Tae schloss augenblicklich die Klappe und sah Jimin schockiert und erschrocken an.

Doch der ließ seinen Blick dann auf mir ruhen.

"Wann hast du Zeit?", fragte er mit einer Direktheit, die ich von ihm so gar nicht gewohnt war.

"Ähm, also heute hätte ich noch Schicht und morgen hätte ich schon was vor,-", begann ich, doch unser Klassensprecher und die fast schon höflichste Person, die ich kannte, unterbrach mich einfach.

"Wann ist deine Schicht zu Ende?", fragte er und sein Blick durchbohrte mich.

Ich hatte in dem Moment riesigen Respekt vor ihm, obwohl er mit seinen noch etwas runden Wangen und den leuchtenden Augen manchmal noch einem kleinen Kind glich, dem man einen Lolli geschenkt hatte.

"Um elf.", antwortete ich leise und blickte auf den Boden.

"Schick mir die Adresse, ich hol dich ab.", sagte er, wandte sich dann von uns beiden ab und lief alleine weiter zum Klassenzimmer, aus seiner ganzen Körperhaltung Wut sprechend.

Taehyung und ich blieben mit entgeisterten Gesichtern und einem großem Fragezeichen in unseren Köpfen zurück.

Ich hatte absolut keine Ahnung, was dieser Musterschüler von mit wollte.

~~~

Taehyung PoV:

Es regnete schon wieder.

Die Tropfen klatschten gegen die Scheiben und ließen die Sicht verschwimmen. Draußen schien alles in leichte Schwaden gehüllt zu sein und das Schulhaus wirkte grauer, als es eh schon war.

Ein paar Nachzügler aus der Pause rannten mit aufgespannten Regenschirmen, die bei dem Wetter jedoch kein bisschen was nützen, über den Pausenhof, auf der Suche nach Schutz vor der Nässe.

Der Regen verursachte ein angenehmes Geräusch, das mich schläfrig machte.  Das Kinn auf der Hand abgestützt sah ich verträumt nach draußen und dachte über diese Aktion von heute Morgen nach.

Ich hatte Jimin bis jetzt kaum wütend erlebt, und wenn er es war, dann war ich nie die Ursache gewesen. Wir hatten immer zusammen gelacht und ich hatte ihm geholfen, wenn er irgendwie Stress mit seinen Eltern oder einer Freundin hatte. Wobei letzteres jetzt seit gut eineinhalb Jahren her und auch nur einmalig gewesen war.

Es machte mich halb verrückt, zu wissen, dass er etwas über Yoons wusste, und ich nicht, wobei ich ihm doch weitaus näher stand. Gleichzeitig hatte ich auch Schuldgefühle, weil ich nicht erkannt hatte, dass es ihm schlecht ging. Ich hatte einfach auf ihn eingeredet, ohne auch nur ein bisschen auf ihn zu achten.

Ich war ein furchtbarer Freund.

Ein schniefen entkam mir, was mich selbst erschreckte.

Peinlich war es mir schon, dass ich jetzt mitten im Unterricht anfing zu weinen, vor all meinen Klassenkameraden, weshalb ich mein Gesicht noch ein bisschen mehr zum Fenster drehte und die Seite, die zum Klassenzimmer gewandt war mit meiner Hand verdeckte.

Jemand stieß mich an der Seite an und reichte mir ein Taschentuch rüber, in das ich erst mal laut rein rotzte. Es war natürlich Yoongi, der, wie immer, neben mir saß und anscheinend auch immer Taschentücher dabei hatte.

Er machte es mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass ich nur noch mehr heulen musste.

Gott, hatten wir Glück, dass wir ganz hinten saßen!

"Da-hanke", hickste ich leise und nahm mir vor, ihn in der Pause in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, wie lieb ich ihn  hatte, auch wenn er das nicht wirklich mochte.

~~~

Wir ließen unsere Taschen auf eine Bank unter einem der Bäume bei uns im Pausenhof fallen, auch wenn sie noch ein wenig feucht waren.

Doch bevor sich Yoons daneben fallen lassen konnte, fiel ich ihm um den Hals.

