Fahrstunden

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Ich lief geradewegs auf Dominics Auto zu und stieg ein. „Gute Entscheidung!" lachte er und gab Gas. „Dom ich muss kurz nach Hause! Meine Sachen wegbringen!" erklärte ich und warf meine Tasche auf die Rücksitzbank. Er nickte und fuhr zu mir nach Haus. Keiner war da, wie immer. Meine Eltern hatten fast nie Zeit, sie arbeiteten lange und ich sah sie meist nur abends. Ich legte einen Zettel auf den Küchentisch das ich bei Mia sei. Die Treppen raste ich hinunter und fiel fast hin. Schnell war ich wieder in MEINEM Honda. Diese Vorstellung gefiel mir. „Wo fahren wir hin?" fragte ich ihn und schnallte mich an. „Du sitzt auf der falschen Seite!" sagte er nur und stieg aus.

„Er ist verrückt!" dachte ich und glaubte weiter daran dass er scherzte. Wie ein kleines Kind wurde ich in ein Becken gestoßen damit ich das schwimmen lernen konnte. „Nein! Dom das geht nicht! Die Polizei!" erinnerte ich ihn und hielt mich am Gurt fest. „Wo lernst du das fahren wenn nicht da wo du fahren sollst? Was nützt dir ein Feldweg wenn du später auf Asphalt fährst? Und überhaupt dauert es ewig nur wegen einem Feldweg die Stadt zu verlassen! Also steig drüben ein!" forderte er mich auf. Aufgeregt stieg ich aus, lief um das Auto herum und setzte mich auf die Fahrerseite. Das Lenkrad fasste sich gut an, das Leder war kühl und griffig. Ich wusste von meinen Eltern das man den Rückspiegel einstellen musste, genauso die Seitenspiegel. Ich stellte meinen Sitz weiter nach vorn und etwas höher.

„Fertig mit dem Firlefanz? Wenn ja wirf den Motor an!" befahl Dominic mir und beobachtete alles akribisch. Ich steckte den Schlüssel in das Zündschloss. „Der Gang ist drin. Also hier steht er auf 1. Siehst du ja. Wenn das der Fall ist musst du nebenbei noch die Kupplung, linkes Pedal, drücken! Los!" Dominic war ein strenger Fahrlehrer der alles im Auge behielt. Ich tat wie er es mir befahl und das Auto sprang an. „Rechtes Pedal Gas. Mitte Bremse! Ich sag dir wann du Schalten musst!" Als ich auf das Gaspedal trat, pochte mein Herz wie wild, der Wagen rollte los und ich befand mich auf der Straße. „Keine Angst. Fahr erstmal ganz locker!" forderte Dominic mich auf. Das tat ich und das Gefühl ein solches Fahrzeug zu steuern gefiel mir.

„Brian ist übrigens wieder da. Die konnten ihm nichts anlasten! Er holt dich morgen zum üben!" erklärte er. Ich ahnte was Mia gerade tat und schmunzelte. Es klappte ganz gut, zwar war ich an diesem Tag noch kein bisschen schnell unterwegs, doch ich bekam ein Gefühl für die Pedalsteuerung und konnte am Ende selbstständig schalten. Dominic setzte mich an meiner Haustür ab. „Weiter so! Ich setz einen ganzen Packen Hoffnung darauf das wir aus dir ein Rennsternchen machen!" sagte er und fuhr ohne ein Auf wieder sehen davon. Die ganze Woche ging es so weiter. Mein Selbstbewusstsein stieg mit meinen Fahrkünsten. Am meisten Spaß machten mir die Fahrstunden mit Brian. Er war witzig und nicht streng. Manchmal war auch Mia dabei.

Es war ein Tag an dem ich ebenfalls mit Brian unterwegs war. „Scheiße! Scheiße Brian! Ein Polizeiauto!" sagte ich und begann in Hysterie zu verfallen. „Beruhig dich. Ich regle das!" sagte Brian ruhig und zog ein ernstes Gesicht. Ich fuhr rechts ran und ließ das Fenster runter. „Hallo Madam. Darf ich ihren Ausweis sehen?" fragte der Officer freundlich. Ich wollte einfach nur heulen. „Officer wir sind im Stress. Könnten sie uns bitte weiter fahren lassen?" fragte Brian und schob seinen Kopf soweit zu mir hinüber das der Officer sein Gesicht ganz sehen konnte. Die beiden sahen einander komisch an und der Officer ließ uns wirklich weiter fahren. „Brian? Was war das?" fragte ich und eine Träne rollte doch meine Wange hinab. „Alles bestens. Fahr zur Werkstatt! Wir reden mit Dominic über seinen Freund bei der Führerscheinstelle!" munterte er mich auf und ich fuhr los.

Mit einer knappen 100 fuhren wir die Straße entlang. Ich liebte das Tempo. Doch diese Begegnung mit dem Cop beschäftigte mich noch eine Weile. Wir hielten vor der Werkstatt in der die Männer an ihren Autos schraubten und Letty mit Mia Latein paukte. Sie winkte mir zu und Jesse rollte unter dem Auto hervor. „Hey Jules! Wie sieht es aus?" fragte Dom und strich über mein Auto. „Sprich mit dem Typen von der Führerscheinstelle. Sie kann die Prüfung machen!" sagte Brian als er ausstieg.

Von Null auf HundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt