1- "Ich sehe ihre Wunden. Die Narben, die sonst niemand sieht."

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Sein Gesicht nahm eine hellrosa Tönung an, während er eilig die dreckigen Hände an seiner Hose abwischte und noch einmal durch seine Haare fuhr.
„Wie... wie sehe ich aus, Elayn?"

„Wie ein Idiot."

Zwei Waldelfen traten vor und packten die junge Frau links und rechts an den Armen, ihr Griff wie eiserne Handschellen. Sie zerrten Elayn zu einem dicken von Schlingpflanzen überwucherten Baum, dessen Blätter in freudiger Erwartung raschelte.

Egal was sie vorhatten, es war nicht gut. Elayn ließ sich wie ein Kind auf den Hintern fallen und weiter schleifen.

„Tu ihnen nicht weh", krähte der Sucher vom anderen Ende der Lichtung. Er war wie betrunken.
Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte er sich an die nächste Waldelfe, kaum da sie ihm zu nahekam. Sie sah so zerbrechlich aus, als müsse man sie beschütz-...

Elayn biss eine der Elfen und kassierte einen Tritt.
„Versuch wenigstens gegen ihre Wirkung anzukämpfen, du einfältiger Trottel!"

Maze befand, dass Elayns Stimme nicht halb so betörend klang, wie das sanfte Summen, dieser göttlichen Wesen.
Mit einem beleidigten Schniefen kehrte er ihr den Rücken zu. Wenn sie ihn beschimpfte, würde sie sich selber aus den Fesseln befreien müssen, die sie ihr anlegten.

„Dein Freund wird ein großartiges Abendessen", frohlockte eine der Waldelfen und legte eine grüne Schlinge um Elayns Hals. Ihre langen feingliedrigen Finger knüpften einen Knoten, der sich bei jeder Bewegung enger zog. Zwei mal knotete sie sich selbst mit ein und musste wieder befreit werden.
Beim dritten Mal war ihre Gefangene versucht, ihr eine Anleitung zu geben, nur um in Ruhe gelassen zu werden.

Im Hintergrund nickte Maze begeistert. Abendessen hörte sich anscheinend gut an.

Elayn ruckte einmal probehalber, bereit, der Elfe eine Kopfnuss zu geben, sollte sich die Möglichkeit auftun.
„Findest du nicht, dass Essen eine ziemlich harte Strafe ist? Ich meine, was haben wir getan? Bei euch Zuflucht gesucht, als uns die Reiter des Königs auf den Fersen waren. Das war ein Notfall-"

„Die Reiter des Königs sind hier?" Hektisch drehte sich die Waldelfe zu ihren Schwestern um und spähte hinter sie in den Wald hinein, als erwarte sie die schwarz vermummten Gestalten wie ein stummes Publikum in den Ästen zu sehen. Unruhe kam auf und griff in ihre Schwarmintelligenz ein. Nach und nach hob jede Elfe den Kopf und sah sich um.

Elayn kämpfte mit einem Augenrollen.
„Nein, ich meinte damal-..."

Eine Waldelfe, die besonders nahe am Rand der Lichtung gewartet hatte, wurde mit einem Ruck nach hinten in die Schatten gezogen und Elayns Mund klappte wieder zu.
Moment.

Was zur-... ?

Die Frauen stoben auseinander wie eine Horde Schafe, die nicht vor zehn Minuten zwei vollbewaffnete Menschen durch ihren Wald gehetzt hatten. Eine von ihnen trat rückwärts zu dicht an die Bäume heran und wurde ebenfalls ins Dickicht gezerrt. Sie brachte nie einen Laut heraus.

Staunende Stille trat ein.

Elayn begann subtil mit ihren Fingernägeln an der Schlingpflanze zu kratzen.
Egal was das war, lieber man befand sich nicht wie das nächste Häppchen an einen Baum gebunden. Das war das Erste, was man an den Rebellenschulen lernte.

Irritiert steckten die Waldwesen die Köpfe zusammen. Bis sich die Erste unter ihnen erinnerte wer, oder besser was, sie waren.
Nämlich fürchterlich dumm. Johlend riss sie einen Arm in die Luft und spurtete los.
Hinterher!"

Und schon war sie im Wald verschwunden. Mit geringem Abstand verfolgt von einer Meute kreischender Frauen, die ihre jüngste Beute vergessen hatten.

Erib sei Dank, dass sie sich alle zusammen ein Gehirn teil-...
„Maze, ich warne dich!"

Jagd der Nebelflüsterer - Der WunschdompteurWhere stories live. Discover now