Campus | ✔

2. Kapitel

"Then I see you, you're walking cross the campus

Cruel professors, studying romances

How am I supposed to pretend

I never want to see you again?"

Campus – Vampire Weekend

- Luke -

„Hey man, wollten wir nicht einfach nur was essen gehen? Wo kommen die ganzen Frauen her?", flüstere ich meinem besten Freund Phil zu, der auf der Bank neben mir sitzt und im Gegensatz zu mir die Aufmerksamkeit der Frauen um uns herum deutlich genießt. Eigentlich hatten wir uns nur hier hin gesetzt, um bequem die Zeit zu überbrücken, bis die Mensa aufmacht.

Allerdings ist von bequem inzwischen keine Spur mehr. Zwei Mädchen vor mir versuchen seit geschlagenen fünf Minuten meine Aufmerksamkeit zu erregen, aber ich habe nicht die geringste Lust, sie ihnen zu schenken. Manchmal ist es hart, gut auszusehen.

„...findest du nicht?", sagt das schwarzhaarige Mädchen vor mir und zwinkert mir zu. Da ich keine Ahnung habe, was sie in den letzten Minuten gesagt hat, zucke ich nur mit den Schultern und wende mich demonstrativ ab. Normalerweise bin ich höflicher, aber heute bin ich noch weniger in der Laune als sonst zu flirten.

Das Telefonat mit meinem Dad hat mir gehörig die Laune versaut, außerdem nagt inzwischen ein ausgewachsener Hunger an mir, der mir schlechte Laune macht. Das ist bei mir immer so.

Die Mädchen vor mir ziehen ab und gesellen sich wenige Meter rechts von mir zu einem meiner Teamkollegen. Irgendwie scheint jeder aus meinem Basketballteam außer mir sich im Interesse der Frauen um uns zu sonnen.

Ich stütze meinen Kopf in die Hände und platziere meine Ellenbogen auf meinen Knien. Seufzend lasse ich meinen Blick über die ganzen aufgeregten Erstsemester wandern, die größtenteils hibbelig hinter ihren Eltern zur Anmeldung laufen. Ob ich vor einem Jahr wohl genauso nervös ausgesehen habe? Ich bezweifle es stark, denn einige von ihnen sehen aus, als hyperventilierten sie gleich.

„Na, beobachtest du das Frischfleisch?" Alec sieht mich verschmitzt an und deutet mit dem Kinn auf eine Mädchengruppe, die mit einer Karte in der Hand über den Weg an der Anmeldung laufen.

„Sag' noch ein einziges Mal dieses Wort und ich klatsche dir eine", erwidere ich augenverdrehend, aber Alec lacht nur. Genau wie ihm ist mir klar, dass er bei der erstbesten Party auf dem Campus alles versuchen wird, um eine von ihnen um seinen Finger zu wickeln. Betonung auf versuchen.

Ich wende mich von Alec ab, der die Aufmerksamkeit der Mädchen mit der Karte erregen konnte und ihnen zuzwinkert, woraufhin diese kichern und tuschelnd weiterlaufen. Kopfschüttelnd beobachte ich weiter die vorbeiziehenden Menschen. Das ist tatsächlich besser als Fernsehen.

Ein blonder, fast schon goldener Haarschopf zieht meine Augen auf sich. Er gehört einem Mädchen, das gerade die Tür der Anmeldung öffnet, offenbar auch eine neue Studentin. Sie ist leicht gebräunt, was aus ihr, in Verbindung mit den blonden Haaren und dem weißen Kleid, das ihrem schlanken Körper schmeichelt, einen echten Blickfang macht. Sie zieht meinen Blick wie automatisch auf sich, allerdings ist sie in der nächsten Sekunde schon im Gebäude verschwunden und außerhalb meines Sichtfeldes.

Ich blinzele und bin verwundert über das Gefühl der Aufregung, das sich in meiner Magengegend breit gemacht hat. In der nächsten Sekunde stößt mich allerdings Alec in die Rippen, und die Aufregung verschwindet.