"Was? Warum musst du ihn denn abholen ich dachte heute hast du den ganzen Tag frei!", entrüstete ich mich und er sah mich mit großen Augen an:

"Ich hab dich doch gefragt, ob ich jemanden mitnehmen kann und du hast gesagt, es wäre okay. Ich habe uns zwei angekündigt, mit deiner Erlaubnis!"

"Was?? Wann war das denn bitte?", fragte ich, langsam lauter werdend, da ich es einfach nicht verstand, warum er schon wieder einen seiner Freunde mitnehmen musste. Ich konnte mich an nichts von dem, was er gesagt hat, erinnern.

Jonghyun wollte gerade etwas erwidern, als die Leute vor uns weitergingen und wir vor Mama und Papa standen, die große Augen machten, als sie uns sahen.

"Das ist dann also Jonghyun?", fragte Papa und musterte meinen Freund. Er musste zu ihm hinauf blicken, da dieser fast einen halben Kopf größer als mein Vater war.

"Ja, das bin ich!", antwortete Jonghyun und strahlte meine Eltern mit dem Lächeln an, in das ich mich verliebt hatte, "Ich freue mich ihre Bekanntschaft machen zu dürfen!"

Sie schüttelten sich die Hände und meine Mutter bekam ein Kompliment von ihm ab, das sie erröten ließ. Ja, darin war er gut. Frauen verlegen machen war eine seiner großen Stärken.

"Und weshalb konnten sie am eigentlich vereinbartem Abendessen nicht kommen?", fragte Mama dann jedoch spitz und Jonghyun wurde leicht rosa.

"Es tut mir sehr leid, dass sie sich die ganzen Mühen um sonst gemacht haben, ich habe den Termin vergessen, da ich gerade mitten in der Prüfungsphase stecke und noch relativ viel Text für unser neues Stück lernen musste. Mein Kopf muss einfach zu voll gewesen sein, es tut mir leid.", sagte er bereuend und sah Richtung Boden.

Mama und Papa schienen besänftigt, jedenfalls war die misstrauische Falte auf der Stirn von meinem Vater verschwunden und die Augen von Mama waren auch nicht mehr so zusammengekniffen wie sie es machte, wenn sie wütend war.

Doch ich runzelte die Stirn. Es war zwar die Wahrheit, dass Jonghyun den Termin einfach vergessen hatte, doch es hatte sich am Telefon nicht so angehört, als würde er lernen. Und außerdem hatte er mir gegenüber nie erwähnt, dass er für irgendetwas Texte lernen musste.

"Dann habt ihr mal Spaß.", wünschte uns meine Mutter noch, bevor sie sich den anderen Gästen widmete, "Und pass ja auf meine Ji Wo auf und sei gut zu ihr. Denn wenn nicht, geht es dir an den Kragen."

Mit diesen Worten drehte sie uns den Rücken zu und wir waren entlassen. Sie hatte zwar gelächelt, als sie dies gesagt hatte, doch ich wusste, dass sie das alles todernst meinte und Jonghyun nicht ganz vertraute. Mama schien eine Art Spürsinn dafür zu haben und wenn sie jemanden nicht mochte, ging es dieser Person nicht gut.

Ich packte, kaum, dass die Aufmerksamkeit meiner Eltern nicht mehr auf uns lag, den Arm meines Freundes und zog ihn in eine etwas abgelegenere Ecke.

"Was soll das?", fragte er und rieb sich den Arm, an dem er jetzt vermutlich einen blauen Fleck bekommen würde.

"Das gleiche könnte ich dich fragen!", schoss ich zurück. Ich hatte ihm die Aktion letzte Woche immer noch nicht verzogen. "Du hast das Abendessen also vergessen, da du lernen musstest? Dir Texte einprägen musstest? Wann musst du denn bitteschön lernen? Und was waren das für Kommentare meiner Mutter gegenüber?"

"Du hast doch gesagt, ich soll höflich sein!", fauchte er, jetzt genauso wütend, wie ich es war.

"Aber höflich heißt nicht, meine Mutter erst mal anzüglich von oben bis unten zu mustern! Du kannst froh sein, das mein Vater sowas überhaupt nicht mitbekommt!"

Before That DayWhere stories live. Discover now