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Er besaß wundervolles, rabenschwarzes Fell. Darunter eine atemberaubend starke Muskulatur, eine elegante Statur und helle, aufgeweckte Augen. Alles in allem ein prächtiges Wesen mit viel Anmut und Stolz, heute jedoch schien dies anders.

Blut tropfte von einem seiner Ohren, lief hinab durch sein von vielen Wunden gezeichnetes Fell und tropfte schließlich zu Boden. Es war niemand mehr da, der dies hätte aufhalten können. Die Schnitte des Angreifers gingen immer tiefer, wurden immer mehr. Er musste sich allein verteidigen. Er war der letzte seiner Art.

"Du hast keine Chance." Die Stimme seines Angreifers schwang wie ein leises Lüftchen an seinem Ohr vorbei. Sie war rau und mit ungeheurer Überlegenheit im Einklang. Er war sich seines Sieges sehr sicher.

Das geschundene Tier wich dem nächsten Hieb nur knapp aus. Was sollte er nur tun? Auf schnellste Weise musste ihm nun etwas einfallen, etwas, das ihn leben ließ.

"Du hast dich wunderbar geschlagen, kleiner Wolf", flüsterte der Mörder im nächsten Moment. Gerade war er noch am Ohr des Wolfes gewesen, als er auch schon einen Schritt weiter war. Realisieren konnte das Tier erst, als das Blut aus seiner Kehle spritzte und der Schmerz auftauchte.

Er fiel nach vorn, ein Keuchen oder Ächzen von sich gebend, je nachdem, was einem Wolf in diesem Moment eher einfallen würde.

Er hörte dumpfes Schuhwerk, welches um ihn herum ging und dessen Inhalt schließlich vor seinem Kopf in die Knie ging. Er legte seine vor Schweiß klebenden Hände in das warme Fell des Wolfes. Seine Hände gingen streichend über den Kopf, wie eine Menschenmutter ihr kleines Kind streicheln würde, doch auf einmal packte er zu. Seine Finger bohrten sich tief in die Kopfhaut des Tieres. Der Wolf hätte schwören können, ein leichtes, sadistische Grinsen auf den Lippen des Mörders spüren zu können.

Irgendwann, als er wohl glaubte, tief genug gegriffen zu haben, hob er den Kopf an. Es ziepte und schmerzte und dem Wolf wurde kurz schwindelig, als er sich endlich besann.

Er erinnerte sich an die Ehre eines Werwolfes. Ein Wesen aus halb Mensch und halb Wolf vereinte Intelligenz und Stärke zu einem perfekten Geschöpf. So hatten er und die anderen Wölfe sich das zumindest vorgestellt und eingeredet, an schönen Sommertagen auf der größten Lichtung im Wald.

Und nun war er der Einzige. Sie hatten ihn schon vor Tagen allein gelassen, waren allesamt vom Rest des Dorfes und von anderen Parteien dieses mörderischen Spieles getötet worden.

Es schwenkte furchtbare Verbitterung in diesem Gedanken mit, andererseits spornte ihn diese Lehre an. Schließlich lastete jetzt die Bürde seiner Kameraden auf ihm, ihren Wunsch und ihre Träume zu erfüllen.

Als der Wolf sich nun zu wehren begann, indem er seinen Kopf den krallenartigen Händen des Mörders entzog, zögerte dieser. Dass sein Opfer sich nach so vielen Verletzungen noch wehren konnte war das letzte, womit er gerechnet hatte.

Das Tier stieß ihn mit einem Mal nach oben und richtete sich auf. Nun war er es, der seine Krallen ausfuhr und nach dem Mörder griff.

"Scheiße", zischte dieser, als er dem Wolf nicht ganz entkommen konnte. Sein Angriff hatte ihn getroffen und nun tropfte von seinem Arm eine dunkelrote Flüssigkeit.

Der Mörder selbst hatte sich immer als Geschöpf höherer Ebene gesehen, schließlich hatte er in diesem Spiel eine Rolle bekommen, die jede Nacht jemand in seinem Umfeld töten konnte. Dementsprechend wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn er, so wörtlich, blaues Blut gehabt hätte.

Doch das Schicksal enttäuschte ihn und es war rot wie das von allen anderen Spielern, die bereits vor seine Füße gegangen waren.

"Du kleines Mistvieh", schmetterte der Mörder dem Wolf entgegen, dieser hörte jedoch mit keinem Funken seines Körpers auf, ihn anzugreifen.

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