Challenge Nr. 11

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Eingebettet in seiner Macht. Umgeben von seiner Kraft.

Klopf.

Normalität.

Mein Glaube besteht.

***



Ich lege den Stift zur Seite. Wie im Trance schlüpfe ich aus meiner Jogginghose und ziehe mir eine Jeans über. Setzte einen Fuß vor den anderen. Es funktioniert, ich bewege mich. Die Treppen hinunter. eine Sekunde einatmen, zwei Sekunden ausatmen. Ich zähle die Schläge meines Herzens. Meine Winterjacke hat den Regen auch schon einmal besser abgehalten. Die kalte Luft schlägt mir entgegen. Ich erzittere. Nehme den Autoschlüssel meiner Oma vom Schlüsselbrett. Es regnet in Strömen. Auf den wenigen Metern bis zur Garage werde ich klatschnass. Spüre das Wasser unter meiner Schuhsohle. Es ist ein unangenehmes Gefühl. Oma hat keine Sitzheizung. Eine am Lenkrat schon zweimal nicht. Fröstelnd drehe ich den Schlüssel im Zündschloss. Das Auto springt an. Es ist, als hätte es längst darauf gewartet. Auf meine Anwesenheit. Endlich wieder einmal im Auto zu sitzen. Selbst zu fahren. Ich lächle. Ein Stoßgebet. Dann richtige ich meine Konzentration vollkommen auf die Straße. Rückwärts fahre ich aus der Einfahrt. Mein Herz pocht wieder ein paar Schläge schneller, als ich mich in den Verkehr einfädle. Dennoch bin ich erstaunlich ruhig. Es ist als ob Gott direkt neben mir sitzt und auf mich aufpasst.

Ich fühle mich frei und unabhängig. Beginne irgendwann leise zu beten. Nur während ich an den roten Ampeln stehe, ansonsten bin ich viel zu sehr mit dem Verkehr um mich herum beschäftigt. Plötzlich fällt mein Blick auf einen Mann am Straßenrand. Ich schätze ihn auf etwa 30 Jahre. Er wirkt jung und gesund, nicht als würde er Hilfe gebrauchen. Ich bremse - trotz allem. Weiß selbst nicht so genau warum. Mitten auf der vollen Straße. Die Autos hinter mir beginnen zu hupen. Ich hasse ihre Ungeduld. Ich setzte den Blinker. Halte am Straßenrand einer Hauptstraße an. Ich weiß dass es verboten ist. Ich versuche nachzudenken. Meine Gedanken lassen sich nicht ordnen. Ich denke an Bettys Brief. Schaue dann wieder zu diesem Mann, der immer noch an der selben Stelle steht. Es scheint als könnte er sich nicht bewegen. Es ist ein inneres Bedürfnis, etwas das mich dazu drängt auszusteigen und zu helfen. Ich weiß nicht warum, er scheint absolut fit. Mein Verstand wehrt sich.

Ich ordne mich wieder in den Straßenverkehr ein. Versuche ihn aus meinen Gedanken zu streichen. Ich komme keine zehn Meter weit. Als ich das nächste Mal anhalte, das Hupen der Autos völlig ignoriere und nicht einmal einen Blinker setzte, stehe ich genau neben dem vielleicht 30-jährigen. So aus der Nähe könnte er auch 40 sein. Er steht da, sein Gesicht starr und eingefallen. Er schaut gerade aus, aber es wirkt nicht so, als würde er irgendetwas wahrnehmen. Als ich aussteige nehme ich seine Hände wahr. Die eine zittert, die andere hält sich verkrampft an seiner Jacke fest.

Er zuckt nicht einmal zusammen, als sich meine Hand auf seine Schulter legt. Ich frage, ob ich etwas für ihn tun kann. Keine Reaktion. Ich weiß nicht mehr genau was ich gebetet habe. Etwas von Freiheit und davon, dass die Angst gehen muss. Der heilige Geist hat durch mich gesprochen, ich hatte damit nichts zu tun.

Für einen Moment zittern nicht nur seine Hände, sein gesamter Körper durchfährt ein merkwürdiges Zucken. Vielleicht hätte es mir Angst machen müssen. Stattdessen bin ich ganz ruhig. Fokussiert. Ich spüre, dass meine Aufgabe an diesem Ort beendet ist. Erst im Auto fällt mir ein Gott für das Geschehene zu danken. Mein Blick schweift zurück an jenen Platz, an dem der Mann gerade noch gestanden hatte. Er ist nicht mehr zu sehen. Ich kann ihn auch durch einen suchenden Blick nicht erkennen. Ich weiß nicht, ob es ihn je gegeben hat.


Ich bin verwirrt, als ich planlos durch die langen Gänge des Verlages laufe. Mein Ziel ist das Aufnahmezimmer. Ich habe vergessen wo ich hin muss. Meine Gedanken kreisen ständig. Ich weiß nicht wohin damit. Ich kann sie nicht einfangen, ich kann nicht innehalten. Ich drehe noch durch. Ich denke an hundert verschiedene Sachen gleichzeitig. Okay, wenn ich es mir genau überlege, sind es vielleicht nur zwei.

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