Part 15

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Joyce POV

"So ein bescheuerter, Wichser!" Murmel ich wütend vor mich hin als ich gerade den einen Bettbezug an den anderen knote. Der kann mich sowas von am Arsch lecken, als ob ich mir von irgendjemandem mein scheiß Leben bestimmen lasse! Ich zieh nochmal fest an beiden Enden von meinem 'Seil', was größten teils aus Bettbezügen und normalen Decken besteht. Hoffentlich hält das, wenn nicht... Nicht dran denken, Joyce! Bleib positiv! Das wird schon, irgendwie. Ist ja nicht das erste Mal dass du abhaust, naja okay das erste Mal seit dem ich bei Basti wohne. Und das erste mal aus dem 3 Stock. Aber das wird schon! Mein Zimmer im Jugendheim war schließlich gerade mal im ersten Stock, somit war es dort überhaupt kein Problem abzuhauen aber das hier könnte echt risky werden. Noch einmal schaue ich aus dem Fenster, um mir genau einen Plan zurecht zu legen wie ich von hier fliehen kann. Ich fühle mich wie fucking Rapunzel im Turm, nur leider kann mein Prinz mich nicht retten weil er wahrscheinlich zu sehr mit Vorglühen beschäftigt ist. Aber egal, wir brauchen den nicht, wir brauchen niemanden wir sind selbstständig und werden jetzt keine Höhenangst entwickeln! Am besten werde ich mich aus dem Fenster hangeln und dann direkt auf die Garage springen, die circa ein Stockwerk hoch ist. Also haue ich ja dann quasi nicht aus dem dritten sondern aus dem zweiten Stock ab, das macht die ganze Sache doch erträglicher! Okay, nächstes Problem. Wie komme ich von der Garage auf den Boden ohne mir sämtliche Knochen zu brechen? Spätestens jetzt wünsche ich mir nicht immer Sport geschwänzt zu haben, vielleicht hätten wir dann da sowas gelernt wie 'Wie rolle ich mich am besten ab, wenn ich von einem einstöckigem Gebäude springen will?" Warte, da ist ein Baum direkt daneben. Ach komm schon, Joyce! Das kriegst du hin! Ein bisschen zu mutig, befestige ich mein 'Seil' an der Heizung mit der Hoffnung dass diese mein Gewicht halten wird und werfe das andere Ende aus dem Fenster. Dieses hört tatsächlich gerade mal einen Meter über der Garage auf, jetzt sind da nur noch zwei kleine Problemchen. Erstens: Es reicht zwar bis zur Garage, aber diese liegt leicht nach links versetzt unter meinem Zimmer so dass ich mich da irgendwie Wallrunnermäßig hin hangeln muss. Zweitens: Scheiße man, hält mich meine Konstruktion wirklich aus?!?! Na gut, nicht lang drüber nachdenken einfach machen. Also los, ich steige auf mein Fensterbrett, meine Handtasche werfe ich auf die Garage. Jetzt gibts kein zurück mehr, ich muss da runter also halte ich mich an meinem Seil fest, verlagere mich mit meinem Gewicht nach hinten und gehe rückwarts die Wand runter, einen Schritt nach dem anderen und so langsam wies nur geht. Fuck, fuck, fuck. Mein Herz rast bis zum geht nicht mehr und jedes kleine Geräusch lässt die Angst in mir wachsen herunter, in meinen Tod zu fallen. Wenn Basti dann davon Wind bekommt, würde er sicher nicht mal auf meiner Beerdigung auftauchen, weil er sich so sehr über meine Dummheit abfucken würde. Aber scheiß auf den, ich muss gewinnen! Mit dieser Motivation vor Augen gehe ich weiter abwärts, ich wage einen Blick über meine Schulter um zu checken wie weit ich bin. Und bei diesem Anblick wird mir kotzübel, mir steigen langsam Tränen in die Augen. Ach du Scheiße, was mach ich hier bitte?! Ich weiß nicht wie viele Meter ich von der Erde entfernt bin aber genug dass ich weiss, dass wenn ich dort aufkomme es mehr als nur weh tuen wird. Langsam fangen meine Hände auch an zu schmerzen und ich wage meinen Blick zur Garage. Fast geschafft! Ich kanns garnicht richtig glauben, ich muss also nur versuchen mehr nach rechts zu gehen und dann bin ich fast da und somit wäre das Schlimmste geschafft. Also voller Adrenalien und motiviert wie sonst was führe ich meinen Weg fort, bis ich an einer Stelle angelangt bin die mir schon beim zusammenknoten Sorgen bereitet hat. Ein ziemlich, ziemlich dünner Bettbezug. Bitte halte mich aus! Ich führe meinen Weg fort, was war das gerade für ein Geräusch? Schon wieder, als würde was.. oh nein. Ein Blick auf meine Konstruktion bestätigt mir, dass der Bettbezug eingerissen ist. Mein Herz schlägt mir nun bis zum Hals "Bitte nicht" flüstere ich es angsterfüllt, ich muss mich verdammt nochmal beeilen. Schnell schaue ich noch ein mal nach hinten um zu sehen dass ich noch circa 2 Meter über der Garage bin, ich beschleunige meinen Rückwärtsgang muss aber stark einen Schrei unterdrücken als der Bettbezug komplett reißt und ich tatsächlich hinunter stürze. Ich spüre zwar einen unangenehmen Schmerz an meinem Steißbein, aber echt. Ich dachte es wird schmerzvoller! Jetzt muss ich aber einen Freudenschrei unterdrücken um nicht irgendwie auf mich aufmerksam zu machen! Das Schlimmste ist geschafft und ungläubig schaue ich zu meinem Zimmerfenster hinauf, aus dem meine zusammen geknoteten Bettlaken und Decken wie eine Siegesflagge wehen. Ja man, schluck das Basti! Voller Euphorie strecke ich meinen Mittlerfinger dem 'Turm' entgegen dem ich erfolgreich entflohen bin, schnell packe ich noch meine Tasche die hier sehnsüchtig auf meine Ankunft gewartet hat und GOTT SEI DANK an dieser verfickten Garage ist tatsächlich eine Leiter nach unten angebracht! Als hätte es das Schicksal gewusst dass ich eines Tages durch mein Fenster fliehen muss, stolz wie sonst was steige ich also noch die Leiter hinunter, was mir nach der Aktion gerade wie das aller leichteste Kinderspiel vorkommt und setze meinen Fuß auf die Erde. Lobet den Herren, Kinder, ich habe überlebt!

You Can't Always Get What You WantWhere stories live. Discover now