Spezial

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Spezial
Zerberus Sicht

Monoton behielt ich meine Umgebung im Blick. In all dem weiß, konnte man jeden Angreifer erkennen und durch das Geräusch, wenn man in den Schnee trat, hörte man sie umso besser. Doch waren keine Personen oder Tiere da, die uns hätten angreifen wollen. Zu meinem Leidwesen.

Ich hatte lange nicht mehr das Blut, meiner Opfer auf meiner Zunge geschmeckt. Ich musste gegen irgendwas kämpfen und Blut sehen, nicht anders konnte ich ihr liebliches Gesicht verdrängen. Das sanfte rot ihrer Augen, die blasse Haut und die weißen Haare. Ihr bezauberndes Lächeln, welches mich jedes Mal in ihren Bann zog. Ich liebe sie von ganzen Herzen und doch war sie fort und ich würde sie nie wieder sehen. Meine wunderschöne Yuki.

Wie oft hatte ich mich selbst verflucht, dass ich sie nicht beschützen konnte. Ganze sieben Jahre hatte ich sie verloren und viele weitere Jahre würden es werden, in denen ich mir noch immer die Schuld geben würde. Ich hatte sie verloren und das war allein meine Schuld. Ich ließ sie allein gehen.

»Wie weit ist es noch, Lord Corvin?«, fragte mein Beta, der neben mir ritt und aufmerksam zu dem schwarzhaarigen Lord sah, der einige Meter vor uns ritt. »Nicht mehr lange, Beta.«, erwiderte der Mann bloß und ritt schweigend weiter.

Die drei Prinzessinnen ritten hinter mir und Aleo, während mein Gamma Remus und mein Delta Jorell hinter den Prinzessinnen ritten. Früher redeten die drei viel, manchmal kam es einem so vor, als würden sie keine Luft holen. Doch nun saßen alle drei schweigend auf ihren Pferden. Beide rothaarige Prinzessinnen hielten ihre Köpfe gesenkt, während die Silberhaarige in die Landschaft blickte, wobei ihr Blick mehr leer war und es so schien, als würde sie mehr in Gedanken schwelgen als den Schnee zu betrachten.

Wie oft hatte Yuki damals ihren Schnee betrachtet? Immer wenn ich bei ihr war, erzählte sie mir vom Schnee. All die Gefühle die sie mir dabei beschrieb, konnte ich nicht in Worte fassen. Wir waren so jung, als wir verlobt wurden und nun ist sie weg und ich kann sie nicht mehr zu meinem machen.

»Dort ist es schon.«, ertönte Lord Corvins Stimme und ließ mich aufmerksam das Anwesen vor mir mustern. Eine Mauer war um das Gebäude errichtet und schützte es somit. Wir ritten durch den Torbogen und hielten im Innenhof an.

Laut wieherte der schwarze Hengst des Lords auf und ließ mich zu dem Pferd sehen, welches seinen Kopf in Richtung eines kleineren Gebäudes gerichtet hatte. »Embrian!«, ertönte eine weibliche Stimme, die mir so vertraut vorkam. Ihre Engelsgleiche Stimme schallte in meinen Ohren wieder, kam mir vor wie ein Trugbild. Nein, das konnte sie nicht sein.

Eine junge Frau stürzte aus dem Gebäude und stürmte lachend auf uns zu. Wobei ihre weißen Haare vom Wind empor gewirbelt wurden und wild durch die Luft tanzten. Weiße Haare...Nein, nein! Sie konnte es nicht sein! Oder...?

»Lord Corvin! Willkommen zurück!«, lachte die fremde Schönheit. Doch eine Sache machte mich stutzig. Was war mit ihren Augen? Sie waren unter einem hellen Stoffstück versteckt. War sie vielleicht verletzt?

Lord Corvin war mittlerweile abgestiegen und umarmte die weißhaarige Frau. Genau lauschte ich ihren Gesprächen nicht, zu sehr war ich damit beschäftigt sie zu mustern.

»Yuki! Du kannst doch nicht einfach so gehen!«, schrie eine männliche Stimme, die mich kaum merklich zusammen zucken ließ. Yuki? Hieß sie wirklich so?

Ein braunhaariger Mann kam auf uns zu gerannt, wurde aber schnell von dem anderen Mann, der uns begleitet hat, übertönt. »Der Lord bekommt eine Umarmung, aber dein hoch geschätzter Bruder Nael bekommt keine?«, fragte der Blonde schmollend. Seine Worte dämpften mein Hochgefühl. Er war ihr Bruder? Dann konnte sie es nicht sein. Wieso sollte sie es auch sein? Sie war tot und würde nicht zurück kommen.

Yuki - Das Mädchen aus dem Schnee  Where stories live. Discover now