Beerdigung

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Ich fuhr mit Mias Auto zum Friedhof. Viele Menschen waren nicht da, aber ein Blumenmeer schmückte das ausgehobene Loch. Ich ging zu der Gruppe die vor der Kapelle stand und entdeckte eine kleine zierliche hübsche Frau. Sie lächelte als sie mich sah, ihr Gesicht war gequollen von den ganzen Tränen.

„Sie müssen Julia sein!" sagte sie freundlich und gab mir die Hand. Ich nickte und mir war als würde ich in Jesses klare Augen sehen. „Ich bin seine Mutter. Es freut mich sie kennenzulernen. Sie sehen weit hübscher aus als auf dem Foto welches er mir gezeigt hat!" sagte sie und strich über meine Hand. „Er hat von mir gesprochen?" fragte ich und die Tränen liefen über mein Gesicht. „Immer! Er hat diesen Ring, den sie am Finger haben, vor einigen Tagen bei mir geholt! Er hat mir erzählt was er vor hat! Ich bin so stolz auf ihn!" sagte sie und weinte mit mir.

„Das können sie sein!" bestätigte ich sie und nahm die Frau in den Arm. „Er war nie ein böser Junge! Er hatte nur ein paar Flausen im Kopf!" schluchzte sie und drückte mich an sich. Der Pfarrer öffnete uns die Tür zur Kapelle. Jesses Sarg stand ganz vorn. Ich strich über das kalte Holz und legte eine rote Rose auf den Deckel. Die Zeremonie war kurz, aber sehr Gefühlvoll. Eine Beerdigung wie Jesse sie sich gewünscht hätte. Vor der Kapelle nahm die Frau wieder meine Hand. „Hier haben sie meine Telefonnummer! Sie sind doch meine Schwiegertochter! Wenn etwas ist rufen sie mich an! Oder sie kommen einfach mal zum Kaffee!" sagte sie und gab mir ein Stück Papier.

Gemeinsam gingen wir zum Grab und beobachteten wie der Sarg in die Erde gelassen wurde. Die Wolken öffneten sich und Sonne erhellte den Friedhof, ich sah nach oben, obwohl ich sicher war dort nichts zu sehen. Er war dort oben, es wiederspricht jeder Physik, doch er war dort oben und er muss gelächelt haben. Wir warfen Asche und Blüten in das Grab bevor es geschlossen wurde, ich verabschiedete mich von der Frau und stieg in meinen Wagen.

Nur flüchtig sah ich in den Rückspiegel und sah etwas weiter entfernt einen kahlköpfigen Mann vor einem roten Auto auf dem Hügel stehen. „Dominic!" schrie ich und trat das Gaspedal voll durch. Es war Dominic! Es musste er gewesen sein. Bald war ich auf dem Hügel und sah nur noch die Rücklichter des Autos. Lange fuhr ich irgendwelchen Anzeichen nach. Die ganze Zeit weinte ich, denn er war mir bis eben so nah gewesen.

Es war Nacht als ich erschöpft wieder nach Hause fuhr und heute schlief ich doch in Dominics Bett. Ich fühlte mich geborgen und schlief unter Tränen ein.

Von Null auf HundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt