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»Prinzessin, Sie sehen müde aus. Sie sollten schlafen gehen«, wies mich meine Wache Irmon darauf hin, dass ich ziemlich müde aussah. Ich war auch ziemlich fertig. Mein Körper verlangte nach Ruhe. Wir waren tagelang durch geritten, nachdem wir Zerberus besucht hatten. Davor hatte ich seit mehreren Wochen täglich, von früh Morgens bis spät Nachts, gearbeitet.

Am Morgen besuchte ich meist Dörfer und verteilte Nahrung oder war bei Sir Macaire, um zu lernen. Zum Mittag hin hörte ich mir Wünsche und Beschwerden des Volkes an. Dabei musste ich mehrere Stunden mit Agnia verbringen, die es sich nicht entgehen ließ, jede meiner Worte zu bemängeln oder einfach unangenehme Kommentare ab zu geben. Selbst vor den Bürgern tat sie dies und machte mich schlecht vor ihnen. Zum späten Abend trainierte ich noch lange. Ich wollte einfach noch stärker werden.

Zwar konnte ich bei Zerberus Ruhe finden und entspannen. Doch verlangten meine Kräfte ziemlich viel Energie. Meinen Körper dauernd kühl zu halten, war anstrengend und ließ mich schneller ermüden.

»Ist gut«, seufzte ich erschöpft. Langsam schritt ich die langen Flure entlang und ließ dabei immer wieder einzelne fein gezeichnete Schneeflocken um mich tanzen. Mein Vater meinte, dass es die Ausdauer und Konzentration trainieren würde. Auch wenn es nicht viel Magie war, forderte es nach einiger Zeit viel Konzentration, um die Feinheiten zu erhalten. Auch wenn ich müde war, trainierte ich nun, da ich es nun mal bei Zerberus nicht konnte.

»Prinzessin«, sagte Irmon und neigte seinen Kopf. Heute begleitete er mich, sonst tat es Faris. Doch dieser war momentan auf einem außen Training mit seinem Vater, Sir Quirin.

Irmon ließ mich in mein Zimmer eintreten. Lächelnd nickte ich ihm dankend entgegen, was er erwiderte. »Prinzessin Yuki«, ertönte plötzlich eine kichernde, verzerrte Stimme. Erschrocken richtete ich meine Augen auf die schwarze Gestalt, die von schwarzen Rauch umgeben war, die Mitten in meinem Zimmer stand.

Reflexartig hob ich meine Hand und schoss einen Eiszapfen auf die Gestalt. Er wich kichernd aus und hielt mit einem Mal ein Schwert in seiner Hand, auch dieses wurde von schwarzen Rauch umspielt.

»Prinzessin Yuki. Ihr seid bereit, die Göttin braucht Euch, ihre Nachfahrin zur göttlichen Nachfolge. Lasst mich Euch töten und Euch zu ihr schicken.« Er legte seinen Kopf schief und hielt mir sein Schwert entgegen. Wovon sprach er bitte? Die Göttin brauchte mich?

»Da muss ich wohl ein Wort einlegen. Stirb, Eindringling, wie kannst du es wagen die Prinzessin des weißen Landes zu bedrohen!?« Irmon stürmte an mir vorbei und auf ihn zu. Kräftig holte er mit seinem Schwert aus, doch kaum traf dieses auf die Person, wirbelte Rauch auf und das Schwert glitt durch die Gestalt hindurch. Nicht einen Tropfen Blut vergoss dieses Wesen. Er war nicht physisch erfassbar.

»Was zur-«, fluchte Irmon fassungslos und blieb in Schockstarre stehen. »Dein Angriff hat nichts gebracht, niederer Mensch. Auch du kannst den Willen unserer Göttin nicht entgehen«, spottete die Gestalt dunkel. Er holte aus und schnitt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit beide Arme meiner Wache ab. War er überhaupt schnell oder tauchte er einfach neben Irmon auf?

Keuchend fiel Irmon auf seine Knie und starrte die Gestalt mit geweiteten Augen an. »Dies ist die Strafe dafür, dass du dich dem Willen der Göttin Luna widersetzt hast«, hauchte er sanft und rammte Irmon plötzlich das Schwert durchs Herz. »IRMON!«, schrie ich panisch. »Nein!« Fassungslos betrachtete ich die Leiche meiner treuen Wache. Das konnte nicht wahr sein. Er hatte Irmon einfach getötet!

»Nun, da der niedere Mensch seine Strafe erhalten hat, kann ich mich Euch zuwenden, Prinzessin Yuki.« Er sah zu mir und legte erneut seinen Kopf schief. »Bleib zurück!«, schrie ich panisch und schoss erneut einen Eiszapfen auf ihn. Lachend wich er aus.

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt