Prolog

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Der kalte Wind umspielte meine Ohren, meine Haare wurden in die Luft gewirbelt. Tief wurde mein Körper in den eisigen Schnee gepresst.

Wieso war ich hier? Wo war ich?

Die Kälte machte meinem Körper nichts aus, es fühlte sich wie Heimat an. Doch gleichzeitig kam es mir unglaublich fremd vor. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah mich um. Bäume, die in der Schneelandschaft unter zu gehen schienen. 

Ich trug nicht viel. Einzig ein weißes Kleid. Nicht mal Schuhe besaß ich.

War ich eine Arme Waise? Wer war ich?

Mein Name war Yuki, aber alles andere schien wie gelöscht.

»Hallo?«, rief ich heiser. Meine Stimme war kratzig, klang als hätte ich Tage lang nichts getrunken.

Niemand antwortete mir.

Würde ich hier verhungern?

Ängstlich fing ich an zu zittern und sah mich weiter um. Blut war an der Stelle, an der ich gelegen hatte.

War ich verletzt? Unsicher fasste ich mir an den Kopf und spürte sofort die Kruste. 

Immer noch zitternd richtete ich mich auf und lief los. Irgendwo musste hier doch jemand sein.

Lange lief ich umher, machte keine Pause. Es mögen nun schon Tage gewesen sein, in denen ich irgend jemanden suchte. Hin und wieder versuchte ich einen Hasen zu fangen, um irgendwas essen zu können, doch auch dies schaffte ich nicht.

Schwach fiel ich in den Schnee. Mein Atem ging schnell und gleichzeitig so schwach. War dies mein Ende? Vielleicht war es besser so. Ich wusste nicht wo ich war, noch wer genau ich war. Tod nützte ich jedem besser, als lebend. Niemand wusste sicherlich von meiner Existenz, machte sich keine Sorgen und würde mich nicht missen. 

»Hey, Kleines.« Eine große, warme Hand legte sich auf meinen Rücken. Sofort schreckte ich hoch und rutschte einige Meter von dem Mann weg. Er hatte schwarze Haare und warme grüne Augen. »Was tust du hier draußen? So ganz allein.« Er kniete vor mir und beobachtete mich aufmerksam. 

»Ich...Ich weiß es nicht«, flüsterte ich und sah ihn verängstigt an. Zwar hatte ich nach jemanden gesucht, aber was ich tun sollte, wenn ich jemanden finden würde, wusste ich nicht. »Du weißt es nicht?«, fragte er verwirrt und zog seine Stirn kraus. 

»Ich bin Lord Corvin. Willst du mit mir kommen, Kleines? Ich kann dir ein Dach über den Kopf geben. Etwas Essen und warme Kleidung. Dir muss schrecklich kalt sein. Du zitterst«, sagte er besorgt und zog seinen Umhang aus. Vorsichtig schritt er auf mich zu und legte ihn mir über die Schultern. 

»Danke sehr, Lord Corvin...«, flüsterte ich und stand auf. Noch immer zitterte mein ganzer Leib. »Ich glaube mein Name ist Yuki«, murmelte ich und sah zu ihm auf. »Yuki? Du erinnerst dich an deinen Namen? Sonst noch etwas?«, fragte er und führte mich zu seinem schwarzen Pferd. 

»Nein...Nur mein Name.« Er hob mich hoch und setzte mich in den Sattel seines Pferd. »Ich verstehe. Weißt du in welchem Land du dich befindest?« Auf seine Frage schüttelte ich wieder meinen Kopf. »Okay, ich erkläre es dir.« Er stieg hinter mir auf und trieb sein Pferd an, damit es los lief. Ganz langsam.

»Es gibt zwei Länder, die zu einem Königreich zusammen geschlossen sind. Das rote Land und das weiße Land. Das weiße Land ist von Schnee überzogen. Es ist immer kalt und nur selten warm. Das rote Land dagegen ist immer warm. Dort gibt es auch eine Region, in der überall Vulkane ihr Zuhause haben. Und genau auf der Grenze, der beiden Länder, steht das Schloss, des Königs und der Königin. Das erstgeborene Kind wird entweder als Teil des weißen oder roten Landes geboren. Je nachdem, muss es eine Person aus dem anderen Land heiraten«, erklärte der Mann, der mir ein Stück seiner Körperwärme schenkte. 

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Where stories live. Discover now