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Wir ritten nun schon seit einige Tage durchgehend, machten nur wenige Pausen, denn der nächste Schneesturm kündigte sich bereits an. Zwar versuchten meine Schwestern und auch Zerberus mich öfters in Gespräche einzubinden, doch hingen meine Gedanken meist an meiner Erinnerung. 

Es war nicht so, dass ich mir deshalb Sorgen machte. Es war eher die Sorge, dass ich nicht wusste, wie ich mit all den neuen Menschen umgehen sollte. Ich machte mir sicherlich zu viele Gedanken, doch konnte ich mich nicht davon abhalten. Es machte mich nervös, nicht zu wissen, wie alle reagieren würden. 

Vor allem nach dieser Erinnerung. Faris und ich hatten schon seit Kindertagen ein Geschwister ähnliches Verhältnis. Doch nun trat ich einer Person gegenüber, die mir unbekannt war, doch war ich für ihn jemand, den er bestimmt besser kannte als sich selbst. Und dann erst meine Eltern. Sie würden mich bestimmt fragen, wie es geschah. Ich würde es ihnen nicht beantworten können und dann würden sie mich versuchen zu bedrängen. Ich kannte sie nicht, doch war dies eine Angst, die mich beinahe zerfraß. 

»Ich sehe schon das Tor!«, riss mich Hiko aus meinen Gedanken und ließ mich aufsehen. Kaum hatte ich dies getan, entdeckte ich die riesige Mauer. Sie war bestimmt zwanzig Meter hoch, wenn nicht sogar höher. Dahinter sah man trotzdem den riesigen Palast. Alles war so unglaublich riesig. Und das Schloss zog sich über eine riesige Fläche hinweg, die ich von hier nicht genau beschreiben. 

»Riesig, nicht wahr?« Überrascht sah ich zu Zerberus, der neben mir ritt. War er schon die ganze Zeit dort? »Ja, war ich. Du warst aber zu sehr in Gedanken, um mich zu bemerken. Dass ich öfters versucht habe, dich in ein Gespräch einzubinden, habe ich aufgegeben«, lachte er und ließ mich meinen Mund verziehen. »Tut mir leid. Ich mache mir nur wirklich zu viele Gedanken«, murmelte ich und lächelte zögernd, wenn es auch eher gequält war. 

»Ich verstehe schon«, sagte er und lächelte mich beruhigend an. »Solea?«, rief ich nach meiner Schwester, die sich sofort zu mir umdrehte. »Was ist?«

»Ich denke, wir werden direkt zu unseren Eltern gehen. Ich bitte euch, erwähnt nicht, wo ich war und wenn nur, wenn wir alleine mit unseren Eltern sind. Wer weiß, ob es wirklich welche am Hof gibt, die mit alle dem zutun hatten. Wenn sie dann erfahren, dass ich all die Jahre bei Lord Corvin gelebt habe...Ich möchte nicht, dass ihm etwas passiert und schon gar nicht den Bewohnern, meiner anderen Familie.«

Verständnisvoll nickte sie und sah dann zu den anderen. »Ihr habt es auch gehört?«, fragte sie an die anderen gerichtet, die bestätigend nickten. Selbst Remus war entspannter und versuchte mich nicht jede Minute, mit seinen Blicken umzubringen. 

Meine Augen brannten schon seit einiger Zeit, doch versuchte ich es wissentlich zu ignorieren. Es kam mir zwischendurch vor, als würden ich sie nicht mehr aufmachen können, da sie so unglaublich schmerzten. Deshalb trug ich nun auch, wie eigentlich immer, meine Kapuze. Nur diesmal tiefer in mein Gesicht gezogen, da sie einen leichten Schatten über meine Augen warf und sie dadurch nicht zu sehr der Sonne ausgesetzt waren. 

Ein riesiges Tor, welches noch größer als in Lunaris war, wurde geöffnet. Die vier Wachen, die dort standen, verneigten ihre Köpfe respektvoll. Sie alle trugen blaue Umhänge und natürlich ein Schwert. »Tragen alle Ritter blaue Umhänge?«, richtete ich mich an Zerberus, der geradeaus starrte. 

»Nein, hier am Hof ist es unterschiedlich. Aber in Solaris tragen alle Ritter rote Umhänge. In Lunaris nur blaue«, erklärte er, sah kurz zu mir und dann wieder nach vorne. 

Wir hielten auf einem riesigen Schlosshof, wo wieder viele Ritter platziert waren. Nun fiel es mir auch auf, dass einige rote Umhänge trugen. Wir stiegen von unseren Pferden, wobei ich neben Silki stehen blieb. 

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Where stories live. Discover now