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Es stimmte.

Es dauerte zwar länger als erwartet, doch kamen meine Kräfte nach zwei Wochen zurück. Diese beiden Wochen waren mühselig und unglaublich qualvoll. Ohne meine innere Kälte war ich schwach und konnte das Bett ohne Hilfe nicht verlassen. Wenn ich nach draußen ging, musste ich mich unglaublich warm anziehen, da mir die Kälte plötzlich etwas ausmachte. Immer überzog Gänsehaut meinen Körper und ich begann zu zittern.

Nieves war mittlerweile auch wieder ansprechbar, weshalb ich sie auch schon öfters besuchen war. Sie antwortete nur knapp und leise, doch verstand sie mich und versuchte so gut wie zu antworten. Runa verbrachte viel Zeit an meiner Seite oder um es besser beschreiben zu können, an Faris Seite. Sie hatte einen gewissen Narren an meinem besten Freund und Leibwache gefressen. Ihm ging es aber nicht anders. Wenn wir mal alleine waren, schwärmte er von ihren erdbeerblonden Haaren und ihrer aufgeweckten Art.

Wenn man es so beschreiben würde, passten beide von ihren Charakteren perfekt zusammen. Beide waren sie aufgeweckte Personen, doch wenn es darum ging jemand wichtiges zu beschützen, wurden sie beide ziemlich ernst. Es gab so viel, was die beiden einfach gleich machte. Vielleicht hatte deshalb mein Herz so schnell vertrauen bei Runa gefunden, da sie Faris einfach ähnelte. Wer wusste dies schon?

Die drei, die ich aus dem brennenden Anwesen rettete, arbeiteten in der Küche. Ren übernahm sogar ziemlich schnell eine hohe Position in der Küche. Während Freya und Ophelia wie immer mehr schweigend waren, auch wenn Freya offen und freundlich gegenüber den anderen war. Und Ophelia arbeitete wegen ihres Armes auch noch nicht richtig. Die beiden Männer, Caecilius und Nael, trainierten seit geraumer Zeit mit Sir Quirin, und gegeben falls auch mit Faris. Sie beide wollten Ritter werden, die mich schützen würden. So hieß es nach den beiden.

Meine Eltern hatten sich vorübergehend wieder mehr dem Königreich gewidmet, da mein Vater meinte, ich sollte mich noch ausruhen und meine Kräfte nicht sofort wieder zu sehr beanspruchen. Lord Corvin war vor kurzer Zeit wieder einmal abgereist und reiste nun durch das rote Land. Es war seine Aufgabe, dennoch vermisste ich ihn einfach.

Von Zerberus hatte ich noch immer nichts gehört. Ob er überhaupt informiert wurde wegen des Vorfalls? Ich würde ihn gerne wieder sehen, irgendwie vermisste ich ihn schon sehr. Ob es ihm gut ging? Bestimmt. Er war bei seinem Rudel und konnte nun endlich wieder friedlich mit ihnen zusammen sein, jetzt da er wusste, dass ich lebte und er nicht mehr von seinem Zorn und Selbsthass geleitet werden musste. Er musste es nicht, so sah ich es, doch sagte er damals selbst, dass er sich die Schuld daran gab, mich alleine gehen gelassen zu haben.

»Euer Hoheit.«

Ich vermisste einfach seine schwarzen Irden und vor alle dieses schwarze Haar. Diese wunderschöne Kribbeln, wenn ich über seine Haut fuhr oder durch seine Haare strich. Ja, all dies vermisste ich einfach so sehr. Würde ich es können und dürfen, würde ich sofort zu ihm reisen. Doch war ich dafür viel zu geschwächt. Würde er wütend sein, wenn er erfahren würde, dass ich einfach in ein Feuer gestürmt war? Würde er mich anschweigen?

»Prinzessin.«

Wenn man auch von anschweigen sprach. Agnia hatte seit unserem letzten Wortwechsel, kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen. Einzig begegnete ich öfters ihren feindseligen Blicken, doch kein einziges Wort mir gegenüber verließ ihren Mund. Kurz nach meinem Aufwachen begegnete ich ihr vor den Krankengemächern. Sie war blass und ihre Haare wild verwuschelt. In dem kurzen Moment, als sie mich entdeckte, huschte Erleichterung über ihr Gesicht. Doch kaum eine Sekunde später, wich wieder die bekannte Feindseligkeit in ihre Züge, ehe sie sich umwand und davon stürmte.

»Majestät!«

Erschrocken hob ich meinen Kopf und sah in die vertrauten Augen meines Lehrmeisters. Kopfschüttelnd seufzte er, bevor er sich nachdenklich an seinem Kinn kratzte, welches bedeckt von seinem langen Bart war.

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Where stories live. Discover now