Part 42

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Manchmal brauche ich diese ganze Ablenkung von meinem Handy nicht. Manchmal reicht es mir einfach nur Musik zu hören und aus dem Fenster zu schauen. Wie gerade jetzt, die ganzen Gebäude, Felder und Straßen ziehen an mir vorbei und das ganze ist viel entspannender als sich irgendeinen neuen Post auf Instagram anzugucken. Yuri wohnt etwas weiter von mir weg, circa eine halbe Stunde mit dem Zug. Ich liebe diese Zugfahrten zu ihm nach Hause, da kann man sich die Zeit nehmen sich wie in einem dramatischen Musikvideo zu fühlen mit dem Kopf an der Fensterscheibe gelehnt und den Gedanken fern ab von der Realität. Auch wenn ich automatisch die Nase rümpfen muss wenn ich an das auf mich zu kommende unangenehme Gespräch denke. Nach ein paar Liedern bin ich an der Station angekommen bei der ich aussteige. Von da aus steige ich in einen Bus der mich bis kurz vor seine Haustür fährt, ich sehe ihn schon durch das Fenster an der Bushaltestelle mit einem anderen Kerl stehen. Sie unterhalten sich, als ich aussteige wirft mir Yuri einen kurzen Blick zu und verabschiedet sich schnell von seinem Gesprächspartner. Ugh, das war offensichtlich kein Kumpel von ihm. Er setzt ein leichtes Lächeln auf als ich auf ihn zu komme, er zieht mich in eine Umarmung und will mich küssen. Ich wende jedoch meinen Kopf zur Seite und er seufzt enttäuscht "So schlimm?" Fragt er „Wer war das gerade eben?" entgegne ich ihm als wir uns aus der Umarmung lösen „Nur so ein Typ" antwortet er knapp „Komm lass uns rein gehen" Ich verdrehe die Augen und lasse mich von ihm an der Hand in das Gebäude ziehen. Er wohnt noch bei seiner Mutter in einer relativ kleinen 3 Zimmer Wohnung, sie arbeitet viel als Krankenschwester und ist meistens nicht da oder am schlafen. Ich habe sie jedoch schon kennen gelernt und verstehe mich wirklich gut mit ihr, Yuri meint dass sie häufig nach mir fragt und es freut mich dass sie mich gut leiden kann. Sein Vater lebt anscheinend  wieder in Russland, ähnliche Geschichte wie bei mir nur, dass seine Mutter ihn und seinen Bruder liebt und damals frühzeitig ihre Sachen gepackt hat und mit ihren beiden Söhnen abgehauen ist. Seinen Bruder habe ich aber nie kennen gelernt, er ist 3 Jahre älter als Yuri und seit einiger Zeit im Gefängnis.
Wir betreten die Wohnung deren Wände ziemlich voll gehangen sind mit alten Bildern und Schnick Schnack aus Russland, Yuris Mutter erinnert sich eben gerne an ihre Heimat „Ist deine Mama zu Hause?" Frage ich „Ne die hat Spätschicht" antwortet er trocken, schade ich hätte mich echt gefreut sie wieder zu sehen. Sein Zimmer ist im Vergleich zur restlichen Wohnung ziemlich nüchtern, ein großes Bett, ein großer Fernseher und ein großer Kleiderschrank in dem er an einem bestimmten Platz seine Drogen zum verkaufen aufbewahrt. Woher ich das weiß? An einem Morgen dachte er ich würde noch schlafen, er bekam einen Anruf und musste anscheinend was für einen Kunden raussuchen. Ich glaube er weiß immer noch nicht, dass ich das weiß. Ich lasse mich auf sein Bett fallen und starre an die Decke „Die Arme, hat die überhaupt mal frei?" rede ich weiterhin über seine Mutter, er lacht kurz und legt sich neben mich „Eher selten" Antwortet er. Kurze Pause, denn wir wissen beide dass wir das Thema was offensichtlich im Raum steht nicht länger aufschieben können „Wieso hast du dich heute erst gemeldet?" Bricht er dann das Schweigen, ich habe ihm nämlich erst heute in der Schule geschrieben ob er Zeit hätte sich zu treffen. Und das obwohl ich mein Handy schon seit zwei Tagen wieder hab. Ich zucke mit den Schultern „Keine Ahnung" Gebe ich es wahrheitsgemäß wieder „Ist es wegen diesem Typen?" Fragt er weiter und ich setze mich auf „Was? Nein!" Stoße ich es aus und Yuri setzt sich ebenfalls auf „Läuft da was zwischen euch?" Fragt er weiterhin ruhig „Oh mein Gott, nein!" Gebe ich es fassungslos wieder, für wen hält der mich?! „Und wieso habt ihr euch dann getroffen?!" Fährt er mich an „Weil wir was für die Schule machen mussten?"  „Ihr musstet Hasch Brownies für die Schule essen?" „Das war nicht meine Idee!" Verteidige ich mich „Ja mir schon klar dass das nicht deine Idee war. Der wollte nur dass du  high bist, um dich dann zu ficken" Stellt er wütend fest während er aufsteht um ein paar Schritte durch sein Zimmer zu laufen, seine einzige Möglichkeit sich ein wenig abzureagieren. Ich bleibe jedoch sitzen und blicke ihn fassungslos an „Hä garnicht! Wir haben uns nur unterhalten, außerdem hast du überhaupt kein Recht wütend auf mich zu sein! Ich sollte eher wütend auf dich sein!" Fahre ich ihn an, er lacht wieder kurz eher er zu sprechen beginnt „Ich hab's dir zwar schon mal gesagt aber ich sage es dir wieder. Dein Bruder hätte es so oder so raus bekommen! Man konnte dich garnicht mehr ansprechen so dicht warst du!" Kontert er aufgebracht „deshalb hast du das aber nicht gemacht, du hast das gemacht damit Lukas auffliegt weil du eifersüchtig auf den bist!" Entgegne ich ihm, er wirft daraufhin seine Arme nach oben „Ja na und?! Dann bin ich eben eifersüchtig! Welcher Typ wäre das nicht wenn seine Freundin mit 'nem anderen abhängt?!" schreit er mich an „Ein Typ der seiner Freundin vertraut!" Schreie ich zurück und  blicke weiterhin zu ihm auf „ich kann dir aber nicht vertrauen wenn du zu high bist um überhaupt zu sprechen!" fährt er fort „denkst du ich kann dir vertrauen, wenn ich nicht mal weiß was du die ganze Zeit machst und wo du überhaupt bist?!" Gebe ich zurück und er seufzt  „Jetzt kommst du wieder mit dieser Scheiße" sagt er genervt, nun stehe ich auch auf „Ja mache ich auch, weil das was ist was mich immer noch mega stört und du denkst immer wieder ich würde das vergessen aber tue ich nicht!" er mustert mich einen Augenblick „Kannst du nicht verstehen, dass ich nicht will dass du mit nem anderen Kerl Drogen nimmst" sagt er es ruhiger „Kannst du nicht verstehen wieso ich nicht will dass du welche verkaufst?" Stelle ich als Gegenfrage, er schaut einen Moment auf den Boden ehe er mich wieder anblickt „Doch, verstehe ich" die Antwort überrascht mich ein wenig, ich nicke leicht „Gut" sage ich, das ist schon mal ein Anfang. Er guckt mich skeptisch an „Gut?" Fragt er ironisch „Du musst jetzt sagen dass du mich auch verstehst" äußert er sich lachend „Nö" Gebe ich es ebenfalls mit einem Lachen wieder, er zieht mich an sich ran „Jetzt hör auf so zu tun als wärst du noch angepisst. Ich weiß, dass du mich die ganze Zeit eigentlich nur küssen möchtest" raunt er in mein Ohr während ich mich zwanghaft von ihm abzuwenden versuche. „Garnicht, ich bin sauer auf dich" Lüge ich und er beginnt sanft meinen Hals zu küssen "Ernsthaft? Wir sind uns am streiten!" Protestiere ich denn es fängt an mir zu gefallen in welche Richtung es nun führt, er stoppt und blickt mich an "Wirklich? Willst du dich noch streiten?" Fragt er mich halb ernst, denn er weiß genau dass ich etwas anderes möchte. Ich überlege dennoch einen Augenblick ob er es wirklich verdient hat, dass ich mit ihm schlafe. Merke jedoch selber wie ich schwach werde und ich ihn auf den Mund küsse, er lächelt in den Kuss hinein und übernimmt schnell wieder die Führung. Es fühlt sich so verdammt gut an ihn nach der ganzen Zeit mal wieder richtig zu küssen und es dauert nicht lange da landen wir beide in seinem Bett.

