Jimin - 28. Juli, Jahr 22

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Ich war wieder der letzte, der im Proberaum blieb. Es war nach zwölf und es fuhren keine Züge mehr. Ehrlich gesagt, habe ich drauf gewartet, dass sie nicht mehr fuhren. Erst dann hatte ich den Proberaum ganz für mich allein. Als wir zusammen geübt haben, konnten meine Augen nur meine Mängel erkennen. Das war der Grund, wieso ich nicht aufhörte zu üben. Ich hatte auch Angst. Aber ich wollte es tun. Also blieb ich hier jede Nacht allein in diesem Raum.

Als ich meine Tage so verbrachte, verschwand die Angst in meinem Herzen interessanterweise. Nur die Erkenntnis, dass Tanzen Spaß machte verblieb. Für eine lange Zeit habe ich geglaubt, dass das kleine, schwache und kraftlose Ich, den ich in meinem Kopf erschuf, das wahre Ich war. Als ich tanzte, hörte ich auf an mein Körpergewicht, die Länge meiner Arme oder die Schnelligkeit oder Stärke, die ich aufbringen konnte, zu denken. Das Ich, das tanzte, war weder klein noch schwach. Meine Fähigkeiten haben sich verbessert je mehr ich übte. Die Bewegungen die zunächst ruckelig erschienen haben sich verbunden. Ich entwickelte mich weiter. Es war nur so groß wie ein Fingernagel, aber ich musste weiter wachsen. Mir wurde bewusst, dass ich eine eigentlich sehr gesprächige Person war. Ich konnte das fühlen, wenn ich tanze. Ich schrie alle Sachen in die Welt, die ich nicht sagen konnte oder einfach nicht gesagt habe.

Wenn anfing zu tanzen, fing ich für das erste Mal in meinem Leben an, mich selbst zu mögen.

HYYH (花樣年華) The Notes: ANSWER [German/Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt