Allein

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„Sie ist wach!" hörte ich einige Menschen rufen. Um mich herum war nur weiß. „Was ist hier los?" krächzte ich leise. Meine Hand lag in einer anderen. „Julia? Oh mein Gott Julia! Du bist wach!" sagte die Stimme die vermutlich zur Hand gehörte. Meine Augen nahmen noch nicht allzu viel wahr. Ich spürte wie Tests an mir ausgeübt wurden und als festgestellt wurde, dass alles klar war wurde es ruhiger. Ich erkannte die Person, welcher die Hand gehörte.

„Brian! Oh Brian ich habe schlecht geträumt!" jammerte ich. Er sah mich schief an. „Weißt du nicht was passiert ist?" fragte er und drückte meine Hand fester. Ich schüttelte den Kopf. Meine letzte Erinnerung war die das ich zuhause angekommen bin und die Tür offen stand. „Du hast nicht auf uns gehört! Du hast gesagt du wartest! Doch du bist uns mit deinem Auto nach gefahren. Viel zu schnell! Julia du bist gegen eine Mauer geknallt!" erklärte Brian und etwas tropfte auf meine Hand, eine Träne von ihm. Eine Mauer? Ich war doch schon zuhause angekommen! In meinem Kopf war viel los, doch eine Mauer konnte ich nicht finden.

„Wo ist Dominic? Kommt er mich auch besuchen?" fragte ich und sah mich um. „Sie sind weg!" sagte Brian nur und wartete auf meine Reaktion. „Weg?" fragte ich und spürte einen leichten Schmerz im Kopf. „Du bist uns nachgefahren, wir haben es mit dir im Schlepptau bis zu dem LKW geschafft, doch bei der nächsten Mauer krachtest du einfach dagegen. Mia hat den Notarzt für dich gerufen. Alles ist aus dem Ruder gelaufen. Vince hing blutend an dem Truck und die anderen hatten ihn nicht losbekommen. Letty war von der Fahrbahn abgekommen und hat sich überschlagen. Der Trucker schoss!" sagte Brian und kniff die Augen zusammen.

„Wo sind sie? Brian!" forderte ich und griff seine Hand fester. „Ich musste mich zu erkennen geben, musste doch für Vince den Notarzt rufen! Dom ist fast ausgerastet und ist dann mit Mia verschwunden. Nur du und Vince wart noch da. Der Krankenwagen hat euch her gebracht." Sagte Brian und streichelte meine Hand. „Wo sind sie?" fragte ich energischer und das stechen in meinem Kopf wurde heftiger.

„Es geht jetzt um dich! Es ist ein Wunder das nicht viel passiert ist! Vor allem das du nach einem solchen Unfall schon 2 Tage danach wieder wach bist! Julia du hast einen Schutzengel. Irgendjemand im Himmel passt auf dich auf!" sagte er und lächelte. Das war nicht das was ich hören wollte. „Brian? Was ist passiert?" fragte ich und schloss erschöpft die Augen.

„Ich musste ihn festnehmen, bin ihm nach Hause gefolgt. Dominic wollte mit einem Gewehr auf die Suche nach Jesse gehen. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Und dann kam Jesse wieder. Mia war auch im Haus. Leon und Letty waren schon weg! Es war doch mein Beruf!" sagte Brian und weinte eine weiter Träne. „Jesse? Was ist mit ihm?" fragte ich und versuchte mich aufzusetzen. Brian schüttelte den Kopf. „Brian?" fragte ich und bekam Angst, es pochte in meinem Kopf als ob er platzen wollte. „Sie haben auf ihn geschossen. Wegen dem Auto! Er wollte zu dir!" sagte Brian und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Sag dass das nicht wahr ist!" flehte ich und alles rutschte in den Hintergrund. „Er hat gekämpft. Er war tapfer, aber er hat es nicht geschafft! Es tut mir so leid Jules!" sagte er und legte sich quer über mich. Gemeinsam weinten wir.

„Er wollte dass du das bekommst!" sagte er und kramte einen Briefumschlag aus der Innentasche. Ich nahm ihn entgegen. Jesses Schrift. Ich wischte meine Tränen aus dem Gesicht und öffnete den Umschlag. In ihm war nicht viel, nur ein Stück Papier und ein Ring. Mein Verlobungsring. Ich lächelte und nahm den schmalen Ring aus dem Umschlag. „Ich bin verlobt Brian!" sagte ich leise und steckte den Ring auf meinen Finger. Die Tränen rannen mein Gesicht herab. Auf dem Zettel stand nicht viel. „Ich konnte es dir nie sagen, aber ich liebe dich!" Ich drückte den Zettel gegen meine Brust. „Ich dich doch auch!" flüsterte ich und drückte dann meinen Kopf gegen Brians Brust. „Weiter!" bat ich um den Rest der Geschichte zu hören.

„Dominic hatte einen Unfall. Sein Auto war komplett kaputt. Also hab ich ihm meins gegeben!" sagte Brian und schmunzelte. „Du hast ihn entkommen lassen? Brian das ist ja der Hammer! Aber was ist mit deinem Job?" fragte ich und konnte meine Augen nicht von dem Zettel und dem Ring lassen. „Sie wissen es noch nicht, aber ich muss bald weg. Ich habe Dominic Toretto zur Flucht verholfen!" sagte er und drückte meine Hand. „Du musst weg? Lass mich nicht alleine Brian!" bat ich und sah ihn an. „Du bist nicht allein. Jesse ist immer bei dir und sobald ich in Miami alles geklärt habe hole ich dich sofort nach!" sagte er und küsste meine Stirn. „Wann ist das?" fragte ich in der Hoffnung er würde mich schon nächste Woche hier weg holen. „Spätestens in einem Jahr!" sagte er und versucht zuversichtlich auszusehen.

„Nein! Brian das geht nicht! Ich möchte nicht alleine sein!" sagte ich und hoffte irgendwie doch das er bleiben würde, doch er konnte nicht. Schon morgen würde auch er auf der Fahndungsliste stehen. „Ich hole dich nach! Du wirst gesund und ich rufe dich im Laufe der Tage an! Ich werde dich jede Woche anrufen!" versprach er und ging schon bald. Ich lag allein in diesem sterilen Zimmer. Zwei Tage lag ich allein in meinem Zimmer, bis die Ärzte der Meinung waren mich entlassen zu können. Brian hatte jeden Tag angerufen, er hatte ein schlechtes Gewissen und erzählte mir jeden Tag was er erlebt hatte. Wo sollte ich hin? Meine Entscheidung fiel auf das Haus meiner Familie.

Ich fuhr zu Dominics Haus. Als erstes sah ich dass es durchwühlt wurde, die Polizei suchte nach Spuren. Auch mich hatten sie im Krankenhaus befragt. Mias Auto stand in der Einfahrt, als ob sie zuhause wäre. Ich betrat das Haus und sah das Ausmaß der Durchsuchung. Scherben, Fetzen und überall Müll. Ohne nachzudenken fing ich an aufzuräumen und immer wenn ich etwas fand hielt ich inne und betrachtete es genau. Fotos behielt ich für mich und Kleidungsstück warf ich in die Waschmaschine.

Jetzt würde ich hier wohnen. In der Küche auf dem Tisch lag ein großer Umschlag. Julia Toretto stand darauf. Meine Prüfungsergebnisse. Durgefallen. Da war ich jetzt, meine Familie war weg und meine Prüfung hatte ich verhauen. Im Briefkasten war ein Brief, kaum wunderlich. Ich öffnete ihn. Es war eine Einladung zu Jesses Beerdigung in 2 Tagen. Seine Mutter hatte Unterschrieben, nie hatte er von ihr erzählt. Ihre Handschrift war klar und sauber. Ich stellte mir die Frau klein zierlich und hübsch vor, so wie ihre Handschrift. Die 2 Tage vergingen wie im Flug. Tag und Nacht räumte ich auf und meldete mich hin und wieder im Krankenhaus.

Auch in der Werkstatt schaffte ich Ordnung. Jesses Zimmer betrat ich jedoch nicht. Mein Herz schaffte es nicht. Es gab nicht einen Tag den ich nicht daran dachte, was gewesen wäre wenn ich ihm am ersten Tag für mich gewonnen hätte. Wäre dann alles anders gekommen? Würde ich dann immer noch gut behütet in meiner Rennfahrerfamilie sitzen? Jede Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Ich machte Mias Bett zu meinem. Auch Dominics Zimmer betrat ich nicht, das hatte ich schon vorher nicht, also würde es dabei bleiben. Ich war vollkommen alleine. Die ganze Zeit über sprach ich mit niemandem, außer die Polizei kam vorbei um mich zu verhören oder es war ein guter Abend und Brian rief an um mir von seinen Problemen zu erzählen. Morgen würde die Beerdigung sein, morgen würde ich den Verstand verlieren dachte ich.

Von Null auf HundertWhere stories live. Discover now