11. Antwort

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Hey Betty, 

im Hier und Jetzt leben, anwesend sein, präsent. Das Leben genießen. Ohne Sorgen ohne das ständige Nachsinnen um die Vergangenheit oder das Schauen in die Zukunft. Wer wünscht sich das nicht? Einfach da sein, glücklich sein, genießen. 

Jesus, ja ich finde tatsächlich, dass Jesus hierfür ein gutes Beispiel ist. (So wie Jesus halt praktisch für alles ein gutes Beispiel ist. :)) Aber mal ehrlich, wenn wir sein Leben einmal genauer unter die Lupe nehmen, dann wird klar, dass er ganze drei Jahre mit seinen Jüngern unterwegs war und da waren sicherlich schöne, aber auch nicht ganz so tolle Momente dabei. Hinzu kommt, dass Jesus ganz genau wusste, was ihm noch bevorstehen wird. Der Tod am Kreuz, alles Leiden, die ganze Schuld von uns Menschen, die er in naher Zukunft auf seinen Schultern tragen muss. 

Ich an Jesus stelle wäre da ganz schön deprimiert gewesen. Deprimiert über das Wissen, was noch alles auf mich zukommen wird, deprimiert über eine Welt in der ein Sohn Gottes so gar nicht hineinpasst. Ich will Jesus keineswegs unterstellen, dass er sich nie Gedanken über die Zukunft gemacht hat, immerhin hat er mehr als nur einmal darüber gesprochen, Andeutungen hinsichtlich seines Todes gemacht, aber ich glaube dennoch, dass er im Momente lebte, dass er anwesend war, immer dann wenn er mit den Jüngern unterwegs war. Wenn er predigte steckte sein ganzes Herzblut in genau diesem Moment in den präzise ausformulierten Worten. Wenn er mit seinen Jüngern unterwegs war, genoss er ihre Gemeinschaft, wenn er allein war, verbrachte er ganz bewusst Zeit mit Gott. Jesus machte sich keine Gedanken über alltägliche Dinge, nicht über Essen, Kleidung oder sonstige Sorgen.

Manch einer mag sich an dieser Stelle ein Lächeln wohl nicht verkneifen können. Lächerlich, schließlich hatte Jesus ja auch alle Macht. Ja er hätte sogar die Möglichkeit gehabt vom Kreuz herabzusteigen. An seiner Stelle würde ich mir auch keine Sorgen machen. 

Haben wir bei diesem Gedankengang nicht möglicherweise einen ganz entscheidenen Teil vergessen? Nämlich, dass wir nicht nur als kleine, sündige und hilflose Menschen auf dieser Erde herumirren, sondern dass wir berufen sind. Dass wir heilig sind und gerechtfertigt und geliebt. Dass ein Gott in uns lebt, dem alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben ist. (vgl. Matthäus 28,18)

Wir haben alles Recht dazu im Hier und Jetzt zu leben. Nicht umsonst gibt uns Gott sogar den Auftrag dazu.

"Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage." (Matthäus 6, 31-34)

Sich nicht um den morgigen Tag sorgen. Wenn das so einfach wäre. Das Ganze fängt bekanntlicher Weise ja schon mit dem herauslegen der Kleidung für den nächsten Tag an. Das leichte Sommerkleid oder doch lieber die Jeans? Das weiße T-shirt oder das farbige Top? Wie warm soll es überhaupt werde? Brauche ich vielleicht noch eine Jacke dazu? Oder lieber einen Pullover zum überwerfen.

Jaja, die Sorgen jedes Mädchens... Ich weiß, dass du Betty da auch nicht ganz ausgeschlossen bist. Ob es Jungs hierbei ebenfalls so geht, kann ich natürlich nicht so ganz beurteilen.

Okay, aber darum geht es eigentlich nicht. Es geht in meinem Fall um ganz andere Dinge und genau das möchte ich heute ein wenig versuchen in Worte zu fassen.

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