Und wenn ich so in seinen Armen liege, danach, dann fühle ich mich sicher. Sein Brustkorb bebt immer noch leicht von der Anstrengung und meine Atmung fängt an sich zu normalisieren. Wie immer eigentlich nach dem Sex reden wir beide nicht, sondern sind ganz still während die starken Gefühle der Lust abebben. Seine Hand streichelt sanft über meinen nackten Rücken „Was ist das eigentlich mit uns?" Frage ich mich mehr selbst, und er hört auf mich zu streicheln. "Was meinst du?" Fragt er monoton, ich stütze mein Kinn auf seinem Brustkorb um ihn anzuschauen „Ich meine, glaubst du dass das gut geht.. mit uns?" Fahre ich fort „Klar, wieso nicht?" Antwortet er trocken, als wäre es selbstverständlich. Einen Moment halte ich inne um mich zu sammeln, wie von selbst beginne ich zu sprechen „Ich will dass du mit den Drogen aufhörst" daraufhin lacht er leicht „Hört sich an als wäre ich Methabhängig" „Du weißt was ich meine Yuri" Sage ich genervt und setze mich auf „Ich will mehr Zeit mit dir verbringen, keine Ahnung, mit dir ins Kino gehen oder so. Sowas was normale Leute machen." „Also das was wir gerade gemacht haben fand ich ziemlich normal" Grinst er und sein Blick wandert zu meinen frei gelegten Brüsten, ich seufze und verdrehe die Augen während ich die Decke hoch ziehe damit er nicht weiter abgelenkt wird. „Du willst ins Kino? Ja komm, dann lass das machen!" Strahlt er mich an „Hör auf abzulenken, ich rede von der Zukunft" Äußere ich mich, kann mir aber ein leichtes Lachen nicht verkneifen denn er mustert mich nach wie vor von oben bis unten. Bis sein Blick an der Innenseite meines Oberschenkels hängen bleibt und sein Lächeln verschwindet, denn die Decke bedeckt zwar meine nackte Brust aber nicht ganz die Verletzungen die ich mir selber zugefügt habe „Was hast du da?" Fragt er besorgt, ich höre jedoch dass er eine Vorahnung hat. Er versucht einen besseren Blick drauf zu werfen indem er sich mehr aufsetzt „Nichts" Antworte ich schnell und ein wenig panisch und verdecke die Wunden. Er bleibt ganz ruhig und legt sie wieder frei „Wann?" Fragt er weiterhin ruhig, er sieht nicht das erste mal solche Verletzungen bei mir. Ich blicke nervös zur Seite „Vorletzte Woche Sonntag" antworte ich „Und wieso?" Fragt er weiter, ich spüre seinen Blick auf mir „Wegen Basti, und dir, und keine Ahnung" ich blicke an die Decke um nicht los zu heulen, weiß aber ganz genau dass meine Stimme schon am brechen ist „Ich wusste nicht was ich sonst machen soll" Fange ich nun an und er zieht mich daraufhin in seinen Arm damit ich mich beruhigen kann, wiegt mich leicht hin und her, küsst mein Haar. Darum brauche ich ihn, egal wie eifersüchtig er ist oder womit er sein Geld verdient, wenn es mir schlecht geht ist er für mich da. Er würde mich wegen so etwas nie verurteilen. Nachdem ich ein wenig ruhiger geworden bin fängt er an zu sprechen „Du weißt dass das nicht die Lösung ist oder?" Fragt er, daraufhin nicke ich leicht „Bevor du das machst, sollst du mich doch anrufen" Fährt er fort „Ja aber ich hatte doch kein Handy!" Gebe ich aufgebracht wieder „Dann hättest du deinem Bruder sagen sollen dass du mit mir sprechen musst!" Entgegnet er „Ja genau" Lache ich „Der hätte mich gefragt ob ich sie noch alle hätte" ich löse mich ein wenig aus seiner Umarmung und wische mir die Tränen weg „Dann hättest du es ihm gesagt, oder du hattest doch deinen Laptop. Dann hättest du mir da geschrieben, oder irgendjemanden, Alles aber tu dir nicht selber weh. Bitte, mach dich nicht kaputt!" Sagt er eindringlich und ich blicke in seine besorgten Augen, ich nicke „okay" „versprochen?" Fragt er „versprochen.

You Can't Always Get What You WantWhere stories live. Discover now