zu hören, was sein Bruder über ihn gesagt hatte.

Und ich sollte Recht behalten. "Was hat er gesagt, Luna?", fragte Noah auch sogleich nach. Er nahm mein Kinn in seine Hand und zwang mich mit sanftem Druck, ihm wieder in die Augen zu sehen.

"Das willst du nicht wissen, wirklich nicht", murmelte ich und hätte meinen Blick am liebsten wieder angewendet, doch Noahs Hand gab nicht nach und so war ich immer noch dazu gezwungen, ihm in die Augen zu sehen.

"Was hat er gesagt, Luna?", wiederholte Noah sich, dieses Mal mit noch mehr Nachdruck in der Stimme. Er würde keine weiteren Widerworte dulden, das war mir sofort klar. Also atmete ich noch einmal tief durch und sammelte mich mental.

"Er hat gesagt, dass unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt sei und du mich eh nur unglücklich machen würdest. Naja, eigentlich meinte er sogar, dass du mir alles nur vorspielen würdest, da du nicht in der Lage wärst, wahre Gefühle für einen Menschen zu empfinden. Er hat so fiese Sachen über dich gesagt, Noah. Wie kann er das nur machen?!"

Meine letzten Worte gingen in meinem Schluchzen unter. Verdammt, jetzt fing ich auch noch an zu heulen. Vorsichtig versuchte ich meine Tränen zu trocknen, ohne mein Make-Up dabei zu ruinieren.

In diesem Moment spürte ich schon, wie Noahs starke Arme sich um meinen Körper schlungen und mich fest an ihn pressten.

"Shhh, Lu. Alles ist gut. Du darfst seinen Worten keinen Glauben schenken, er sagt das nur, um dich zu verunsichern. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Du bist der Grund dafür, dass ich überhaupt jeden Tag aufstehe, der Grund, für den es sich zu kämpfen lohnt. Ich habe in der Vergangenheit viele Fehler begangen, aber ich du machst mich zu einem besseren Menschen. Du hast den Wunsch in mir ausgelöst gut zu sein, nur für dich. Ich liebe dich, Lu."

Seine Worte trafen mich direkt ins Herz und ich begann noch stärker zu schluchzen. Ich hatte Noah nicht verdient. Er war so ein toller und ehrlicher Mensch und ich hatte schon wieder an ihm gezweifelt.

Three MonthsWhere stories live. Discover now