"Was zum-!", stieß er hervor und japste nach Luft, weil ich ihn so fest drückte.

"Es tut mir so leid!", schniefte ich und krallte mich in seiner Jacke fest, sodass er leicht schwankte, "Ich war so egoistisch und unaufmerksam und habe nur auf mich geachtet," - "Das ist die Definition von egoistisch." - "dass ich gar nicht bemerkt, habe, dass du auch Probleme hast!"

Ich spürte, wie er unter mir seufzte. Dann schlang er zu meinem Erstaunen auch die Arme um mich und drückte mich so fest, dass nun auch ich nach Luft rang.

"Hey,", flüsterte er, "es ist okay."

Sanft strich er mir über den Rücken, während ich immer noch von meinem Schluchzen geschüttelt seine Jacke voll heulte, und gar keine Anstalten machte, ihn los zu lassen.

Es war mir egal, dass wir mitten auf dem Pausenhof standen, inmitten von lauter klatschsüchtigen Schüler, die die Gerüchteküche ordentlich anheizen werden.

Ich wollte nicht, dass es ihm schlecht geht und ich hatte immer noch ein verdammt schlechtes Gewissen, weil ich es einfach nicht bemerkt hatte.

Doch irgendwann schien Yoongis Aufnahmemöglichkeit von Umarmungen übervoll zu sein, denn er fing an, mich langsam, sanft und dennoch bestimmt von sich zu schieben.

"Das ist echt ein Vollzeitjob mit dir.", grinste er, doch ich konnte auch ein Glitzern in seinen Augen wahrnehmen, das sicherlich nicht von der Sonne kam, die sich anscheinend dazu hatte durchringen lassen, uns heute doch noch einen Besuch abzustatten.

Mit einer eleganten Bewegung zog er ein Taschentuch aus seiner Jacke und reichte es mir. Dann nahm er sich auch eins, schnäuzte sich die Nase einmal und begann seine Jacke zu säubern, auf die ich ja so wunderbar den Inhalt meiner Nase verteilt hatte.

Manchmal fragte ich mich ja echt, was da so alles reinpasste.

Ich putzte mir auch die Nase und warf dann das zusammengeknüllte Taschentuch in den Müll, der nur zwei Schritte entfernt stand.

"Es tut mir echt leid.", sagte ich dann nochmal, diesmal verständlicher und weniger feucht.

"Hey!", sagte er nochmal, packte mich an meinen Oberarmen und sah mir fest ins Gesicht, "Ich hab dir gesagt, dass es okay ist! Weißt du,", er lachte leicht, "auf deine eigene Art und Weise hilfst du mir ja schon. Einfach nur, indem du du bist! Du bist so ein fröhlicher und offener Mensch, dass du mich gleich viel fröhlicher werden lässt. Du sorgst dich um so, aus meiner Sicht, unnötige Dinge, dass es meine Sorgen wenigstens für eine Zeit verschwinden lässt. Und, sei jetzt nicht verletzt, aber es liegt einfach in deiner Natur, so zu handeln. Du siehst die Welt als so was schönes, dass du gar nicht glaubst, das 'böse' direkt vor deiner Nase entdecken zu können, weshalb du es auch nicht siehst. Glaub mir, ich nehme dir nichts -gar nichts!- übel."

Ich war beleidigt.

"Scheiß Natur!", fluchte ich, und Yoons lachte.

"Wie gesagt, du kannst nichts dafür, und solltest auch nichts daran ändern. Ich hab dich lieb.", sagte er zum Abschluss seiner kleinen Rede und nahm mich dann doch wieder in den Arm.

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Ist es komisch, dass ich von meinen eigenen Ideen quietschen muss? 😅

Ich hab den Tae in meiner Geschichte so unglaublich gerne, ihr glaubt's nicht💜

Ach ja...

Es ist so komisch, dass ihr von der Story her noch hier seid, während ich schon Kapitel 20 geschrieben habe...

Naja, ich muss jetzt aufpassen, sonst spoiler ich noch, was ich zur Missgunst meiner Freunde eh viel zu oft machte😅😅😅

Tschüss😇👋💜

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